9- Grausame Mitschüler

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Dass alle Schüler mittlerweile zur Seite wichen, wenn ich über den Flur lief, fühlte sich irgendwie seltsam an. Alle musterten mich mit diesem merkwürdigen Blick. So als sei ich plötzlich jemand Neues und nicht der Brem, der seit Jahren auf diese Schule ging und durch diese Flure wanderte, so unbeachtet von jedem, so dass man denken könnte, ich würde gar nicht existieren.

Nach der ersten Pause hatte ein Mädchen mich sogar angelächelt. Sie war allerdings kein Werwolf, sondern gehörte zu der Gruppe mit den beliebtesten Menschen. Über dieses Lächeln war ich so verwundert gewesen, so dass ich sie mit offenen Mund angestarrt hatte. Daraufhin hat sie nur angefangen zu kichern und ist zu ihren Freundinnen gegangen.

Nun stand ich an meinem Schließfach und holte meine Bücher für die nächste Stunde raus.

"Hey, Brem.", sprach mich eine weibliche Stimme von hinten an. Überrascht drehte ich mich um und blickte in die blauen Augen eines Mädchens, welches ich schon oft auf dem Schulgelände gesehen hatte.

Nun schenkte sie mir ein übertrieben breites Lächeln und lehnte sich etwas nach vorne, so dass ich einen guten Blick in ihren Ausschnitt hatte.

Sofort wandte ich peinlich berührt den Blick davon ab und starrte ihr stattdessen in die Augen. Diese hatten einen wissenden Ausdruck angenommen und ihr Lächeln vertiefte sich.

"Wie geht es dir?", säuselte sie und lehnte sich an den Spind neben meinem.

"Gut," schoss ich sofort hervor und verfluchte mich innerlich dafür, dass ich so nervös war. "U-und dir?"

"Hmm," meinte sie und musterte mich von unten bis oben. "Auch gut," schob sie dann hinterher, stieß sich vom Spind ab und packte meinen Arm. An diesem presste sie sich fest an und beugte sich zu mir hoch. "Wir sehen uns," hauchte sie mir ins Ohr und küsste mich auf die Wange.

Ich war so perplex, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Auch nachdem sie sich schon längst umgedreht hatte und gegangen war, konnte ich mich immer noch nicht bewegen. Was zum Teufel war da gerade passiert? Verwirrt schüttelte ich den Kopf und nahm meine Sachen aus dem Spind.

Reis dich zusammen, Brem! Das ist bestimmt nur ein dummer Streich!

Ja, genau das musste es sein. Niemand hatte sich vorher jemals für mich interessiert. Weder einer von den Werwölfen, noch von den Menschen. Und ein Mädchen schon gar nicht.

Schweigend lief ich zum Unterricht. Der Lehrer, welcher ebenfalls ein Werwolf war, warf mir einen seltsamen aber dafür kurzen Blick zu.

Die Stunden verstrichen quälend langsam, doch dafür warf mir kein Werwolf irgendetwas Beleidigendes an den Kopf. Die Menschen machten sowas grundsätzlich nicht, da sie viel zu große Angst hatten, da ich ja dennoch ein Werwolf und somit ihnen wenigstens ein bisschen überlegen war. Meist lachten die Menschen nur, wenn man mich beleidigte, aber das war in Ordnung. Ich sollte schließlich nicht darauf hören, was andere sagten, sondern höchstens nur auf die Menschen, die mir etwas bedeuteten. Und das waren nicht besonders viele. Eigentlich hatte ich nur meine Mama und meinen Papa. Vielleicht auch noch Adam, der kleine Junge, der ebenso ein Aussenseiter war wie ich.

Als es dann zur Mittagspause klingelte, nahm ich mir mein Lunchpaket, was ich mir heute morgen gemacht hatte und ging wie üblich hinter die Schule zu einer alten Linde. Hier konnte ich immer ungestört mein Mittag essen ohne irgendwelche Zwischenfälle. Heute hatte ich mir ein Sandwich mit Käse und eine geschnittene Gurke eingepackt, welche ich nun genüsslich aß. Ich achtete immer darauf, gesund zu essen und genügend Vitamine zu mir zu nehmen.

Doch als ich gerade einmal bei der Hälfte meines Essens war, hörte ich das spöttische Lachen einer Jungsgruppe, welche langsam näher kam. Vorsichtig schaute ich hinter den Baumstamm hervor und entdeckte Lukas und seine Freunde.

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