> Part 114

85K 3.3K 1.3K
                                    

,,Dad", schrie ich durch das ganze Haus, doch ich bekam keine Antwort. ,,Daaaad! Hast du mein Ladekabel genommen?" Niemand antwortete mir, und ich knallte meine Nachttischschublade zu, wo sich normalerweise der Akkuladekabel meines Handys befand, doch von dem war nun nichts mehr zu sehen. Es regte mich immer total auf, wenn solche Dinge einfach verschwanden.

Genervt stolzierte ich rüber zu Damians Zimmer, der nicht da war und kramte in seiner Schublade herum auf der Suche nach irgendwas, womit ich mein Handy aufladen konnte, bevor es den Geist aufgab. Tatsächlich fand ich meinen (!) Ladekabel, nebenbei aber noch etwas ganz Anderes: Der Anhänger mit dem chinesischen Schriftzug für Liebe, den ich Damian vor meiner Reise nach Deutschland geschenkt und den ich von Leah zu meinem 16. Geburtstag bekommen hatte, lag gut sichtbar auf zwei Bücher, die in der Schublade neben seinem Bett verstaut waren. Ich vergaß meine Reizbarkeit und lächelnd nahm ich es heraus, da ich es fast vergessen hatte. Es freute mich, dass er es noch immer hatte und es anscheinend immer sah, wenn er die Schublade öffnete.

,,Macht's Spaß?", hörte ich eine Stimme hinter mir fragen und ich drehte mich ruckartig um, hielt sofort das Ladekabel demonstrativ in die Höhe.

,,Das ist meins!", sagte ich zu Damian, damit er gar nicht erst anfing mir Vorwürfe zu machen, weil ich in seiner Schublade 'rumgewühlt' habe. ,,Du hast den Anhänger ja immer noch."

,,Klar hab ich den noch", gab er zurück, setzte sich vor mir aufs Bett und nahm mir den Anhänger aus der Hand, um ihn genauer zu betrachten. ,,Sid hat ihn mal auf meinem Schreibtisch gefunden und mich felsenfest davon überzeugt, dass es 'Vollidiot' bedeutet."

,,Sag mir nicht, dass du das geglaubt hast", sagte ich lachend und schaute ihn leicht entsetzt an, wobei ich mal wieder belustigt wegen Sids Aktion war.

,,Doch", gestand er grinsend. ,,Aber dann hab ichs nochmal gegoogelt."

Meine Wange färbten sich in ein blasses Rot und ich sah auf seine langen Finger, die den Anhänger hin - und herdrehten. ,,Naja, der Vollidiot-Anhänger war leider schon ausverkauft ... "

,,Hab ich mir gedacht."

,,Um ehrlich zu sein, hat Leah ihn mir zu meinem 16. geschenkt."

Damians Augenbrauen zogen sich zusammen, bis ihm etwas einfiel und seine Gesichtszüge sich wieder glätteten. ,,Stimmt, ich hab mal gesehen, wie du so ein Armband getragen hast! War das davon?"

Ich nickte. ,,Alle Anhänger hatten irgendeine Bedeutung", erklärte ich. ,,Und den wollte ich dir geben."

Da ich auf dem Boden hockte, schaute er mich von oben aus an und der Ausdruck in seinen blauen Augen war unergründlich. Ich wusste beim besten Willen nicht, was er darüber dachte und das verunsicherte mich. ,,Ich will dich was fragen", sagte er dann und ohne meine Antwort abzuwarten, fuhr er fort, diesmal jedoch mit einem Grinsen auf den Lippen: ,,Gehst du mit mir auf ein Date?"

Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und daraufhin folgte ein ausgewachsener Hustenanfall höchsten Grades. Ich spürte wie mein Kopf so rot wie eine Tomate wurde und ich klopfte mir andauernd auf die Brust, um wieder normal Luft zu bekommen, doch erst nach einer Weile, nachdem Damian mir mehrmals etwas hilflos auf den Rücken klopfte (was eigentlich nichts brachte) und ich mich beruhigte, konnte ich wieder halbwegs gleichmäßig atmen.

,,S-sorry", entschuldigte ich mich beschämt und bettete meinen Kopf neben ihm auf der Bettkante, um meinen Puls erstmal zu normalisieren. Scheiße, war das peinlich.

,,War das jetzt ein Nein?", fragte er verwirrt. ,,Wenn ja, dann war das echt mal eine originelle Art es zu sagen ... "

,,Nein", sagte ich schnell. ,,Ich meine nein, es war kein Nein. Es war ein Ja." Ich hob meinen Kopf um ihn anzuschauen, und er schien mich wieder auszulachen, weshalb ich ihm einen leichten Schlag auf sein Bein gab. Ich rappelte mich von meiner Hockposition auf und setzte mich neben ihm aufs Bett, wobei ich mich mit der Vorderseite zu ihm drehte.

Our Little SecretWhere stories live. Discover now