> Part 30

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Ich versuchte mich zusammen zureißen und ballte meine Hände zu Fäusten. Tief ein- und ausatmen, nicht weinen, bloß nicht weinen. Draußen saßen auch eine Menge Leute und als ich aus der Tür gestürmt kam, drehten sich ein paar Köpfe zu mir um. Ich ging einfach um das Haus herum und setzte mich an der seitlichen Hauswand auf eine Bank, die dort ziemlich verlassen stand.

Jetzt ist es raus. Damian hat es ihnen bestimmt gesagt. Und das nur, weil er sauer auf mich war! So ein Mistkerl.

"Ich hab mit mir selber gewettet, dass ich dich finde. Und ich hab gewonnen", hörte ich aufeinmal Leah sagen. Sie stand neben mir und sah besorgt aus.

"Um was hast du gewettet?", murmelte ich und wischte mir über die Augen.

"Um diese süße Tiffany-Kette", sagte sie mit einem müden Lächeln und setzte sich zu mir. "Was ist los?"

"Nichts Besonderes, ich glaub ich hab nur Stimmungsschwankungen. Vielleicht bekomm' ich meine Tage oder so."

"Aria, ich kenn dich lange genug, damit ich weiß, dass was los ist", unterbrach Leah mich und drehte sich mit ihrem Körper zu mir. Ihre Stimme klang nicht hart oder fordernd, sondern einfach nur weich und besorgt. "Weißt du, was Damian damit gemeint hat, als er sagte, er wisse was deine Definition von Hunger ist?" Er hatte also nichts Genaueres gesagt..

Ich zuckte mit den Schultern. Ich sollte es ihr erzählen, sie war meine beste Freundin. Wir hatten nie Geheimnisse voreinander, aber in letzter Zeit verschwieg ich ihr so Einiges.

"Er hat gesehen, wie ich mir den Finger in den Hals gesteckt habe", platzte ich heraus und starrte stur geradeaus, wartete auf Leahs Reaktion. Einige Zeit war es ruhig, ich konnte das Geplappere von den Gästen auf der anderen Seite hören, die vorbeifahrenden Autos. Ich wagte es, Leah einen kurzen Blick zuzuwerfen; sie sah geschockt aus, ihr Mund war ein wenig geöffnet, auch sie starrte geradeaus.

"Du hast dich absichtlich übergeben", wiederholte sie meine Worte nochmal. "Weil du auf diese Missgeburten in der Schule hörst? Weil du glaubst, dass du zu fett bist?"

Ihre Stimme klang nun sauer, wütend, entsetzt und aufgebracht. Aber ich wusste, dass das nicht mir galt.

"Ich weiß es nicht", murmelte ich, obwohl ich genau wusste, dass sie recht hatte. Ich spürte ihren Blick auf mir und dann wurde ich plötzlich von ihr in den Arm genommen. Die Wärme, die sie ausstrahlte tat mir unendlich gut, es war, als würde ich endlich eine Stütze bekommen, damit ich nicht fiel.

"Es war nicht in Ordnung von Damian, sowas anzudeuten", sagte sie und strich mir über den Rücken. "Er scheint sauer auf dich zu sein."

"Hm, ja. Wir haben uns gestritten. Als wir im Keller eingesperrt waren", sagte ich an ihrem Ohr.

"Über unnötiges Zeug. Ich weiß selber nicht mehr, worum es eigentlich ging", fügte ich schlechten Gewissens hinzu, bevor sie nachfragen konnte.

Nach einer Weile löste sie sich von mir, hielt meine Schultern aber fest.

"Aria, ich sag dir das jetzt als deine beste Freundin - ja, ich weiß, was du denken wirst: beste Freundinnen müssen sowas sagen, aber ich sag dir das auch als Mensch, der nicht völlig hirnverbrannt ist, wie die in deiner Schule", sagte sie ernst und sah mir in die Augen. "Egal, was Andere über dich sagen oder über dich denken, es gibt Leute, die dich so lieben, wie du bist. Denen ist es egal, wie du aussiehst, wie viel du wiegst oder ob du jetzt die neue Designerjeans hast oder nicht. Und solange es solche Menschen gibt, sollte es dir auch egal sein, was andere von dir denken. Natürlich gibt es auch Leute, die dich nicht mögen, aber daran kannst und solltest du auch nichts ändern. Denn du lebst nicht für sie, hörst du, sondern für dich. Du musst dir gefallen und wenn du etwas an dir ändern möchtest, dann tu es. Aber nur, wenn du es willst, nicht weil Andere es wollen. Das nächste Mal, wenn dir jemand irgendwas Bescheuertes hinterher ruft, zeigst du ihm deinen hübschen Mittelfinger und gehst weiter, weil dieser Jemand es nicht wert ist, dass du seinetwegen Tränen vergießt oder sogar deinen Körper zerstörst."

Our Little SecretWhere stories live. Discover now