7 - Geladen und entladen

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Wir liefen ein gutes Stück bis hinter diesem Komplex aus Wohnhaus und Werkstatthalle, so dass ich bei jedem weiteren Meter froh war, nur den Koffer und Gretel in der Hand zu haben.

Charon schritt auf so einer lässigen und unermüdlichen Weise voran, dass ich leider anfing mir den Kopf zu zerbrechen, welchen Sport er in seiner Freizeit betreiben könnte.

Tennis schonmal nicht, sonst hätte er bestimmt schon längst etwas zu dem eingestickten Logo auf meiner Tennistasche gesagt. Das machen Sportler einfach, die den selben Sport betreiben. Das ist wie ein... Impuls, den man nicht kontrollieren konnte.

Mhm, ob er vielleicht auch an der Uni in Brokenville studierte? Und dort in einer Mannschaft ist? Vielleicht... Rugby?

Wobei nein. Das hörte sich jetzt zwar stereotypmäßig an, aber er wirkte nicht bullig muskulös.

Eher... athletisch.

Nicht zu schlank, aber auch nicht zu schmal. Ich bin mir sicher, dass er, welchen Sport er auch immer machte, bestimmt wahnsinnig schnell sein musste.

Geschmeidig, elegant. Und schnell und-

Grr, es wurde Zeit, dass er mich endlich bei meinem Onkel ablieferte und wir uns am besten nur noch aus der Ferne sahen.

Dann kam ich nicht mehr auf weitere dumme Überlegungen.

Zum Glück bemerkte ich rechtzetig, dass dieser Schwarzhaarige mit den schönen Locken an einem ebenso pechschwarzen Sportwagen Halt machte, der hinter ein paar Reifen abgeparkt stand.

Wow.

Genau so ein Auto hätte ich mir bei ihm auch vorgestellt. Bestimmt trug er außerhalb seiner Arbeitszeit statt Werkstatthosen auch Boots und Lederjacken, zerschlissene Jeans, Sonnenbrillen und all den Kram, den ein klischeehafter Badboy aus Büchern gerecht wurde.

„Ist da überhaupt genug Platz für all mein Zeug?", fragte ich ihn sogleich zweifelnd. Es fühlte sich komisch an, nun wieder mit ihm zu reden, da wir bestimmt einige Minuten geschwiegen haben.

Er stellte meinen Koffer ab und kramte in eine seiner Taschen nach einem Schlüssel. Dass ihm mit dem Shirt auch nicht kalt war.

Ich fror mir gerade mein ganzes Fett weg, so frostig fühlte sich die Frühlingsluft an.

„Bestimmt", antwortete er nur, holte einen Autoschlüssel hervor, klickte seinen Wagen auf und öffnete dann die Kofferraumklappe. Er legte erst den pinken und dann den blauen Koffer hinein. Der Kunststoffgriff entglitt mir kraftlos aus meinen Fingern, als er ihn mir abnahm.

Nachdem er den Kofferraum wieder geschlossen hatte, lief er zur Beifahrertür und zog sie auf, ich sah noch, dass er den Beifahrersitz nach vorn klappte. Das tat er alles, immer noch nebenbei den Plüschkorb und meine Sporttasche tragend.

Ich wäre wahrscheinlich schon zehnmal fluchend irgendwo hängen geblieben...

Auf den Hintersitzen verstaute er nun auch noch mein restliches Zeug, dann klappte er den Beifahrersitz wieder zurück und ließ die Tür offen. "Dann lass uns mal los", warf er mir im Vorbeigehen zu, als er sich auf den Weg zu seiner Fahrertür machte.

"Ähm und was ist mit meinem Papieren?", fragte ich irrtiert. "Ich sollte die doch noch abgeben oder nicht?"

"Achso", brummte er und schien kurz nachzudenken, ehe er mir auf meine Frage antwortete. "Gib sie einfach mir."

Ihm?

Zweifelnd blickte ich ihn kurz an, entschloss mich dann aber dazu, einfach seiner Forderung nachzukommen. Ich hatte einfach keinen Nerv mehr für Nichts. Deswegen kramte ich alles umgehend aus meiner Tasche hervor und überreichte ihm die Papiere zusammen mit meinem Autoschlüssel.

Dark HeartWhere stories live. Discover now