13 - Ein angebliches Goldstück

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Da war sie.

Die Universität - und der Parkplatz.

Der menschenleere Parkplatz, was Charon natürlich vollkommen ausnutzte. Er bretterte über die gepflasterte Fläche, als würde es kein Morgen geben, ehe er mit einem Mal anhielt, um wahrlich gekonnt in eine sehr enge Lücke rückwärts einzuparken.

Als wir zum Stehen kamen und er den Motor ausschaltete, merkte ich erst jetzt, wie verkampft ich die ganze Zeit meine Tasche auf meinem Schoß festgehalten hatte.

Ohn weiter was zu sagen, öffnete Charon seine Tür und schob sich in einer eleganten fließenden Bewegung aus dem Auto.

Ich hingegen fand, dass das Nachbarauto fiel zu dicht an meiner Beifahrertür stand. Wie sollte ich da ohne irgendwelche Kratzer oder einen Schaden zu hinterlassen, aussteigen? Ich war zwar ein schmaler Mensch, dennoch bestimmt nicht schmal genug um mich aus dem Auto zu quetschen.

"Bist du festgewachsen?"

Charon blickte spöttisch durch die Frontscheibe zu mir hindurch, eine Hand in der Tasche seiner Jeans versenkt, die andere Hand hielt eine Sporttasche. Wer weiß, wo er die Tasche jetzt aufeinmal hergezaubert hatte.

"Ich komme hier nicht raus", rief ich zu ihm zurück und zeigte anklagend auf den schmalen Spalt zwischen seinem und meinem Auto.

Er zog seine Hand aus der Hosentasche und fasste sich mit ihr an die Stirn. "Gott, Lavender. Das ist ein ganz normaler Abstand. Mach jetzt einfach die Tür auf und komm mit."

"Ist es nicht, aber okay. Ich habe dich gewarnt", bellte ich, ehe ich meinen Mut zusammenfasste und die Beifahrertür aufmachte. Vorsichtig und ganz langsam, ehe ich einen Fuß nach draußen setzte.

"Gehts auch nicht in Zeitlupengeschwindigkeit?"

"Gehts auch mal mit ein bisschen mehr Geduld? Gesgegnet hat man dich damit ja nicht", fauchte ich zurück. "Und wenn du scharf auf Schrammen in deiner Protzkarre bist, kann ich die Tür auch einfach normal weit aufmachen. Dann siehst du, was du davon hast."

"Fängst du jetzt auch noch an-"

"Hey Charony. Was machst du denn um die Zeit auf dem Parkplatz?"

Unsere Köpfe schnellten zu der Stimme, die uns aus heiterem Himmel überrumpelt hatte. Ein großer Typ, mindestens genauso groß wie Charon, mit breiten Schultern und hellen blonden Haaren kam direkt neben Charon zum Stehen. Er hatte ebenfalls eine Sporttasche bei sich, die er sich nun schulterte, während er Charon fragend ansah.

Meine Güte.

Mir blieb beinahe der Mund aufstehen.

Auch dieser Kerl sah wie ein Model aus. Liefen hier etwa nur solche männliche Gestalten herum? Wenn ja, dann war Brokenville ein wahres Wespennest.

"Ach, hey Beck", begrüßte Charon ihn in einem bemüht hörbar höflicheren Ton als er ihn mir gegenüber bisher angeschlagen hatte. Beck streckte grinsend seine Hand aus und das altbekannte Klatschen eines Handschlages klang zu mir herüber.

Ich verdrehte die Augen und versuchte mich weiter aus dem Inneren des Mustangs zu befreien.

"Ich warte nur auf jemanden", antwortete ihm Charon also und fuhr sich mit der freien Hand durch seine Locken.

Selbst im Sonnenlicht wirkte er wie ein dunkler Herrscher. Obwohl er nichtmal die Anstalten dazu machte, stand er stolz und selbstbewusst dar, keine Sache schien ihn erschüttern zu können. Geboren dazu, die dunkle Kraft stets und ständig mit sich zu schleppen und - ich schüttelte entnervt den Kopf.

Da hatte ich den Beweis - ich las in letzter Zeit zu viele Fantasyromane.

Ächzend setzte ich auch meinen zweiten Fuß auf das Pflaster.

Dark HeartWhere stories live. Discover now