Kapitel 3

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Die nächsten Tage brachten Lana beinahe an den Rand des Wahnsinns.

Kala, Lili und Nele waren zwar nett, aber sie schnatterten ohne Punkt und Komma. Die drei schienen sich in der Rolle als Drachenbraut schon recht wohl zu fühlen und wenn sie nicht zu ihr ins Gemach kamen, stellten sie den jungen Prinzen hinterher, die sich sichtlich unwohl dabei fühlten. Außerdem verlangten sie immer mehr Kleider und Schmuck und eine besondere Behandlung, was jedem im Schloss auf die Nerven ging. Aber das ständige Verfolgen der Prinzen war auffällig.

So wie gerade.

Lana war mit einem Buch in den Garten geflüchtet, doch sie ahnte nicht, dass vier der Prinzen gerade Schwertübungen machten. Dennoch war das Geklirre der Schwerter besser zu ertragen, als das Geschnatter, dass nach einer Weile hinter ihr aufgetaucht war.

Die vielen Ahs und Ohs raubten ihr beinahe den Verstand und das Gekicher wurde unerträglich.

Doro warf sich auf die leere Liege neben ihr.

"Bitte, Lana. Nehme mir diese Küken eine Weile ab, sonst werde ich schreien. Ich komme mir schon vor, wie eine Erzieherin."

Doro war, genau wie Lana, schon etwas reifer und hielt auch nichts von den drei jungen Frauen, mit denen sie einige Gemächer teilen musste. Sie hatte ihr halbes Leben auf der Straße verbracht und verstand nicht, warum gerade sie ausgewählt worden war.

Lana schnaubte.

"Warum sind sie überhaupt hier?"

Doro zuckte mit den Schultern.

"Wie soll ich sie bitte aufhalten? Sie haben ein Gespür dafür, wann die Prinzen im Garten oder im Schlosshof auftauchen und sofort laufen sie los, um ihnen nachzustellen." Sie schnaubte. "Ich habe Hafenhuren gesehen, die zurückhaltender waren als diese Küken."

Lana nickte ernst.

Das war auch schon ihr Eindruck gewesen.

Als sie sah, wie sich Nele einem der Prinzen in die Arme warf, reichte es ihr.

"Mädchen!"

Ihre Stimme klang schon so wie die der obersten Schwester im Orden.

Sie stand auf und kam auf die Gruppe zu.

"Schämt ihr euch nicht, euch so schamlos anzubiedern?"

Die drei Gescholtenen senkten den Kopf.

"Aber sie könnten unsere Männer sein.", warf Kala ein, die sich gerade an Nielema lehnte, der arrogant sein Kinn hob.

Lana sah einen Moment zu Doro, die eine Hand vor den Mund hielt. Tränen liefen ihr über die Wange, so sehr unterdrückte sie das Lachen. Von dieser Seite war also keine Hilfe zu erwarten.

"Das mag sein, aber schaut euch an. Im Moment würdet ihr jeden der Männer nehmen, aber ihr sollt mit Bedacht wählen und nicht einfach einen der Männer wählen, nur weil er ein Prinz ist. Der goldene Drache hat euch gewählt, aber das heißt nicht, dass ihr einfach irgendeinen Prinz nehmen könnt."

Lili verzog das Gesicht.

"Den schwarzen Drachen wird niemand nehmen, weil er einfach nur eklig ist. Und der König interessiert sich nicht für uns."

Lana hörte die Männer auf keuchen und sie sah, wie die Haut des roten Drachen sich schon veränderte. Das war nicht gut. So viel hatte sie in der kurzen Zeit schon gelernt, um zu wissen, dass man gerade den roten Drachen nicht reizen durfte.

Schnell lief sie auf Lili zu und gab ihr eine Ohrfeige.

"Du sprichst über den Bruder deines zukünftigen Gemahls. Entschuldige dich!", herrschte sie und lehnte sich dann zu ihr. "Mach schon. Der rote Drache bricht bald aus."

Die Drachen von Wikuna - Calarion  (Band 1)Where stories live. Discover now