Kapitel 8

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Calarion hatte sich über den Schreibtisch gebeugt und las das letzte Schriftstück, dass er heute bearbeiten wollte, bevor er wieder mit Lana etwas unternahm.

Vor einiger Zeit hatte er ihr wieder eine Nachricht zukommen lassen und ihre Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Sie würde bald bei ihm sein.

Er war aufgeregt wie ein kleines Kind.

Heute wollte er mit ihr zu seinem Lieblingsplatz fliegen. Natürlich gab es in Wikuna mehrere Plätze, die sehr schön waren, aber dieser besondere Platz war einzigartig. Er war den Menschen völlig unbekannt, obwohl es auch da einen Steinkreis gab. Die nächste Siedlung war fünf Tagesreisen entfernt und er hatte vor Jahren eine kleine Hütte dort gebaut. Er hatte sich ein paar Tage frei genommen, um sie einzig und vor allen allein mit Lana zu verbringen. Sie wusste das allerdings noch nicht und er hoffte, sie freute sich auf die Überraschung.

Er nahm die Schreibfeder und schrieb eine Notiz an seine Minister, als es an der Tür klopfte.

Ein Lächeln breitete sich aus, doch einen Moment war er verwundert, dass Lana anklopfte. Sie war die Einzige, die ungefragt in seine Räume kommen durfte und das wusste sie auch.

„Komm herein."

Er schrieb noch einen Satz, doch dann schlangen sich zwei Arme um seine Hüften.

„Ich bin bald fertig, Geliebte."

Eine Hand fuhr an seinem Bauch entlang.

„Ich wusste doch, dass du es mit Lana nicht ernst meinst."

Calarion ging erschrocken einen Schritt zur Seite.

„Lili? Was zur Hölle...?"

Sie schien nicht zu bemerken, dass er sie von sich stoßen wollte, denn sie schmiegte sich noch enger an ihn und sah ihn mit einem Blick an, den er absolut nicht ausstehen konnte. In ihren Augen sah er einen siegessicheren Ausdruck.

„Ich habe deine Einladung nicht vergessen, mein König."

Er wollte sie loswerden, aber sie hängte sich an ihm wie eine Zecke.

„Ich habe die Einladung widerrufen, falls du dich erinnerst."

Sie lächelte ihn an und einen Moment erinnerte sie ihn an eine Schlange, die sich um ihn wandte.

Rion tobte in ihm und wollte ausbrechen, aber das konnte Calarion nicht zulassen. Nicht in einem geschlossenen Raum und vor allem nicht, wenn eine Drachenbraut vor ihm stand und verletzt werden konnte.

„Ich habe doch dein Bedauern bemerkt, Calarion. Ich verstehe auch, dass du den Schein wahren musst, weil alle meinen Lana sei deine Braut. Aber nun bin ich hier."

Er packte ihre Schulter und wollte sie wegdrücken, aber Lili war stärker, als der erste Anschein war. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und er sah ihr siegessicheres Grinsen, als sie seinen Nacken packte und ihm einen Kuss aufdrückte.

Hinter ihm keuchte es.

Verdammt!

Er schubste Lili grob von sich und drehte sich um.

Lana starrte ihn mit großen Augen an.

„Lana!", flüsterte er, doch sie verschwand in die Dunkelheit.

„Lass sie doch! Machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben."

Wieder schmiegte sich Lili an ihn und erst jetzt bemerkte er das durchsichtige Kleid, dass sie anhatte. Das war alles mehr als eindeutig.

Er schob sie von sich und ließ Rion knurren.

„Ich weiß nicht, was du da für ein Spiel spielst, Lili. Aber du bist nicht meine Braut und wirst es auch nie sein. Ich bedaure jetzt schon meinen Bruder, der für dich bestimmt sein soll. Jetzt gehe mir aus den Augen!"

Die Drachen von Wikuna - Calarion  (Band 1)Where stories live. Discover now