~Kapitel 82~

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Shawn schob mich durch die Klinik, in der wir tatsächlich von Vielen begrüßt wurden.
Ich konnte nicht verstehen, dass sie dem Ganzen scheinbar zugestimmt hatten, immerhin war das Dach tabu.
Doch scheinbar änderten sich die Dinge etwas, wenn man plötzlich dem Tod ins Auge sah.

Im Fahrstuhl schwiegen wir uns an, ebenso als wir an meinem alten Zimmer vorbei fuhren.
Doch es war ein angenehmes Schweigen.
Hier zu sein löste keinen Druck mehr in meiner Brust aus. Ich wusste, dass ich frei war, so frei wie nie zuvor und das ermöglichte es mir, ohne böse Gedanken durch diese Gänge zu fahren.

Wir kamen am Treppenhaus an und ich sah Shawn fragend an.

"Das Ding hat kein Turboantrieb. Wie sollen wir denn da hoch kommen?" wollte ich leicht kichernd wissen, doch ohne mir zu antworten lief er um den Rollstuhl herum, legte seinen Arm in meine Kniekehle, den Anderen an meinen Rücken und hob mich auf seine Arme.

Intuitiv umschlang ich seinen Hals, um mich fest zu halten.

"Boah du bist so schwer.." sagte er gespielt angestrengt und wieder musste ich lachen.
So ein Vollidiot. Wenn ich noch 50Kg wog, war ich vermutlich noch gut dabei.
Mehr konnte es einfach nicht mehr sein, so wie ich aussah.

"Spinner." murmelte ich und lehnte mich gegen seine Brust, während er mit mir in seinen Armen die Treppen hochlief, bis wir vor der schweren Metalltür standen, wie vor einigen Monaten bereits.
Verrückt wie viel sich in so wenig Zeit ändern kann.

"Lass mich runter." forderte ich sanft.

"Sicher?" wollte er wissen, ich nickte jedoch nur.

Vorsichtig stellte er mich auf dem Boden ab, hielt mich jedoch an meiner Hüfte fest, aus Angst ich würde sofort wieder umfallen.
Einfach war es nicht, doch ich fand Halt und stand mehr oder weniger sicher auf meinen Beinen.

Shawn öffnete die Tür und wir traten, langsam wie zwei Schnecken, auf das Flachdach der Klinik hinaus.
Die orangenen Sonnenstrahlen, die noch am Himmel waren blendeten mich, doch ich genoss das Gefühl.

"Willkommen,willkommen!" rief Maya aufgeregt und rannte auf uns zu, weshalb ich unweigerlich Effie Trinket aus Die Tribute von Panem vor meinem inneren Auge auf mich zulaufen sah.
Ich begann zu Lächeln und schloss meine beste Freundin in eine feste Umarmung, als sie bei uns abkam.

Danach humpelte ich zu Brian, der mich ebenfalls umarmte.
Doch selbst jetzt konnte er sich einen dummen Kommentar nicht verkneifen.

"Ich drück mal nicht zu fest, nicht dass deine Knochen zerbrechen." witzelte er und ich schlug ihm leicht auf den Arm.

"Du bist so ein Idiot, Brian." antwortete ich lachend.
Und genau dafür mochte ich ihn so sehr. Er war der Mensch gewesen, dem meine Krankheit ziemlich gleichgültig war. Aber gar nicht in einem negativen Sinne.

Für ihn war ich immer Shawn's Freundin Grace. Nicht mehr und nicht weniger.
Und das habe ich genossen.

Alessia umarmte mich auch und schließlich kam sogar noch Adam dazu, den ich seit Monaten nicht gesehen hatte.
Er wurde mittlerweile aus der Klinik entlassen, worauf ich unheimlich stolz war.

Wir setzten uns zusammen auf die Matten und Decken, die meine Freunde auf dem Boden ausgebreitet hatten und sie begannen Muffins zu Essen.
Ich hielt mich zurück, wusste immerhin wie es Meistens endete, wenn ich etwas zu mir nehmen wollte.

"Willst du auch Einen?" fragte Alessia mich und hielt mir die Box mit den Schokomuffins hin, doch ich schüttelte den Kopf.

"Lieber nicht, will nicht dass das unschön endet. Aber danke. Du kannst meinen Shawn geben." antwortete ich und nickte mit dem Kopf zu meinem Mann, der sich vollstopfte.

S.M.|| Cold In California - Shawn Mendes FanfictionOnde as histórias ganham vida. Descobre agora