Mutprobe

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Leons Sicht:
Y/N und Vanessa hatten uns alle versammelt und nun folgten wir den beiden ohne zu wissen, wo sie hinwollten und was sie vorhatten. Es war schon dunkel und ich brauchte kurz um mich zu orientieren, als die Mädchen abstiegen und ihre Sachen neben die Fahrräder ins Gras fallen ließen. Wir standen vor dem klippenähnlichen Abgrund, der die Abgrenzung zum dortliegenden Baggersee darstellte. Ich fiel fast vom Glauben ab, als ich realisierte, was sie vorhatten und trotzdem fragte ich nach nur um sicher zu gehen oder vielleicht auch, damit sie mir sagten, es sei ein Scherz: "Was zum Teufel wollt ihr denn hier?" "Na siehst du doch! Die wollen springen." hörte ich hinter mir und dann "Die haben doch ne Meise!" "Nein" drehte sich Vanessa zu uns um und fuhr fort, "und wir springen ganz bestimmt nicht alleine." "Und ob ihr das werdet!" spottete ich, meinen Blick auf Y/N gerichtet, die die ganze Situation eher belustigt als besorgt betrachtete, was mich zugegebenermaßen verunsicherte. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte ihre Gedanken lesen, einfach nur um einmal zu wissen, was sie plant. Jetzt wurde ich hellhörig, da Fabi rief: "Nein, denn ich springe mit ihnen." Y/N sah selbstzufrieden aus und ich konnte nicht glauben, dass ich tatsächlich mit dem Gedanken spielte, es Fabi gleichzutun. Schließlich konnte ich wohl kaum auf mir sitzen lassen als feige zu gelten, da ich mich im Gegensatz zu zwei Mädchen nicht traute in dieses Wasser zu springen. Nein das konnte ich wirklich nicht machen, aber Fabi ist schließlich verknallt und das bin ich mit Sicherheit nicht. Verdammt sie machen es mir aber auch verdammt schwierig. Ich war fast erleichtert, als ich hörte wie Maxi schrie: "Halt wartet!" Moment mal Maxi spricht? Mist jetzt stehe ich wirklich als Feigling da. "Das verzeih ich dir nie, dass du ausgerechnet jetzt anfängst zu sprechen. Verdammt er hat Recht, oder wollt ihr alle als feige gelten?" richtete ich mich an die Kerle und ließ mein Rad fallen. Damit war es beschlossen, dass wir es jetzt alle zusammen machen würden. Ich sah Y/N mit verschränkten Armen etwa einen halben Meter vom Abgrund entfernt stehen und erkannte, dass sie mir den nur allzu bekannten Blick zuwarf, der mir sagte: "Ich wusste es doch!" und ihr siegesicheres Grinsen, für dass ich sie gleichzeitig ohrfeigen und küssen könnte. Halt stop, was denke ich denn da, ich meine natürlich, dass ich sie dafür persönlich ins Wasser schubsen könnte. Circa 30 Sekunden später stehen wir in einer Reihe alle nebeneinander und schauen ungefähr 10 riesige Meter in die Tiefe. Y/N nahm meine und Nessas Hand, weil wir neben ihr standen und so hielten wir uns alle fest. Ich sah kurz zu ihr rüber und sah sie wieder lächeln, als ich sagte: "Ich schwöre, wenn dass vorbei ist dann bring ich dich dafür um!" Sie nickte: "Das darfst  du auch, (wenn du dann noch lebst) aber ich weiß auch so dass du Schiss hast." wiederholte sie meine Worte von heute morgen, was mich dann auch zum grinsen brachte. Nun begann Vanessa zu zählen: "1...", "2..." fuhr Y/N fort und, "3..." riefen wir alle gleichzeitig und sprangen. Das Wasser war eisig kalt aber trotzdem jubelten wir alle, als wir wieder auftauchten, wir waren tatsächlich gesprungen. Jeder von uns fühlte sich besser den je und gemeinsam spritzten wir uns noch eine Weile gegenseitig nass, bis jeder von uns zitterte und mir auffiel, wie Y/N's Lippen sich teilweise schon vor Kälte blau verfärbt hatten. Ein kleiner Teil von mir fragte sich, ob sie irgendwie besonders kälteempfindlich war, da es jetzt schon das zweite Mal ist, dass sie eine so heftige Reaktion zeigte, aber darüber konnte ich mir jetzt keine Gedanken machen. Vanessa verteilte Decken, die sie und Y/N mitgebracht hatten, genauso wie sie jedem einen Becher heißen Punsch reichte. Y/N hatte sich gegenüber von mir an den Fels gelehnt und in eine Decke eingewickelt, ihre Haare waren nass und um ehrlich zu sein, sah sie etwas kränklich aus, doch ich bezweifelte, dass irgendeiner von uns wirklich viel besser aussah.

 Y/N hatte sich gegenüber von mir an den Fels gelehnt und in eine Decke eingewickelt, ihre Haare waren nass und um ehrlich zu sein, sah sie etwas kränklich aus, doch ich bezweifelte, dass irgendeiner von uns wirklich viel besser aussah

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Nessi gesellte sich zu ihr, nachdem sie uns "versorgt hatte" und die beiden unterhielten sich leise miteinander, wobei ich Y/N nun doch erwischte, wie sie zufrieden und glücklich war

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Nessi gesellte sich zu ihr, nachdem sie uns "versorgt hatte" und die beiden unterhielten sich leise miteinander, wobei ich Y/N nun doch erwischte, wie sie zufrieden und glücklich war. Ich war es auch, ich wollte es mir eigentlich nicht eingestehen, aber dieses Mädchen machte etwas mit mir, dass ich nicht beschreiben konnte. Im Hintergrund hörte ich glaube ich Fabi fragen: "Und willst du sie immer noch umbringen?" Ich reagierte nicht, da ich abgelenkt dadurch war, wie Y/N über etwas lachen musste, dass Nessa ihr ins Ohr geflüstert hatte, bevor sich unsere Blicke kreuzte. Sie lächelte, als mir jemand mit der Hand vorm Gesicht rumwedelte "Hallo, Leon, Fabi hat dich was gefragt." grinste mein Bruder während ich mich zu ihm umdrehte: "Was?" frage ich, "Er will wissen ob das ansteckend ist." neckt Marlon weiter und ich gifte zurück: "Pass auf was du sagst!" trotzdem mussten jetzt alle Jungs lachen, sodass ich fortfuhr: "Ihr sollt alle aufpassen hört ihr!?" Gerade war ich froh, dass Y/N und Vanessa nicht wussten, was wir meinten und dass sie ein Stück von uns entfernt saßen. Das war beruhigend, schließlich hatte Marlon nicht ganz Unrecht, ich hatte sie vor ein paar Sekunden noch angestarrt. Ach du Kacke, was ist nur los mit mir?
Y/N's Tagebuch:
(Zeitsprung ich bin zurück im Heim und liege wach in meinem Bett, da ich nicht einschlafen kann)
Liebes Tagebuch,
bereue ich es in den Baggersee gesprungen zu sein? Nein. Geht es mir schlechter, weil ich es gemacht habe? Ja. Hätte ich es nicht tun sollen? Definitiv, mein Arzt würde mir einen  stundenlangen Vortrag halten. Habe ich es in diesem Wissen trotzdem gemacht? Ja. Ich weiß, ich habe vermutlich verdient, dass ich jetzt wieder Schmerzen habe, aber das war es mir wirklich wert. Die wilden Kerle haben neuen Mut und neue Kraft geschöpft, sodass wir das Spiel morgen doch gewinnen können, wenn wir uns alle anstrengen. Ich freue mich schon darauf und bin glücklich die Jungs und Nessa als Freunde zu haben. Ich weiß wir kennen uns noch nicht länger als 10 Tage aber sie sind mir auch so unglaublich wichtig. Man versteht was ich meine, sobald man es einmal selbst erlebt hat, aber ich bin mir unsicher ob ich ihnen mein Geheimnis schon anvertrauen kann und ihnen von der Krankheit erzählen kann. Es sind bereits vier Jahre seit der Diagnose vergangen und immer noch haben ich niemandem davon erzählt. Ich weiß selbst nicht so genau ob ich mich einfach nie getraut oder noch nicht die richtige Person dafür gefunden habe. Eigentlich spielt es keine Rolle,  doch mein Arzt/Therapeut ist der Meinung es würde mir besser gehen, sobald ich mit jemandem darüber spreche. Woher soll ich wissen ob das stimmt? Ich habe es ja noch nicht ausprobiert. Oft habe ich mir schon ausgemalt wie ein solches Gespräch ablaufen würde und nie ist es eine zufriedenstellende Vorstellung. Ich meine wie könnte es auch sein? Ich selbst wüsste nicht wie ich auf eine solche Aussage reagieren sollte. Was tut und sagt man, wenn man vor jemandem steht, den man gern hat und versucht ihm schonend beizubringen, dass mit jeder Minute der Tod unweigerlich näher rückt? "Hey, übrigens was ich dir noch sagen wollte ich habe unheilbaren Krebs und sterbe!"

Jetzt wisst ihr, worum es geht und ich hoffe es gefällt euch weiterhin. Für den ersten Teil von Y/N's Geschichte fehlen nicht mehr viele Kapitel aber die nächsten sind bereits in Planung. Bleibt also gespannt!

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