12 - Ungewolltes Match

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Montag.

Der Tag, an dem ich meinen Fuß auf das Gelände einer mir vollkommen fremden Universität setzen würde. Der Tag, an dem ich eine fremde und neue Welt zu Füßen liegen habe.

Eine Welt, bei der alles auf Anfang gesetzt ist.

Auf diesen Tag hatte ich lange hingefiebert - besonders nach diesem Drama mit Archer.

Und jetzt?

Jetzt saß ich hier auf meinem Gartenstuhl auf meiner kleinen Terasse, hörte den Vögeln beim Singen zu und überlegte, ob ich den ersten Tag einfach auslassen würde.

Ich war zwar schon komplett fertig angezogen, hatte Gretel gefüttert und war mit ihr eine Runde im Garten spielen gewesen, hatte zusammen mit Ace und Jona gefrühstückt und meine Unisachen zusammengepackt - dennoch fühlte ich mich so unmotiviert, als hätte ich mich gerade eben aus meinem Bett hervorgeschält.

Jona und Ace waren zur Arbeit aufgebrochen und ich hatte es mir auf meinem Balkon gemütlich gemacht.

Ich meine, hey. Niemand würde mich suchen. Ace und Jona kamen erst spät abends zurück und würden gar nicht mitbekommen, wenn ich heute die Uni auslasse. Und Charon wäre eh froh, wenn er mich nicht mitnehmen muss. Also konnte ich doch einfach weiter hier sitzen bleiben und warten, bis es Nachmittag wurde.

So extrem kalt war es heute auch nicht - ich konnte sogar meine Lederjacke anziehen, obwohl ich darunter natürlich einen dicken Pullover trug.

Seufzend veränderte ich meine Sitzposition auf dem Stuhl, ließ meinen Blick über den Garten schweifen. Ließ ihn nochmal schweifen. Und nochmal. Und ein weiteres Mal, bis mir... etwas Neues auffiel. Im Nachbargarten.

Diese neue Sache saß wie ich auf einem Gartenstuhl, die Beine weit von sich gestreckt.

Oberkörperfrei.

Ich schob meine Sonnenbrille auf meinen unteren Nasenrücken und lugte ungläubig über die Ränder hinweg.

Seine pechschwarzen Locken glänzten im Licht der Frühlingssonne, als er sich mit dem Rücken zu mir streckte und seine Muskeln zum Vorschein kam. Dann lehnte er sich wieder nach hinten und legte den Kopf in den Nacken.

Ich fasse es nicht.

Hatte er etwa meinen Plan geklaut?

Ähnelten wir uns einfach zu sehr?

Vielleicht.

Aber so hatte ich mir meinen Tag auf meinem Balkon nicht vorgestellt. Ich wollte nur grün sehen und meinen Hund. Keine schwarzen Locken. Keinen Charon... und da ich mich im Kreis drehte, kam ich zu der Sache, warum ich mich eigentlich überhaupt vor meinem Tag drückte.

Auf keinen Fall würde ich parallel zu diesem Idioten die Uni an mir vorbeiziehen lassen, wenn er auch noch die ganze Zeit vor meiner Nase saß.

Vor was hatte ich überhaupt solche Angst?

Wenn ich das Unigelände betrat, würde ich es in ein paar Wochen eh wieder zum letzten Mal besuchen. Ich war hier nur zu Besuch. Ich wollte weder Wurzeln schlagen, noch großartig irgendeinen Anschluss finden.

Daher konnte es mir doch egal sein, ob ich beliebt war oder?

Ich zog mir meinem Zopfgummi aus den Haaren, befreite damit meine wilde lange Mähne und stand entschlossen aus meinem Stuhl auf.

Wenigstens wusste ich, dass Charon mir nicht über den Weg laufen würde, da er ganz entspannt im Garten saß.

Also könnte ich getrost aufbrechen.

Dark HeartWhere stories live. Discover now