[32] 1|Donnerstag

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Eine Familie werden sie sein, was für ein schöner Gedanke. Ronja hatte schon fast mit diesem Gedanken abgeschlossen. Aber jetzt sieht es wieder ganz anders aus. Ein Mädchen oder ein Junge? Ist mir völlig egal, Hauptsache gesund

Apropos gesund, sie ist blind, kann sie das Kind denn wirklich alleine betreuen?, diese Frage schießt ihr plötzlich durch den Kopf. 

Sie dreht sich um und rüttelt Alice wach. 

„Was, wenn ich das nicht schaffe?" 

„Ronnie. Was ist denn los?" 

„Ja, bisher habe ich zwar alles gut gemeistert, aber du darfst nicht vergessen, ich bin blind. Zu Beginn werde ich wieder alles neu lernen müssen, also ich meine alle richtigen Handbewegungen, einfach alles, was unser Kind betrifft. Was, wenn ich das nicht schaffe?" 

„Beruhige dich." 

„Aber Al. Ich will doch nicht, dass unserem Kind etwas zustößt." 

„Das weiß ich doch. Bitte beruhige dich." 

„Al! Denk doch mal nach. Wie kannst du mir das zutrauen?" 

„Ronnie, weil ich dich kenne!" 

„Aber ..." 

„Ronnie, denk an deine Atemübung. Langsam und ruhig tief ein- und ausatmen ... Gut ..." 

Alice legt ihre Hand auf Ronjas Bauch, spürt, ob Ronja auch wirklich ein- und ausatmet sowie tief genug atmet. 

Ronja beruhigt sich langsam wieder. 

„Ronnie, weißt du noch, als du mich besucht hast und ich eine Panikattacke bekam?" 

Ronja nickt. 

„Du kanntest meine Wohnung nicht, sie war ebenso neu für dich und doch, weil du mir helfen wolltest, hast du es auch geschafft. Und so wirst du es auch bei unserem Kind schaffen. Ich weiß, dass es mehr ist, aber ich habe ja auch Mutterschutz und in dieser Zeit werden wir alles gemeinsam machen, okay? Und wenn du länger brauchst, ist das okay, dann nehme ich noch Elternzeit und wir üben weiter, okay? Aber ich weiß, dass du es schaffst. Eben, weil du willst, dass unserem Kind nichts passiert, richtig?" 

„Richtig ... Ich habe Angst." 

„Das ist doch auch okay. Angst hilft uns Menschen doch auch vor Gefahren, macht uns achtsam. Angst ist nicht immer nur schlecht." 

„Ja, da hast du recht." Ronja muss grinsen. 

„Ronnie alles gut bei dir?" 

„Tut mir leid, ich musste an die letzte Mail an Elmar denken. Er fragte mich, was ich unter Angst verstehe. Ich habe zum Teil das geschrieben, was du eben zu mir gesagt hast." 

„Tja, dann hör auf mich und auch auf dich." 

„Danke Al." 

◦◦◦◦◦◦

Sie liegen noch einen kurzen Moment, um in Ruhe aufstehen zu können. Während Ronja sich duscht und fertig macht, bereitet Alice das Frühstück vor. 

Bei dem Frühstück bereden sie, wie sie Elmar und Joe danken können für ihre Anschubser. Sie beschließen die beiden am Sonntag zum Café und Kuchen und vielleicht auch, wenn sie länger bleiben mögen, einem spontanen Grillen einzuladen. 

Alice geht heute wieder alleine zum Hafen, sich mit Elmar treffen, auch wenn Ronja das schon vermisst. Aber aus zeitlichen und anderen Gründen lässt sie es auch heute aus. 

ImpressionsweiseWhere stories live. Discover now