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„Ich glaube, ich kann das doch nicht", kopfschüttelnd blieb ich stehen, kurz bevor wir den Eingang erreicht hatten. „Ich verstehe, dass dir das Angst macht, das ist völlig normal. Du musst jetzt lernen, damit umzugehen, bis sich das alles wieder normalisiert. Das Problem, das viele bei einem Amoklauf an einer Schule haben ist, dass es ein geschlossenes Gebäude ist, aus dem man nicht einfach so wieder herauskommt. Viele denken, dass ein Amoklauf zum Beispiel auf einer Wiese besser wäre, weil man in alle Richtungen wegrennen kann, allerdings ist genau das Gegenteil der Fall. Auf einer offenen Wiese gibt es nicht wo du dich verstecken kannst und der Amokläufer kann einfach um sich schießen, aber hier in der Schule gibt es viele Möglichkeiten einem Amokläufer zu entkommen. Wenn du im 1. Stock bist, kannst du zu jeder Türe und zu jedem Fenster raus. Falls du im 2. Stock oder höher bist, stehen dir 4 Treppen zur Verfügung, die du nutzen kannst, um in den 1. Stock zu kommen. Es gibt sehr viele Wege einem Amokläufer zu entkommen, und selbst wenn du es nicht raus schaffst, musst du maximal 5 Minuten durchhalten, bis die ersten Polizisten an der Schule sein werden. Du musst immer versuchen, den Amokläufer so weit weg wie möglich von dir zu halten, und durch die Schüsse solltest du immer wissen, wo er gerade ist. Falls du in deinem Klassenzimmer bist während der Alarm losgeht und ihr eingeschlossen werdet, verstecke dich hinter irgendetwas, sodass dich der Amokläufer nicht sofort sieht. Schütz deinen Kopf und deinen Oberkörper. Falls er aufhören sollte mit schießen und durch das Klassenzimmer läuft, legst du dich auf den Boden und stellst dich Tod. Halte die Luft an und bewege dich nicht. Und so bleibst du Liegen, bis du dir zu 100% sicher bist, dass er weg ist. Wenn ein Amokläufer mit einem Zimmer fertig ist, ist die Chance, dass er zurückkommt, sehr gering, also bist du dort wahrscheinlich für den Moment am sichersten. Also bleibst du in deinem Klassenzimmer bis die Polizei kommt, wenn du raus gehst und weg rennst ist die Chance das er dich sieht und auf dich schießt deutlich höher als wenn du einfach im Klassenzimmer bleibst. Am Anfang ist es bestimmt hilfreich, dass du dir ein geeignetes Versteck suchst, sobald du irgendwo hingehst, das beruhigt dich, da du schon genau weißt, wo du dich im Fall der Fälle verstecken kannst. Es wird vor allem am Anfang schwer und seltsam sein wieder in die Schule zu gehen, aber das wird sich ziemlich wahrscheinlich wieder legen sobald du wieder ein wenig Routine bekommst. Denk immer daran, dass du maximal 5 Minuten durchhalten musst, bis die Polizei da sein wird, meistens ist der Amokläufer dann so mit der Polizei beschäftigt, dass er keine Zeit mehr hat, auf euch zu schießen oder er erschießt sich selbst. Außerdem habt ihr eigene Schulpolizisten, die auch sehr schnell da sind, falls etwas passieren sollte. Bei einem normalen Amoklauf sterben ungefähr zwischen 7 und 12 Schüler, und jetzt denk mal daran wie viele Schüler ihr hier seid. Also falls es wirklich nochmal einen Amoklauf geben sollte, ist die Chance, dass du dabei stirbst, sehr gering. Versuch ruhig zu bleiben und mach was ich dir gerade gesagt habe, dann hast du sehr gute Chancen, das alles zu überleben", Cole sah mich ernst an. Es machte mir Angst, wenn ich darüber nachdachte, dass das alles nochmal passieren könnte und wir dann eventuell nicht so viel Glück haben werden, wie wir letztes Mal hatten. Allerdings konnte ich das nicht beeinflussen und es war auch keine Lösungen nicht mehr in die Schule zu gehen, nur weil es einen erneuten Amoklauf geben könnte. Vielleicht sollte ich das echt so versuchen wie mein Bruder es mir gerade gesagt hatte und mir einfach immer gleich ein gutes Versteck suchen, das ich gleich etwas habe, wo ich mich im Fall der Fälle verstecken kann. Cole hatte Recht, es gab in der Schule viel mehr Möglichkeiten zum Verstecken als auf einer offene Wiese. „Willst du es versuchen oder sollen wir, wann anders wieder herkommen", fragend sah Cole mich an. Eigentlich will ich nicht wieder zurück in die Schule, aber ich sollte es wenigstens versuchen. Jetzt war Cole dabei, alle Schüler waren in ihren Klassenzimmern und ich wollte es auch nun wirklich hinter mich bringen. „Ich will in die Schule" antwortete ich und lief zögerlich durch die bereits offenstehenden Türen in die große Eingangshalle. Ein leichter Schauer überkam mich, allerdings war es nicht so schlimm wie erwartet. Ganz im Gegenteil, ich spürte, wie meine Nervosität langsam zurückging und mein schnell pochendes Herz sich wieder normalisierte. „Es war schlimmer hier rein zu kommen als jetzt hier in der Schule zu sein" sagte ich feststellend zu Cole. „Es ist meistens die Überwindung, die am schwersten ist" antwortete mein großer Bruder. Tatsächlich fühlte es sich von Sekunde zu Sekunde besser und ein Stück weit normal an, allerdings blieb trotzdem ein bisschen Unbehagen und Unwohlsein dabei. Trotzdem hatte ich es mir deutlich schlimmer vorgestellt. „Und, willst du ab Montag wieder in die Schule, oder lieber nochmal ein wenig zuhause bleiben?" fragte Cole, während wir zum Sekretariat liefen. „Ne, ich geh wieder in die Schule. Ich hab mir das viel schlimmer vorgestellt, wieder hier zu sein, aber es ist fast wie immer", antwortete ich ehrlich. „Freut mich, ich bin stolz auf dich", mein Bruder sah mich zufrieden an, während wir ins Sekretariat hinein liefen. Ich war auch echt froh, dass ich es versucht habe und es auch funktioniert hat und ich mich nun endlich wieder einem normalen Leben näherte...

Big Brothers 5Onde as histórias ganham vida. Descobre agora