Kapitel 4: Das Halsband

72 7 5
                                    

Jahr: 2019

Planet: Krypsos

Langsam führte ich den Edding in meiner Hand über die letzten freien Stellen an meiner Wand. Jetzt wurde auch dieser letzte freie Fleck mit schwarzer Farbe bedeckt. In diesem Moment schrieb ich die Vision von der Erde auf. Das was ihr zustoßen würde und welches ein Schicksal war, dass man nicht verhindern konnte. In den letzten Tagen ging mir nur die Sache mit den Halsbändern durch den Kopf, wodurch ich die Vision etwas verdrängt und an einem Tag sogar ganz vergessen hatte. Nun, da ich glaubte, dass mein Leben auf diesen Planeten sich sehr bald und schnell verändern würde, schrieb ich es an. Vielleicht würde ja einer meine codierte Schrift entziffern können und das Schicksal dieses Planeten wenigstens versuchen zu ändern. Zwar wusste ich nicht, was mit all den anderen Planeten passiert war, die ich gesehen hatte, doch irgendwie hatte ich die Ahnung, dass sie kein besseres Schicksal hatten. Jedoch wusste ich nicht, wann diese ganzen Visionen überhaupt eintrafen. Sie konnten schon passiert sein oder die Galaxie noch erwarten. Doch mir war klar, dass das Ziel der Gestalt noch lange nicht vollendet war, nach dem er vielleicht die Erde zerstört hatte. Ich würde mit dem ganzen aber nichts mehr zu tun habe, denn wenn mich Fleur erstmal zu einem seiner Objekte gemacht hatte und mich vielleicht noch zu einer Marionette umfunktionieren konnte, dann würde ich nicht mehr in der Lage sein auch nur einen Funken ausrichten zu können.

Nun senkte ich die Hand, in der sich der Stift befand und sah die Wand mir gegenüber an. Jetzt war wirklich selbst der kleinste Winkel in meiner Zelle beschriftet. Meine Visionen an diesen Wänden zu verewigen war das einzige, was ich tun konnte, um nicht nur die Visionen loszuwerden, sondern mich auch etwas zu befreien. Etwas über die Zukunft zu wissen, bedrückte einen, besonders, wenn man nichts dagegen ausrichten konnte, weil man in einer Zelle saß. Jedoch wollte ich auch nicht, dass diese Visionen in die Hände der intergalaktischen Behörde fielen, denn sie würden das ganz sicherlich zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. Auch wenn ich meine Vergangenheit nicht kannte, ließ mich das Gefühl nicht los, dass die intergalaktische Behörde nicht nur Gutes für diese Galaxie im Sinn hatte. Mein Blick schweifte zu den anderen Wänden und schließlich zu der Stelle, wo ich das allererste Mal etwas dran geschrieben hatte. Ich hatte einen Planeten gesehen, der komplett weiß war. Man konnte weder Landmassen noch irgendwie Wasser sehen. Als ob er von irgendwas komplett eingehüllt war und dennoch sah er so schön aus. Damals hatte ich gesehen, wie das Weiße immer wieder von orangenen Stellen überzogen wurden, als ob es Wolken wären aus denen immer wieder orangene Blitze auf das Land unter ihnen schossen. Zu dieser Zeit waren meine Visionen noch so ungenau, dass ich manchmal noch nicht mal meine Umgebung hätte richtig erkennen können, deshalb war diese mir so im Kopf hängen geblieben. Es war die erste Vision, die ich deutlich erkennen konnte und auch die erste die ich anschrieb, da die vorigen so undeutlich waren, dass man sie nicht fassen konnte.

Mein Blick glitt nun zu der Glaswand, als ich aus dem Gang wieder Stimmen vernahm. Es stellte sich jedoch heraus, dass es nur zwei Wachen waren und mein Puls, der ein wenig gestiegen war, kehrte zur Normalität zurück. Ich hatte nämlich damit gerechnet, dass die Wissenschaftler wiederkamen. Sie hatten gestern Abend nämlich das Labor verlassen und das alle mit äußerst zufriedenen Gesichtern. Seit dem waren sie nicht wiedergekommen. Die Nachricht, die ich gestern erfahren hatte, dass das Gerät fast keine Fehler mehr aufwies und diese zufriedenen Gesichter ließ darauf schließen, dass sie es wirklich geschafft hatten und es jetzt nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie es wieder an einem der schwarzen Fraktion probierten. Wenn es diesmal klappte und das Experiment nicht mit einem Toten endete, würde es nicht mehr lange dauern, bis ich dieses Band tragen und ins Labor geschleift werden würde. Ich zog meine Beine noch etwas mehr an meinen Körper und ließ meinen Kopf auf meine Knie fallen. Die ganzen sechs Jahre, die ich in diesem Gefängnis eingesperrt hatte, hatte ich nie irgendwelche Wünsche oder Hoffnungen gehegt, weil es mir nicht schlecht ging. Dadurch, dass ich anscheinend fast einen Planeten zerstört hatte, wurde ich direkt in die schwarze Fraktion eingeliefert, was bis jetzt nichts Schlechtes mit sich brachte. Durch unsere Kräfte genossen wir durch die Angst der anderen Privilegien, die jeder von uns genoss.

Phoenix - AwakeningWhere stories live. Discover now