> Part 24

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"Dein Ernst? Dad und Sally werden uns killen!", blaffte ich.

Damian zog die Geldscheine durch die Hand. "Die werden davon nichts mitbekommen. Nicht, wenn du deine Klappe hältst."

"Wer sollte mich daran hindern?", fragte ich und war schon echt gespannt auf die Antwort.

"Du wirst mich nicht verpetzen."

"Sagt wer?" Ich zog eine Augenbraue hoch.

"Ich. Du willst nämlich keine Spaßbremse sein", antwortete er lässig, als ob das schon klar wäre. "Aria, komm schon. Das wird toll! Und Toby und Mum werden es auch nicht mitbekommen."

Mir war klar, dass Leah mich auch immer mit solchen Manipulationsversuchen rum bekam und das Damian jetzt das Gleiche versuchte. Und obwohl ich ihn durchschaute, wusste ich, er hatte Recht: ich wollte nicht auch noch eine Spaßverderberin sein, die sofort alles verpetzte, was nicht angemessen war.

Und obwohl mich die letzte Party letzte Woche definitiv nicht zum Partyfreak gemacht hatte, nickte ich ergeben. "Von mir aus. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!" Und somit verließ ich mit den Tüten die Küche, die Treppen rauf in mein Zimmer.

Ich warf die Tüten beiseite und entsperrte mein Handy. Ich aktualisierte mein WhatsApp und siehe da - da war das Profil einer lächelnden, rothaarigen Lily. Sollte ich sie anschreiben? Ich beschloss erstmal Leah zuschreiben.

 Aria:  Hast du schon von der Party gehört, die Damian plant? x

Leah: Ja er hat mir gerade 'ne SMS geschrieben. Geil oder?

Aria: Wie man's nimmt

Leah: Och Aria. Ich dachte, die Party bei Justin hätte dich ein wenig partylauniger gemacht?

Aria: Nicht wirklich

Leah: Apropos, kommt der eigentlich auch?

Aria: Weiß nicht

Ich hatte Justin seit unserer Begegnung am Bahnhof nicht mehr wiedergesehen. Wir hatten auch keine Nummern getauscht oder sowas, was mich mit ihm in Kontakt gebracht hätte. Aber langsam fragte ich mich, ob er überhaupt irgendwas mit mir zutun haben wollte. Ich meinte, ich war ein Freak und er war cool, beliebt. Wie könnte ich da mithalten? Auch wenn wir uns nett unterhalten hatten, hatte ich immer weniger die Hoffnung in ihm einen guten Freund gefunden zu haben.

***

Am Freitag kam Damian das erste mal seit Tagen wieder zur Schule. Aber nur um ein paar Leute zu der Party heute Abend einzuladen, wie ich feststellte.

Als ich nach der fünften Stunde nach Hause gegangen war, weil die letzten Stunden (zum Glück) ausgefallen sind, öffnete Leah gerade die Haustür.

"Hey Leah", begrüßte ich sie und zog sie in eine kurze Umarmung. Ich war mir sicher, dass sie bei Damian war und nicht auf mich gewartet hatte.

"Hi Aria", erwiderte sie. "Wie war die Schule?"

"Ganz okay. Wir war das Rumgammeln?"

Sie zuckte die Schultern. "Ganz okay."

"Wollte deine Mum nicht, dass du regelmäßiger zur Schule gehst?", fragte ich und trat durch die Tür in den Flur, wo ich meine Jacke aufhing. Leah ging auch wieder ins Haus und folgte mir.

"Ich war schon gestern und am Montag in der Schule. Da kann sie froh sein, dass ich überhaupt Fortschritte gemacht habe."

"Sie ist sicherlich sehr stolz auf dich", sagte ich sarkastisch.

"Pfff, nä. Sie beschwert sich nur." Sie zog eine Grimasse. "Ach, was soll's. Eltern kann man nichts rechtmachen."

Ich murmelte nur ein leises "Mhm" und wir gingen zusammen in mein Zimmer.

"Was ziehst du heute Abend eigentlich an?", fragte sie mich, als sie sich auf meinem Bett breit gemacht hatte. Sie nahm sich ein kleines Kissen und stopfte es sich hinter ihren Kopf.

"Jeans? Ein Pulli?"

"Auf deiner eingenen Party?" Leah war entrüstet.

"Es ist Damians."

"Es ist euer Haus - ihr seid Gastgeber."

"Leah. Ich hab einfach keine Lust mich in ein Kleid zu zwängen, in dem ich sowieso presswürstiger aussehe, als sowieso schon. Also reichen Jeans und Pulli vollkommen", erklärte ich ihr meinen Standpunkt. "Vielleicht bleib ich ja auch den ganzen Abend hier im Zimmer."

Sie seufzte und legte ihr Kopf in eine Hand. "Das wirst du nicht tun", widerpsrach sie. "Na schön. Aber lass mich dich wenigstens schminken! Was ist, wenn Justin tatsächlich kommt?"

"Ja und?", fragte ich. "Ich sagte doch, ich stehe nicht auf ihn!"

Sie reckte ihr Kinn in die Höhe und verkündete: "Ich sehe aber großes Potenzial für die große Liebe. Oder zumindestens für eine Kleine."

"Soll ich dir meine Brille leihen? Hilft dir vielleicht beim Sehen", erwiderte ich, woraufhin ich den Kissen an meinem Kopf geworfen bekam.

"Ich mein's ernst, Aria", sagte sie mit eiserner Miene.

"Ich auch, Leah", sagte ich ebenso ernst. Und dann mussten wir beide lachen und weil Leahs Lachen so ansteckend war, dauerte es eine ganze Weile bis uns die Luft wegblieb und wir aufhören konnten zu gackern.

 ***

Ich weiß nicht, wie ich mir den Abend vorgestellt hatte. Vielleicht, dass ein paar Leute aus der Schule und Damians Freundeskreis herkamen und sich auf die Couch gammelten und ein, zwei Bier tranken. Aber ich hatte ganz sicher nicht damit gerechnet, dass sich nach neun Uhr schon ein Drittel der Schule in unserem Wohnzimmer befand. Als ich die Treppe - in schwarzen, einfachen Jeans und dünnen, blauem Pulli - herunterkam, kamen mir schon einige Leute mit Bierflaschen in den Händen entgegen. In Nähe der Haustür befand sich ein knutschendes Pärchen und wenige Meter weiter stritten sich zwei Mädchen, worüber auch immer. Und nebenbei lief laute Musik, die durch das ganze Haus zuhören war. Mich würde es nicht wundern, wenn in nächster Zeit die Polizei vor unserer Tür stehen würde, weil die Nachbarn sie wegen Ruhestörung gerufen haben. Und somit würden Dad und Sally sicher von der Party erfahren. Naja - wäre aber nicht meine Schuld, oder?

Ich machte mich auf die Suche nach Leah, die seit heute Nachmittag noch einmal nachhause gefahren war, weil sie sich noch schick machen wollte und seitdem hatte ich sie nicht mehr gesehen. Ich schlängelte mich durch die Mädchen und Jungen, deren Gesichter ich halbswegs aus der Schule kannte und fand neben der Terassentür anstatt Leah ein Mädchen mit roten Haaren und sommersprössigem Gesicht, die in einem wunderschönen hellroten Kleid gehüllt war.

"Lily?", fragte ich und war tatsächlich ein wenig überrascht. Sie hatte ich hier überhaupt nicht erwartet.

Sie schaute von ihrem Becher auf und blinzelte ein paar mal, scheinbar war sie genauso überrascht wie ich. "Oh, hey!"

"Was machst du denn hier?", fragte ich und trat näher zu ihr.

Sie seufzte. "Meine Cousine hat mich hierhergeschleppt. Dabei kenne ich doch keinen hier. Und du?"

"Ich wohne hier", verkündete ich und grinste über ihr verdutztes Gesicht.

"Echt? Du gibst die Party?"

"Nein, mein ... Stiefbruder. Er muss hier irgendwo sein." Ich zuckte die Schultern. Wahrscheinlich war er sowieso mit Leah irgendwohin verschwunden und wollten nicht gestört werden.

Sie nickte und sah sich um. "Nettes Häuschen habt ihr hier."

"Ja, es ist ganz schön", erwiderte ich und meinte es auch so: Ich fand das Haus tatsächlich toll, auch wenn es nicht übergroß war oder einer Villa ähnelte. "Deine Cousine sagst du? Geht sie auf die McHigh?"

Lily nickte und wanderte mit dem Blick über die Leute. "Ja, bestimmt kennst du sie sogar. Mira, komm mal her!", rief sie und winkte eine Person zu uns rüber, die ich nur allzu gut kannte.

Our Little SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt