5- Auf der Krankenstation

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"Ben, schnell!", rief die Luna, als sie bei mir war und vor mir auf die Knie viel.

Ich merkte schon, wie ich wegtriftete, aber dann hörte ich ein lautes Plumsen neben mir und Ben sprach zu mir, "Alles ist gut, Brem. Ganz ruhig atmen. Ein... Und wieder aus."

In Gedanken winselte mein Wolf gequält auf. Das war ziemlich seltsam, denn bis jetzt hatte ich ihn während der Schmerzen nicht mehr wahrgenommen.

"Mir... geht es.... gut.", stieß ich heuchend hervor und sah, dass die anderen nun auch aufgestanden waren und einen Kreis um mich bildeten.

"Steven, hilf mir mal.", rief Ben unseren Beta und sofort erschien ein blonder Mann auf meiner anderen Seite. "Wie müssen ihn zu Doktor Franklin bringen, sofort."

"Nein... Es ist... Alles... Gut."

Gott, mir war das alles so peinlich! Vor Scham lief ich bestimmt rot an. Meine Mate, Luke und seine Freunde standen bestimmt auch um mich herum und schauten zu mir runter. Was mussten sie wohl von mir denken?

"Ach, rede doch nicht solchen Unsinn, Brem! Du bist krank und das ist nicht nur ein einfacher Schnupfen! Es ist etwas sehr Ernstes und wenn wir dich nicht schleunigst heilen, dann kann das für dich nicht gut ausgehen.", sagte unser Alpha mit Nachdruck.

Mit letzter Kraft versuchte ich mich gerade aufzurichten, doch schon im nächsten Moment überrollte mich eine Welle des Schmerzes und ich fiel wieder in mich zusammen. Die panischen Schreie der anderen waren das Letzte, an was ich mich erinnern konnte, bevor ich in die Dunkelheit gezogen wurde.
 
***

Als ich wieder zu mir kam, piepte es neben mir. Langsam öffnete ich meine Augen und versuchte mich an das grelle Licht zu gewöhnen. Verdammt, was war passiert?

Mein Kopf schmerzte höllisch und das nervige Piepen machte es auch nicht besser.

Mit meiner Hand griff ich mir an die schmerzende Stelle meines Kopfes und stöhnte gequält auf.

"Psch, psch, psch.", sagte eine Stimme neben mir. "Alles ist gut, Bremy."

Ich blinzelte und schaute die Person zu meiner Linken an, welche ich als meine Luna identifizieren konnte.

"Luna.", sagte ich und versuchte ihr respektvoll zuzunicken, doch diese Bewegung war zu viel für meinen Körper, weshalb ich erneut schmerzhaft aufstöhnte. Meine Luna drückte mich daraufhin wieder liebevoll in die Kissen zurück und lächelte auf mich hinab.

"Du darfst dich nicht so schnell bewegen. Ganz langsam, Bremy.", versuchte sie mich zu beruhigen. "Leg dich wieder hin und werde erstmal richtig wach. Du siehst immer noch ganz benommen aus."

Ich blickte mich um und erkannte, dass ich mich in einem Zimmer auf der Krankenstation befand. Ein dünner Schlauch führte von einem Beutel mit einer durchsichtigen Flüssigkeit zu meinem Arm und verschwand dort unter einem weißen Verband an meiner Arminnenseite. Das lästige Piepen kam von einem dieser Monitore,  welche mit unzähligen Kabeln mit meinem Körper verbunden war.

"Was passiert mit mir, Luna?", fragte ich verwirrt. "Ist das normal? Bin ich krank? Ich dachte, Werwölfe können nicht krank werden. Zumindest nicht so in diesem Maße..."

Sie seufzte und schüttelte traurig den Kopf, während sie mir mit einer Hand über mein Haar strich, wie eine Mutter, die sich um ihr Kind sorgte. Und genau das war unsere Luna ja auch. Sie war die Mutter des Rudels und kümmerte sich um die Kinder, Verletzte, Kranke und die Älteren. Auch wenn es im Rudel jemanden gab, der Probleme hatte, konnte dieser sich an die Luna wenden und sie würde immer ein offenes Ohr haben.

"Wir wissen leider nicht, was mit dir los ist. Vielleicht hat es was mit deiner Mate zu tun, vielleicht ist es aber auch was körperliches... Wir wissen es wirklich nicht.", sagte sie traurig.

Als sie meine Mate erwähnte, wurde ich hellhörig. "Was könnte es denn mit meiner Mate zu tun haben? Was hast du damit gemeint, Luna?", fragte ich sie neugierig und nahm dankend das Glas Wasser in die Hand, welches sie mir reichte.

"Nun ja, ein Werwolf hat nur solche starken, innerliche Schmerzen, wenn er von seiner Mate getrennt ist und da du deine Mate noch nicht gefunden hast, ist das sehr unwahrscheinlich. Und selbst wenn, die Schmerzen dieser Trennung sind zwar stark und ziemlich heftig, haben aber keine Auswirkungen auf seinen Körper. Natürlich bist du etwas verwundbarer und einige weibliche Mates kann es schon mal kurz schwarz vor Augen werden, aber nicht in diesem Ausmaß, wie es bei dir der Fall ist, Bremy. Das muss bei dir also etwas anderes sein.", erklärte sie mir. "Es fühlt sich fast so an, als würdest du..."

Sie fing diesen Satz an, brach ihn dann aber ab.

"Als würde ich was? Sag es mir, Luna. Bitte."

Sie zögerte kurz und schien zu überlegen, ob sie mir es wirklich sagen oder mir irgendeine Lüge auftischen sollte.

"Nun ja, als würdest du... sterben.", sagte sie. "Aber keine Sorgen, Brem, wir kriegen das wieder hin. Das verspreche ich dir."

Ich wandte mich ab und starrte die Wand an. Sterben? Ja, meine Schmerzen waren überwältigend und für einen kurzen Moment habe ich vielleicht wirklich daran gedacht, dass ich sterben könnte, aber das ist doch wohl viel zu übertrieben, oder?

Andererseits kann sich niemand erklären, woher die Schmerzen kommen. Selbst ich kann das nicht. Als ich Elena gesehen habe und mich von ihr entfernt habe, haben sie angefangen, aber so komisch wie es auch klingt, ich habe das Gefühl, dass es nicht nur an ihr liegt. Ich verspüre eine schreckliche Sehnsucht zu ihr und mein Herz schmerzt höllisch, aber dieses Feuer das durch meine Adern zu fließen schien... Nein, das musste eine andere Ursache haben. Es fühlte sich fremd und machtvoll an und ich versuchte mich mit aller Kraft dagegen zu wehren, aber dennoch fühlte es sich so an, als wäre es nun ein Teil von mir.

"Okay.", erwiderte ich schlicht, ohne den Blick von der Wand zu lösen.

Aus dem Agenwinkel konnte ich den besorgten Blick von Luna Tatjana sehen.

"Wie lange muss ich auf der Krankenstation bleiben? Wann kann ich wieder zur Schule?", fragte ich sie.

Sie blinzelte kurz und legte dann den Kopf schief. "Wir müssen erst herausfinden, was mit dir passiert und erst wenn es dir wieder besser geht, kannst du wieder in dein Zimmer zurückkehren. Doch erstmal bleibst du hier und ruhst dich aus."

Sie erhob sich und schaute auf die Uhr über der Zimmertür, welche anzeigte, dass wir es schon um elf Uhr abends hatten. "Es wäre wirklich besser, wenn du jetzt schlafen würdest. Ich komme morgen früh nochmal nach dir sehen.", meinte sie und wandte sich zum Gehen.

Bevor sie durch die Tür verschwunden war, blieb sie noch einmal stehen und warf mir einen besorgten Blick zu. Ich tat so, als würde ich es nicht weiter merken und schloss die Augen, um zu schlafen.

Be my Mate Where stories live. Discover now