Der Geist des Mörders

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Der Bericht lief wirklich gut und zu meinem riesigen Erstaunen waren außer mir in der Elite noch Zoe und Felicitas. Somit hatte es Shimmer nicht weiter geschafft. Zoe und ich sahen uns irritiert an. Was war an Felicitas so besonders? Andererseits könnte man mich nach diesem Kriterium auch aus der Elite ausschließen!
Nach dem Bericht gingen wir zu einer Party im großen Saal, zu Ehren der Elite. Mir war der ganze Trubel zu viel. Es waren Unmengen an Menschen da und nur die wenigsten kannte ich. Jeder wollte uns die Hand schütteln und mit uns reden. Ich versuchte ruhig zu bleiben und mein Lächeln nicht zu verlieren, aber es war nicht ganz einfach.
"Keine Sorge. Du wirst dich daran gewöhnen", flüsterte Eloise mir ins Ohr. "Alles eine Frage der Zeit. Aber wenn du willst, dann komm mit. Ich muss dir jemanden vorstellen", zwinkerte sie mir geheimnisvoll zu und mein Interesse war geweckt.
Langsam und unauffällig gingen wir aus dem Saal raus und ich sah Zoes verzweifelte Blicke, die mir hinter schaute.
Eloise führte mich in einen Teil des Schlosses, den ich noch nicht kannte. Wir waren längst drei Stockwerke unter dem Erdgeschoss und die Flure wurden immer enger. Auch das Licht wurde immer gedämpfter. Irgendwie schon etwas unheimlich.
"In diesem Teil würden früher die Verbrecher und vor allem Mörder eingesperrt, aber das ist heute nicht mehr so", erklärte Eloise. "Es gibt allerdings eine Sage, dass der Geist eines zu Unrecht beschuldigten Mörders noch hier herum irrt und jetzt Rache sucht, aber ist ja nur eine Sage..."
"Ähhh...wie beruhigen", stotterte ich. Meine Knie waren inzwischen Wackelpudding und auch mein Stimme zitterte. Ich hatte panische Angst.
Der Scheinboden unter uns machte jeden unserer Schritte lauter und ich klammerte mich an Eloise ran.
"Ist...ist es noch weit...?"
"Pssst!", zischte sie plötzlich und blieb abrupt stehen. Ihre Augen hatten sich geweitet und sie starrte in den Gang vor uns. Es waren Schritte zu hören. Laute, massive Männer Schritte.
"Vielleicht... vielleicht ein Wachmann...?", zitterte ich ängstlich.
"Nein...hier sind nie Wachmänner...", sagte Eloise geschockt. "Das...das ist doch...nur eine Märchen Geschichte...", flüsterte sie. Sie stand wie angewurzelt da und starrte schockiert in die leeren Gänge. Die Schritte wurden mit jeder Sekunde lauter und schneller.
"Eloise!", ich zerrte an ihrem Arm. "Bitte lass und verschwinden!", flehte ich. Das war nicht mehr normal und Eloise stand weiter ganz starr da. "Bitte!"
Auf einmal drehte sie sich schnell um und fing an zu rennen. Sie zog mich hinter sich her.
"LAUF LAUREN! LAUF!"
Wir rannten so schnell wie möglich, aber die Schritte hinter uns rannten jetzt auch und dazu verdoppelten sie sich. Es waren zwei! Und sie waren eindeutig schneller als wir.
Ich hatte meine Absatzschuhe schon in den letzten 100m verloren und zum ersten Mal bereute ich es, dass ich nie Karate gelernt hatte. In Gedanken schrieb ich schon die Zeilen auf meinem Grabstein...

Lauren Brooks
Gestorben im Verließ des Palastes. Von Rache süchtigem Geist ermordet...

Ich wusste, wer immer hinter uns war, konnte uns nun sehen, weil die Schritte nicht mehr weit entfernt waren. Ich lief so schnell, wie ich konnte, aber meine Beine gingen nicht schneller.
Auf einmal wurde ich von hinten gepackt und herum gerissen. Auch Eloise wurde gepackt. Sie hatten uns...
Man konnte kein Gesicht erkennen, da diese mit Masken verhüllt waren. Wir schrien um Hilfe, aber der Kerker war viel zu weit unter der Erde. Neben mir sah ich, wie Eloise sich den Kopf an der Wand anschlug und Ohnmächtig wurde. Ich schrie auf und versuchte mich los zu machen, aber wer immer mich fest hielt, war zu stark. Eloise war jetzt ein hilfloses Bündel, welches von ihrem Entführer einfach so auf den Arm genommen wurde und der trug sie wieder zurück, weiter in das Kerker Innere hinein. Auch mein Entführer wollte mich dort hin tragen, aber ganz so leicht machte ich es ihm nicht. Ich schlug und trat so fest ich konnte um mich, aber schlussendlich könnte ich nichts gegen ihn ausrichten.
Die beiden trugen uns in ein Verließ und sperrten es von außen ab. Dann verschwanden sie ohne ein Wort zu sagen. Ich kroch sofort zu Eloise hin, die immer noch bewusstlos am Boden lag.
"Eloise! Bitte wach auf", schluchzte ich. Meine Tränen ließen sich nicht mehr aufhalten.
Es verging eine Ewigkeit. Sie hatten uns hier sitzen lassen und Eloise rührte sich nicht. Zwischenzeitlich überprüfte ich dreimal ihren Puls, um sicher zu sein, dass sie noch lebte. Es war hier unten kalt, dreckig und dunkel.
Nach gefühlten Stunden kamen unsere Entführer wieder. Immer noch so verhüllt, dass man nichts von ihnen erkennen konnte.
Ich stellte mich schützend vor Eloise, aber meine Knie zitterten dabei und ich sah wahrscheinlich kein bisschen gefährlich aus. Einer der beiden zückte ein Messer und kam auf mich zu. Erstarrt blieb ich stehen, um kurz darauf ein schallendes Lachen zu hören. Eloise saß hinter mir auf den Boden und hatte den größten Lachflash ihres Lebens.
"Es reicht Jungs! Ich kann es nicht mehr aushalten!"
Und da lachten auch unsere Entführer los und nahmen ihre Masken ab. Ein junger Mann lachte mich freundlich an. Er hatte sehr kurze, braune Haare, war braun gebrannt und hatte ein markantes Gesicht, dass trotzdem sehr nett wirkte. Auch der Mann vor mir, welcher das Messer nun fallen gelassen hatte, nahm seine Maske ab und ich erblickte... Jacob. Er besaß die Unverschämt mich schräg anzugrinsen und als er auf mich zu kam, um mich in die Arme zu nehmen, ließ ich es einfach so zu. Sie hatten sich das alles nur ausgedacht und Eloise war die ganze Zeit mit unter ihrer Decke gesteckt... eigentlich hätte ich sauer sein sollen, aber ich war viel zu erleichtert.
"Es tut mir leid! Ich wurde genötigt dabei mit zu machen", flüsterte Jacob mir ins Ohr, halb flehend, halb lachend. "Sei mir bitte nicht böse mein Engel."
"Bin ich nicht", schluchzte ich in sein Oberteil rein. Ich hatte mich in seinem Shirt vergraben. Meine Beine ließen nach, aber Jacob hielt mich so fest, dass ich nicht hinfallen konnte. Er nahm mich hoch und hielt mich in seinen Armen fest, während ich noch am heulen war. Was für ein kranker Schock!
Als ich mich einigermaßen ausgeweint hatte, hob ich meinen Kopf und sah zu Eloise rüber. Sie stand bei dem, für mich fremden, Mann und gab ihm genau in diesem Moment einen Kuss auf den Mund. Als sie meinen Blick sah, lächelte sie.
"Darf ich verstellen Lauren. Das ist mein Verlobter Spencer King."

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Sooooooooooooooo...😂
Mal ein etwas anderes Kapitel, aber musste auch Mal sein. Wie gefällt es euch? Lasst mir einen Stern und vielleicht auch ein Kommentar da.
Carmen😊

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