Der Wochenendplaner - Kapitel 3.6

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Der Wochenendplaner - 3.6

Ich kann nicht verhindern, dass sich meine Mundwinkel verräterisch nach oben ziehen, während ich das Knäuel vorsichtig in die Hand nehme. Ich weiß, was das ist. Der Wochenendplaner. Meine Rettung! Pünktlich wie eh und je. So leise wie möglich streiche ich das Knäuel glatt.

Rox Pub, Kino oder Disco?

Weitere Vorschläge werden nicht akzeptiert!!!

Chris


Ich linse zu meinen Freundinnen rüber. Isa grinst und Lila deutet mir an, den Zettel weiterzulesen.

Unten auf der Liste haben die Mädels bereits ihren Senf dazu abgegeben. Natürlich ignorieren sie beide Chris' Vorschläge – wie immer. So wie ich jetzt auch.

Allesamt einer Meinung: DVD-Abend bei Lila ;)

In einem unachtsamen Augenblick seitens Herrn Böckle fliegt der Zettel zurück zu Chris und nur eine Sekunde später findet die Mathestunde endlich ein Ende.

»Na, wieso hast du diesmal verschlafen? Schon wieder schlecht geträumt?«, will Isa von mir wissen, während ich meinen ganzen Kram achtlos zusammenpacke und in die Tasche schmeiße. Sie hakt sich bei mir unter und so schlängeln wir uns gemeinsam zu den Schließfächern hindurch.

»Wie kommst du bloß darauf?«

»Vielleicht wegen etwas, das allgemeingültig als Augenringe bekannt ist«, antwortet sie und verzieht ihren Mund zu einer Schnute, als ob es ihr wehtue, das sagen zu müssen. »Aber nur ein klitzekleines bisschen«, hängt sie noch an und ich lächle dankbar. Isa hat so ein gutes Herz, darin hat die ganze Welt Platz.

»Hey, was haltet ihr denn vom Wochenendplaner?«, unterbricht uns Chris, der sich wieder umständlich mit beiden Ellenbogen durch die Schülerschar zwängt, um uns einzuholen. »Ihr wisst, Gegenvorschläge werden nicht akzeptiert«, ermahnt er uns selbstzufrieden.

»Hast du dir vielleicht mal überlegt, dass deine immer wiederkehrenden Vorschläge uns so langsam auf die nicht vorhandenen Eier gehen?«, gibt Isa zurück.

Er zuckt unbeeindruckt mit den Schultern. »Hm, Ansichtssache. Bei Kino stimme ich dir zu, da läuft dieses Wochenende nämlich echt nur Liebesgesülze. Aber wir können uns auch alle im Rox treffen und dort mit dem Rest der Klasse abhängen?«

»Iiih!«, rufen Isa und ich gleichzeitig.

»Was kreischt ihr denn so rum?«, fragt Lila, die sich zwischen zwei Jungs hindurchdrängelt. »Übrigens, Zara, da hinten wartet jemand auf dich.«

So wie ihre eine Braue verräterisch zuckt, ist mir sofort klar, von wem sie spricht. Nur ist mein Nils-Konsum-Interesse noch immer übersättigt.

»Danke, kein Bedarf«, antworte ich knapp. Viel lieber will ich ihnen endlich von dem Umschlag erzählen. »Hört mal, ich muss euch unbedingt etwas erzählen. Heute Morgen ist mir was echt Eigenartiges passiert«, beginne ich und schmeiße mein Mathebuch zurück in den Spind. Natürlich fliegt mir schon wieder mehr als die Hälfte entgegen und ich verfluche meinen chaotischen Kreativgeist. Noch während ich höchst ungeschickt alles auffange, höre ich plötzlich dicht hinter mir eine tiefe Stimme, die mich zusammenfahren lässt.

»Können wir reden?«

Ich werfe einen vorsichtigen Blick über die Schulter.

Nils. Er hat sich mir unbemerkt genähert. Mit seinem kastanienbraunen Haar und den ebenso braunen Augen sieht er einfach hinreißend aus, wie immer – okay, davon lasse ich mich nicht ablenken. Nicht mehr.

Glotz ihn nicht so an, Zara, sag etwas!

»Ich, äh ...«, stammle ich nicht gerade selbstsicher und wende mich schnell wieder meinem Spind zu. »Nicht jetzt, okay?!«, erwidere ich schließlich, ohne mich ganz umzudrehen und bin heilfroh, dass ich überhaupt einen Ton rauskriege.

»Es ist aber wichtig«, sagt Nils vor allen anderen und seine Stimme schwankt ein wenig. Sie schwankt noch mehr, als er weiterspricht. »Du bist mir wichtig.«

Kurz zuckt mein Herz und meine Augen beginnen verräterisch zu brennen. Wow, ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll. Dafür begreife ich in diesem Moment, dass meine Behauptung nichts mehr für ihn zu empfinden eine himmelschreiende Lüge ist. Gefühle lassen sich nicht ausknipsen wie eine Nachttischlampe. Und trotzdem. Es ändert nichts. All die Monate war ich ihm wichtig, aber eben nie wichtig genug ...


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So, endlich komme ich dazu einen weiteren teil aus Kapitel 3 hochzuladen.

Ich hoffe, er gefällt euch *-*

Auf dem Bild im Header sehr ihr übrigens eine weitere Skizze des Arrow-Typen und diesmal kann man sogar ein bisschen mehr seines Gesichts erkennen ;) Passt eigentlich nicht so richtig zu diesem Kapitel, aber ich hoffe, ihr erfreut euch trotzdem daran ❤️❤️❤️

Stadt der Verborgenen (Die Phoenicrus-Trilogie 1)Where stories live. Discover now