Chapter Two

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Kapitel 2

Ich hatte mal gehört, das dieses Gebäude eine Dachterrasse haben sollte, also machte ich mich auf den weg dorthin.

Nachdem ich mich ein paar mal verlaufen hatte, fand ich endlich den richtigen Aufgang. Ich öffnete die Tür und mir strömte die frische Abendluft entgegen. Ich machte ein paar Schritte vor, schloss die Augen und atmete. Der Wind spielte mit meinem Haar und ich hatte das Gefühl, dass sich mein Kopf allmählich wieder lehrte.

„Anstrengender Tag?", fragte plötzlich eine Stimmer hinter mir.

Überrascht drehte ich mich um, ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich nicht alleine war.

Dort, an die Wand gelehnt, mit angewinkelten Beinen saß Harry Styles auf seinem Jacket und schaute mich fragend an.

„Anstrengende Woche", beantwortete ich seine Frage. „Sorry, ich wollte dich nicht stören, sondern nur kurz frische Luft schnappen."

„Kein Ding, willst du dich setzen?", er rutsche ein bisschen zur Seite. Dankbar lächelte ich ihn an und setzte mich neben ihn. Ich lehnte meinen Kopf gegen die kühle Wand und schloss abermals die Augen.

So saßen wir eine Weile einfach nur still da und hörten den Wind und den Verkehr der Stadt.

„Was machst du eigentlich hier?",durchbrach ich die Stille.

„Ich schätze das gleiche wie du", es blickte mich amüsiert an.

Irgendwie kam ich mir dumm vor, deshalb nahm ich wieder meine Position von eben ein und schloss die Augen.

„Es ist schon seltsam, dass von Naturschutz geredet wird und man dann so eine Gala veranstaltet, die nur zur Selbstdarstellung von öffentlichen Personen da ist und so gar nicht umweltfreundlich ist!", überrascht sah ich ihn an, doch er redete weiter:

„Die heutigen Medien und somit auch die Gesellschaft erwartet ein Ereignis wie dieses, damit sie wieder daran erinnert wird, dass es so was wie den Klimawandel gibt. Mit dem Geld, das für diese Veranstaltung ausgegeben wurde hätte man einen neuen Wald pflanzen können."

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Es stimmte und ich fühlte mich noch dümmer. Über so was hatte ich mir nie Gedanken gemacht.

„Und trotzdem sind wir hier", eigentlich wollte ich das gar nicht laut aussprechen, aber irgendwie schwirrte dieser Gedanke in meinem Kopf umher.

„Und trotzdem sind wir hier", bestätigte er meine Aussage.

Ich stand auf und ging zum Geländer. Von hier aus konnte man über die ganze Stadt gucken. Viele kleine Lichter. Manche bewegten sich, andere blieben an ihrer Stelle. Er stellte sich neben mich.

„Du hast aber nicht vor zu springen, oder?", er sah mich ernst an.

Erschrocken blickte ich in seine grünen Augen.

„Na dann ist ja gut",lachte ich er.

„Manchmal wird mir das alles zu viel und ich frage mich warum ich? Warum wurde ich für die Rolle genommen? Und dann muss ich immer daran denken wie viel Verantwortung ich jetzt habe. Ich muss ein Vorbild sein, ich muss immer aufpassen wie ich mich in der Öffentlichkeit präsentiere, mein ganzes Leben wird verfolgt und dokumentiert und egal was ich mach ich habe keinen Einfluss, keine Kontrolle mehr darüber... Wenn man hier oben steht kommen einen diese ganzen Sachen so weit weg und so einfach vor. Wenn man aber da unten ist, dann ragen sie meterhoch über einen drüber.", warum hatte ich das bloß gesagt. Jetzt dachte er nicht nur, dass ich dumm war, sondern auch eine Meckerziege.

Mit seiner Antwort überraschte er mich: „Ich weiß genau was du meinst."

Er schaute immer noch in die Stadt hinunter.

„Manchmal überrollt es einen einfach und man ist machtlos. Ich versuche das ganze dann immer umzulenken, sodass ich meine Reichweite für etwas gutes nutzen kann. Etwas was Menschen zusammen bringt."

„Da bleibt bestimmt kaum Zeit für dich selbst", er schaute auf, ich hatte ins schwarze getroffen. Sein Kiefer spannte sich und er wirkte traurig.

„Tut mir leid, ich wollte nicht..", er unterbrach mich.

„Seitdem ich 16 Jahre alt bin verfolgen mich die Medien und berichten über mich. Man darüber, wie du schon meintest, keine Kontrolle. Ich hatte zeitweise das Gefühl, das sie darüber bestimmen wer ich bin. Meine Arbeit wurde auf jeden Fall beeinflusst. Ich hatte den Druck konstant nur für die Musik zuarbeiten und obwohl das immer mein Traum war, fühlte es sich zeitweise einfach falsch an. Erst in den letzten Jahren habe ich mir richtig die Zeit dafür genommen, egal was andere gesagt haben. Versuch dich nicht dem Mediendruck hinzugeben. Erst wenn du dein Ding machst und es sich richtig anfühlt, dann kannst du über die Mauern klettern."

Wie poetisch, er hatte sogar meine Metapher mit dem ,meterhoch ragen' aufgenommen. Ich lächelte ihn an (er zurück) und ich wollte gerade etwas sagen, als mein Handy klingelte.

Er war mein Manager.

„Sorry, da muss ich ran gehen", entschuldigte ich mich bei Harry und entfernte mich ein Stück vom Geländer.

„Ja?"

„Dein Wagen steht unten bereit und wird dich dann direkt ins Hotel bringen, dann bist du fit für morgen.", er legte einfach auf.

Ich ging wieder zu Harry und sah ihn traurig an: „Ich muss jetzt leider los, die warten schon auf mich."

„Alles klar, vielleicht sieht man sich ja mal wieder...", bildete ich mir das ein oder sah er auch nicht glücklich aus.

Wie sollte ich mich jetzt von ihm verabschieden? Wie kannten uns ja gerade mal ein paar Stunden und hatten trotzdem schon irgendwie voll die tiefgründigen Gespräche gehabt, aber vielleicht war das auch normal, wenn man sich mit Harry Styles unterhielt.

„Dann hab noch einen schönen Abend", wünschte ich Harry und winkte ihm im gehen noch einmal zu.

Im Hotel schaffte ich es gerade noch mich abzuschminken und auszuziehen, bevor ich völlig fertig ins Bett fiel.

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