8 - Am Ziel angekommen

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Fünf Minuten vergingen, in denen sich über uns eine Stille legte, die kaum auszuhalten war.

Es war nicht schlecht, weil ich mich unwohl fühlte. Nein, im Gegenteil. Das Gefühl eines unbeschreiblichen Kribbelns breitete sich in meinem Körper aus und als ich zwischendurch zu ihm herübergelinst habe, bemerkte ich, dass seine rechte Hand relativ fest das Lenkrad umklammerte.

Meine Haut war mittlerweile schon von den vielen Schauern, die mir den Rücken hinunterkletterten fast schon verbrannt, da sich in meinem Kopf immer wieder die Szene von eben abspielte.

Gott, ich würde gleich noch durchdrehen, wenn ich weiter mit ihm in diesem Auto sitzen muss.

In diesem Augenblick bog Charon in ein Wohngebiet ein. Ein Haus nach dem nächsten stand Grundstück an Grundstück aneinander, es wirkte idylllisch, die Gehwege waren ordentlich, die Grünflächen gepflegt und erste grüne Keime traten aus den großen Bäumen, die die Straße säumten, aus.

Hinter den Häusern baute sich in zweiter Reihe ein großer und dunkler Wald auf.

Ein Räuspern. "Wie lautet die Hausnummer?"

"Nummer sieben", antwortete ich ihm, meine Stimme klang etwas kratzig.

Irrte ich mich oder spannte er sich noch mehr an, als ihm meine Antwort bewusst wurde? Er nahm die Hand von seiner Türablage und fasste sich mit dieser kurz an die Stirn, ehe er tief durchatmend das Auto abbremste.

Bitte, wenn er so genervt war, dann würde ich ihm nächstes Mal nicht antworten.

Wir kamen vor einem grau angestrichenden Holzhaus mit einer weißen Veranda zu stehen. Das kam dem Haus auf dem Foto, das mir mein Onkel geschickt hatte, sehr nah.

Nun... hier stand also mein Zuhause für die nächsten paar Wochen.

Eilig schnallte ich mich ab, öffnete die Beifahretür, stieg aus und setzte Gretel auf dem Gehweg ab. Dann beugte ich mich zu ihm nochmal in die Fahrerkabine herein. "Danke fürs Fahren", gab ich knapp von mir.

Statt darauf zu antworten, runzelte er nur die Stirn. "Brauchst du keine Hilfe bei deinem Gepäck?"

Mein Blick fiel aus heiterem Himmel auf seine weichaussehenden Lippen. Warum? Ich wusste es selbst nicht - aber es kotzte mich an.

Gehetzt von meinem inneren Schweinehund klappte ich meinen Beifahrsitz nach vorn und zerrte nach den Sachen, die er auf den Rücksitz geschmissen hatte. "Nein, nicht nötig."

Wie sollte es auch anders sein, stieß ich mir erstmal den Kopf an der Decke an, als ich das Körbchen und den ganzen Kram aus dem Auto herauszog.

"Sicher?" Selbst aus den Augenwinkeln war das Zucken seiner Mundwinkel nicht zu übersehen.

"So sicher wie noch nie", murmelte ich, ehe ich die Fahrertür zuschlug und das Fahrzeug mit Gretel an der Leine halb umrundete, um zum Kofferraum zu gelangen. Das Körbchen und die kleine Tasche parkte ich auf dem Gehweg ab, bevor ich die Kofferraumklappe öffnete und meine anderen Koffer herauswuchtete.

Ächzend schleppte ich diese zu den anderen Sachen dazu und rechnete es Charon in diesem Moment hoch an, dass er mich einfach machen ließ. Nicht dazwischen grätschte und es einfach akzeptierte.

Immerhin eine gute Eigenschaft an ihm.

"Also dann", sagte ich zu ihm, die Kofferraumklappte zum Schließen in der Hand. "Bis dann."

Er warf mir einen undeutbaren Blick über seine Schulter zu, sagte jedoch nichts weiter.

Dann eben nicht.

Dark HeartWhere stories live. Discover now