Der Weg zur Glücksinsel

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Aus dem Wald der Vergangenheit heraus machte Siegrid sich auf den Weg. Es war ein weiter, steiler, mühsamer Weg, über Hügel und durch Täler, durch Flüsse und Felder, alles, während sie und die Rösser dreißig Baumstämme tragen mussten. Sie waren am Ende und hätte Siegrid nicht reiten können, wären ihre Füße und ihre Sohlen wund und rot, selbst jetzt war ihr Rücken steif und ihre Waden und Schenkel brannten wie auf glühenden Kohlen. Doch alles lohnte sich, als sie das Ziel jener Reise sah. Vangalen. Auch bekannt als der Weg des Glücks. Dort sollte sie Ansgar treffen. Der alte Meeres-Veteran, der sie auf ihrem Weg nach Asgorda begleiten sollte. Denn während Vangalen der Weg des Glücks sein sollte, war Asgorda das Ziel, die Glücksinsel.

Angekommen gab es für Siegrid und Ansgar ein herzhaftes Frühstück, jenes hatte sich Siegrid nach ihrem langen Treck verdient. Jung, abenteuerlustig und unbelassen wollte Siegrid gleich mit dem Bau des Bootes anfangen, doch Ansgar hielt sie davon ab. Er wollte zuerst Pläne zeichnen, die Materialien durchgehen, und sich vor allem erst einmal um die Tiere kümmern, die vor ihrer Tür angebunden waren. Nach reichlichem Streiten musste Siegrid einsehen, dass Ansgar die Erfahrung mitgebracht hat, die ihr fehlte und sie sich daher auf seinen Rat verlassen sollte. Ihre einzige Sorge: Dass sie durch das Planen Zeit verlieren würden und den rechten Zeitpunkt verpassen würden. Nach zwei Tagen des unermüdlichen Planens fingen sie an zu bauen. Es entstand ein Mast, ein Kiel, ein Rumpf, ein Baum, ein Ruder, eine Pinne, eine Pinnenverlängerung, ein Steuerrad, ein Segel und letztlich eine Kielflosse. Nach dem Errichten des Boots musste nur noch die letzte Leine befestigt werden und sie wären fertig. Ansgar hielt Siegrid fest, während sie auf das Boot kletterte. Nach 3 Wochen bauen, zweifeln, weinen, und lachen waren sie und die neu getaufte 'Muita felicidade' startklar. Und sobald sie das waren, stachen sie in See.

Zwei Monate Segeln, das war nun angesagt. Die ersten zwei Wochen verliefen wie geplant, Segeln, fischen, Zitrone essen. Doch am Ende der dritten Woche fing das Meer an zu blubbern, zu blubbern, nicht zu stürmen oder unruhig zu werden, zu blubbern. Ängstlich drängten sich Siegfried und Ansgar zurück in den Rumpf des Bootes, sie zogen sich von den Geräuschen des Meeres und dem beunruhigendem Anblick zurück, keine Sekunde zu früh. Aus dem Meer stieg eine Flosse auf, eine große graue Flosse, um diese zwei lange rote Tentakel. Ein Pottwal im Kampf mit einem Riesenkraken. So sah es zumindest aus. Siegrid und Ansgar krochen aus ihrem Versteck und versteiften, so etwas sah man nicht alle Tage, auch wenn man in Vangalen dem exotischsten Riff des Meeres wohnte. Das interessanteste und gleichzeitig komischste war das sie weinten. Niemals hätte einer der Piraten geglaubt, dass so etwas möglich war, hier war der Beweis. Sie wollten helfen. Siegrid konnte fühlen, warum es den Tieren schlecht ging, sie hatte diese Stärke schon immer besessen. Sie beruhigte sie, half ihnen. Versetzte sich in sie hinein. Und plötzlich saßen sie auf Asgorda.

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