Kapitel 7

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~ Elyanor ~ 

„Guten Abend, Eure Hoheit", sagte er überreichte mir den duftenden Blumenstrauß. Ich schloss die Augen und atmete den Duft tief ein, bevor ich aufsah und ihn anlächelte.

„Guten Abend, Lucian und vielen Dank für den Strauß." Ich gab ihn an einen der vorbeihuschenden Bediensteten weiter. „Seien Sie so freundlich und stellen Sie ihn in eine Vase in mein Zimmer?"

Er nahm ihn entgegen und deutete eine Verbeugung an. „Wie Sie wünschen."

Zufrieden wandte ich mich wieder Lucian zu. „Also was unternehmen wir heute?"

„Sie tun ja gerade so, als hätten wir schon öfter etwas unternommen", scherzte er und bot mir einen Arm an.

„Mir kommt es tatsächlich so vor", erwiderte ich und sah zu ihm auf. „Also?"

„Nun ja, ich hatte mir überlegt, dass wir heute Abend zusammen ins Theater gehen. Ich war mir nicht sicher, ob das angemessen ist, aber ich dachte vielleicht wollen Sie ja auch mal heraus aus dem Palast, nachdem ich heute einen Einblick in Ihr Arbeitsleben hatte."

Begeistert hakte ich mich bei ihm unter und ging an seiner Seite nach draußen, wo bereits unser Transportmittel in die Stadt bereitstand. „Das ist wirklich eine fantastische Idee. Von welchem Einblick sprechen Sie bitte?"

„Sie waren nicht informiert?", hakte er überrascht nach, nachdem er mir in die Kutsche geholfen hatte.

Ich runzelte verwirrt die Stirn. „Nein. Über was denn?"

„Nun ja..." Lucian zögerte. „Wir haben uns heute im Rahmen von Alistairs Unterricht Ihre Rede im Parlament angesehen, die öffentlich übertragen wurde. Sie haben wirklich wunderbar gesprochen."

Ich schlug die Hände vor das Gesicht. „Was denn, das haben Sie alle gesehen?"

„Ich denke außer uns haben es noch ein paar mehr Leute angesehen. Was ist so schlimm daran? Ich fand ihre Rede geradezu mitreißend."

„Es ist nicht schlimm, aber ich empfinde den heutigen Sitzungstag als Niederlage. Immerhin ist die Abstimmung so gut wie verloren. Das gesamte Parlament ist praktisch gegen mich. Haben Sie die Gegenrede gar nicht mehr gesehen?"

„Im Parlament waren vielleicht einige gegen Ihre Ansichten, aber das bedeutet nicht, dass die Bürger dieselbe Meinung haben. Ich denke Sie haben mindestens die Hälfte der Bevölkerung hinter sich stehen – die Frauen. Vergessen Sie das nicht. Auch wenn es manchmal untergeht."

Ich seufzte beklommen. „Da haben Sie recht. Es hilft aber trotzdem nichts, wenn das Parlament nicht mitspielt. Aber reden wir doch über etwas anderes. Ich habe schon den ganzen Tag damit zu tun, da möchte ich nicht auch noch meine Freizeit und diesen wertvollen Abend damit verbringen."

„Einverstanden."

„Darf ich etwas fragen?" Ich sah Lucian gespannt an und hatte fast ein wenig Angst, diese Frage zu stellen, da ich fürchtete, eine falsche Antwort seinerseits würde alles kaputt machen. Aber ich musste es wissen.

„Natürlich. Was immer Sie wollen."

„Warum haben Sie sich für die Selection beworben?" Ich rieb den Stoff meines Kleides zwischen meinen Fingern, gespannt auf seine Antwort. Er dachte kurz nach und sah mich dann ernst an.

„Ich finde dich irgendwie anziehend. Dein öffentliches Auftreten, deinen Mut, wie willensstark du bist. Auch bei deinen politischen Entscheidungen. Ich weiß nicht, ob daraus mehr entstehen kann, aber ich will es versuchen. Ich will dich besser kennenlernen. Auf alles andere habe ich sowieso keinen Einfluss, du allein triffst die Entscheidung."

Selection - ElyanorWhere stories live. Discover now