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Mila POV

Noch etwas zurückhaltend lauschte ich den Gesprächen von Morgans Freunden. Wir waren zu sechst, und sie waren auch alle echt nett, allerdings redeten sie über Themen, die mich nicht ganz so interessierten. Trotzdem war es ganz cool mal etwas mit anderen Leuten zu unternehmen.
Während ich also weiterhin ihren Gesprächen lauschte, begann einer der Jungs einen Rucksack, beziehungsweise eine recht große Tasche aus seinem Auto zu holen, und vor uns auf den Boden zu legen.
Ohne mir weiter darüber Gedanken zu machen, wendete ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch zu. Erst als ich im Augenwinkel sah, was der Junge aus der Tasche holte, richtete ich meine volle Aufmerksamkeit auf ihn.
Sofort beschlich mich ein ungutes Gefühl und ein Unwohlsein machte sich in mir breit.
Tatsächlich zog er ein Maschinengewehr aus der Tasche heraus. Natürlich ist so was bei uns in den Staaten nichts Ungewöhnliches mehr, und viele hatten ihre Waffen immer bei sich dabei, allerdings wuchs meine Abneigung dem gegenüber immer mehr. Und ich sah auch absolut keinen Grund, warum man hier Maschinengewehre auspacken musste.
„Also, wie sieht es aus- wollen wir ein bisschen Spaß haben?", fragte er in die Runde und hielt mit einem breiten Grinsen das erste Maschinengewehr in die Luft.
Viele hier schießen aus Spaß, allerdings, wie ich selber feststellen musste, wird aus Spaß mit Waffen oft totaler Ernst.
Allerdings schienen die anderen in die Gruppe das anders zu sehen als ich, denn schon stand eine Freundin von Morgan auf und nahm dem Jungen das Maschinengewehr aus der Hand. „Und, worauf schießen wir?", fragte sie grinsend während sie das Magazin in das Gewehr steckte. Auch in den Rest der Gruppe kam Bewegung und jeder nahm sich ein Maschinengewehr.
Eine Pistole würde ich ja vielleicht noch verstehen, aber warum muss man acht Maschinengewehre mit sich rumschleppen. Ich konnte den Spaß und Nutzen dahinter nicht verstehen, da er bei weitem nicht die Gefahr, die damit ein herging überwog.
Schließlich saß ich als einzige noch auf meinem Stuhl und hatte kein Maschinengewehr in der Hand. Allerdings sollte sich das schnell ändern als einer der Jungs mir eines reichte. „Ihr könnt gerne machen, was ihr wollt, allerdings bin ich dabei raus", sagte ich schnell. Nicht nur, dass ich das alles überhaupt nicht wollte, auch hatte ich Jakes Stimme im Hinterkopf, die mir sagte, dass er und Cole mir vertrauten, und ich wollte dieses Vertrauen auf keinen Fall kaputt machen. Ich kannte und verstand auch inzwischen ihre Haltung zum Umgang mit Waffen und wollte mich auch an die Regeln von ihnen halten. Wenn ich schießen möchte, kann ich das jederzeit mit Cole tun, allerdings werde ich das nicht hier und jetzt machen.
„Ach komm, wir zeigen dir auch wie das geht, falls du es nicht kannst", mischte sich nun eines der Mädchen ein. „Das ist wirklich nett, aber ich will das wirklich nicht", antwortete ich schnell. Glücklicherweise akzeptieren sie meine Meinung und legten das Maschinengewehr zurück in die Tasche.
Während sie diskutierten, auf was sie schießen wollten, war ich bereits am überlegen, ob vielleicht jetzt der Zeitpunkt für mich war zu gehen. Eigentlich wollte ich damit nichts zu tun haben, und wenn ich die letzten Minuten, auch wenn es nicht lang war, Revue passieren lasse, wurde mir selber bewusst, dass ich wahrscheinlich mit diesen Leuten, auch wenn sie sehr nett und freundlich waren keine wirkliche Freundschaft aufbauen konnte.
Sie sind nun doch ein wenig älter als ich, an anderen Themen interessiert und wir teilten einfach viele Ansichten nicht. Ich denke, dass mein Wunsch nach Freunden einfach zu groß war, und ich so was nicht erzwingen konnte.
Während ich als überall das nach dachte, erschrak ich leicht als schon der erste Schuss fiel. So wie es aussah, hatten sie sich für einen kleinen Baum entschieden, der einige Meter von uns entfernt stand. Es war komisch, den ersten Schuss nach einem Amoklauf zu hören. Natürlich hat da keiner auf uns Schüler geschossen, aber trotzdem wurde mir mal wieder bewusst wie anders der Amoklauf hätte verlaufen können. Außerdem wurde mir ebenfalls mal wieder bewusst, was es ausmacht auf welcher Seite einer Waffe man stand.
Hält man die Waffe und zielt, fühlt man sich sicher und unbesiegbar, so wie die anderen es hier gerade taten. Steht man allerdings auf der anderen Seite und blickt in den Lauf, fühlt man sich so verletzlich und ängstlich wie wahrscheinlich noch nie zuvor. Ein kleines Metallstück, das nur ein paar Zentimeter lang ist, trennt unfassbare Gefühlswelten.
Während alle wild begannen auf dem Baum einzuschießen, schloss ich endgültig den Entschluss, dass es für mich an der Zeit war zu gehen. Gerade als ich mein Handy aus meiner Tasche holen wollte, kam einer der Jungs zu mir und bevor ich mich versah, drückte er mir seine Waffe in die Hand. „Halt mal bitte kurz, ich muss kurz aufs Klo", sagte er und verschwand schon in Richtung eines großen Gebüsches.
Es war ein komisches Gefühl das erste Mal seit Compton wieder eine Waffe in der Hand zu halten. Gerade als ich beschloss die Waffe einfach auf dem Boden zu legen, hörte ich wie ein Auto näher kam.
Etwas verwundert, da hier oben eigentlich absolut nichts ist außer Wüste und es hier weit und breit so aussah, dass hier sonst niemand war, drehte ich mich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Ich brauchte einen kleinen Moment, um zu realisieren, dass gerade drei Polizeiautos wenige Meter von mir entfernt stehen geblieben waren und ich noch das Maschinengewehr in der Hand hielt...

Big Brothers 5Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora