Kapitel 07

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In letzter Zeit lief mein Leben auf seltsame Weise perfekt.

Marius redete oft mit mir, mehr als in den vergangenen paar Jahren und ich hatte langsam echt das Gefühl, dass er mich mögen könnte.

Ich bekam sein Lächeln kaum aus dem Kopf.

Noch dazu nervte mich Antonia weniger als sonst.
Klar, manchmal ging sie mir noch auf die Nerven, aber wenn sie mit mir redete, bekam ich nicht das Gefühl, sie erwürgen zu wollen. 

Ein Fortschritt.

Gerade war ich auf dem Weg zur Mensa, um Mittag zu essen, also blieb ich kurz im Türrahmen stehen um mich nach einem Platz umzusehen.

Eigentlich hatte ich vor, mich auf meinen üblichen Platz zu setzten, doch dann sah ich die Neue in einer Ecke sitzen.

Allein.

Warum genau ich zu ihr lief, war mir nicht klar. Es war, als müsste ich es tun.
Nicht, dass sie mir leid tat.

"Hey." sagte ich, versuchte nicht zu lächeln, tat es aber doch irgendwie.
Mir ging es einfach zu gut.

"Hi Toni." erwiderte sie lächelnd und sah auf ihr Handy.

"Läuft deine Fan-Fiction gut?" fragte ich, als sie lächelte.

"Ja, Wrong Side. Das soll jetzt nicht selbstverliebt klingen, aber ich bin stolz darauf."

Mit recht, wollte ich sagen, sie ist toll. So wie der Rest deiner Geschichten.
Aber ich lächelte nur leicht.
Ich konnte es ihr noch nicht sagen.

"Aber deswegen lächle ich nicht. Eine andere Autorin hat einen neuen Teil hochgeladen, und ich finde diese Geschichte super!"

Ich runzelte die Stirn und dachte nach.

Sie schrieb im selben Shipping wie ich.
Wir kannten uns flüchtig aus Kommentaren.
Sie schien also die selben Geschichten zu lesen wie ich.
Ich hätte meinen Arsch dafür verwetten können, dass sie von meiner Story Freeze sprach.

"Wie heißt die Story?" erkundigte ich mich.

"Freeze. Kennst du sicher nicht, aber ich finde sie wirklich toll, und auch die Autorin ist sehr begabt!"

Kenn ich nicht, klar.

"Antonia, Freeze ist-"

"Hello Ladies, ist der Platz noch frei?"
Antonia sah von mir zu Marius, der sich neben mich und gegenüber von ihr gesetzt hatte.

Während ich ihn lächelnd ansah, verdunkelte sich ihre Miene.
Sie musterte Marius abfällig, sah kurz zu mir und bemerkte mein verträumtes Grinsen, sah dann mit undeutbarem Blick wieder zu Marius.

Ich weiß nicht ob sie verletzt, misstrauisch oder nachdenklich aussah, wahrscheinlich alles zusammen.

Doch das war mir egal.

Marius nickte mir lächelnd zu, wand sich dann Antonia zu und grinste.
"Worüber habt ihr euch unterhalten?"

"Was geht dich das an?" fragte sie mit hochgezogener Augenbraue und legte sogar ihr Handy weg.

Ich wusste, auch wenn ich nicht genau deuten konnte wieso, dass es gleich ungemütlich werden könnte.
Wenn sie sogar ihr Handy weglegte, dann bekam er gerade ihre volle Aufmerksamkeit.

Ich hatte das noch nie bei ihr mitbekommen, ich konnte auch nicht recht sagen, ob das gut oder schlecht war, denn der Blick mit dem sie ihn betrachtete, gefiel mir gar nicht.

"Ich wollte nur fragen. Toni, wie geht's?" 
Er drehte sich zu mir und aß von seinem Kartoffelbrei.

"Super, und dir?"

Antonia beobachtete uns, aber ich lächelte nur weiterhin Marius breit an.

"Bestens. Ich wollte fragen, hast du Lust, mit ein paar Freunden und mir heute Abend zum Karaoke zu gehen?" 
Er wand sich zu Antonia, um sie nicht auszuschließen.

Sie überlegte und kaute gemütlich auf ihren Bohnen, sah Marius dabei ganz genau an.

Man konnte sehen, wie es in ihrem Kopf arbeitete.

"Nur wenn Toni mitkommt."

Ich sah sie verwundert an.
Eigentlich dachte ich, die Frage war sowieso an uns beide gerichtet, und laut Marius verwunderter Reaktion, war das wohl auch so gemeint.

"Äh...J-Ja klar. Das...natürlich. Ihr beide, zusammen."

Er lächelte mich freundlich an und ich atmete erleichtert leise aus.
"Gut."

Sie sah wieder desinteressiert auf ihr Handy und aß weiter.

Marius nickte, offensichtlich etwas verwirrt oder unsicher, wie er damit umzugehen hat.

"Wann sollen wir da sein?" fragte ich.
"Achso, ähm...18 Uhr."

"Wer kommt noch?" meinte Antonia dann und scrollte in ihrem Handy runter.
"Simon, Rob, Rewi...ein paar andere noch."

Sie nickte und aß auf.

"Bis dann."

Damit ließ sie uns sitzen und ging schnurstracks aus der Mensa.
Etwas verwirrt sah ich ihr nach, dann zu Marius.

"Entschuldige, sie ist etwas...unhöflich manchmal." meinte ich und kicherte verlegen.

"Seid ihr gut befreundet?" 
Er lächelte mich wieder mit diesem süßen Lächeln an, bei dem ich wegschmelzen konnte.

Ich wusste nur keine richtige Antwort auf seine Frage.

Waren wir Freunde?
Irgendwie nicht, aber schon so.
Aber Freunde waren wir auch nicht.

"Kompliziert, aber ja. Freunde sind wir schon."

Er nickte, fast erleichtert.

"Sie ist ziemlich abweisend, ich weiß. Aber wirklich freundlich, eigentlich."
Das war wohl das erste Mal, dass ich ihr ein Kompliment gemacht habe.

"Ja ich weiß." 

Er lächelte nochmal, nahm dann seinen Teller und ging.
Ich sah ihm nach und grinste.

Vielleicht würde ich es ihm heute sagen. 

Sooo, hier.
Ich hab grad nichts besseres zu tun XD


New Girl In Town || anTonia FFWhere stories live. Discover now