11 - Versprechungen

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Jona schmunzelte. "Sollten wir ihm mal vorschlagen."

Cassie verdrehte nur die Augen und piekste mit ihrer Gabel das erste Stück Lasagne auf. "Charon, das Essen wird kalt."

"Bin schon da", hörte ich die bekannte tiefe Stimme hinter mir. Da ich mit dem Rücken zum Flur saß, konnte ich nur erahnen, dass er gerade hinter mir lang lief, um den Tisch zu umrunden und an seinen Platz zu gelangen.

Als er auf der anderen Tischseite zum Stehen kam, nickte er Ace und Jona zu - dann blieben seine hellblauen Daimanten bei mir stehen.

"Das ist Lavender", sagte Cassie und zeigte mit ihrer Hand zu mir. "Sie wird..."

"Sie wird die nächsten Wochen hier sein, auf meine Uni gehen und ist dann wahrscheinlich auch die Nichte von Ace", beendete Charon ihren Satz.

Adrael, der sich gerade sein Stück Lasagne in den Mund schieben wollte, hielt inne und legte dann die Gabel ganz langsam wieder auf seinem Teller ab. Langsam schaute er nachdenklich zwischen mir und Charon hin und her.

Charon, der sich nun gegenüber von mir hinsetzte und mir ein verkniffenes Lächeln zum besten gab und ich, die genauso verkniffen zurücklächelte.

Mein Onkel kaute neben mir geräuschevoll zu Ende, bevor mit dem Sprechen ansetzte. "Ach. Der Nachbar hat dich also zu uns gefahren. Das ergibt jetzt Sinn."

"Zu euch gefahren?", Cassie wirkte mindestens genauso überrascht wie ihr Mann.

Ich legte meine Hände im Schoß ab und entschloss, die ganze Sache aufzuklären. "Ja ähm... mein Auto ist stehengeblieben und dann habe ich eine Werkstatt angerufen-"

"Tate hat sie abgeschleppt und mich dann gefragt, ob ich sie fahren kann", unterbrach mich Charon und tat sich nebenbei ein riesiges Stück Lasagne auf, mindestens doppelt so groß wie das, was Adrael Cassie aufgemacht hatte. "Bis dahin wusste ich aber noch nicht, dass sie die Nichte von Ace und Jona ist."

"Du wusstest es, als ich dir die Hausnummer gesagt habe", merkte ich an.

Er parkte den Auffüller in der Form ab und schaute dann direkt zu mir herüber. Sein Blick war so durchdringend und stechend, dass es mir fast den Hunger auf die Lasagne wegzauberte. Er zog einen Mundwinkel in die Höhe. "Stimmt. War eben lustiger deine Reaktion zu sehen, als ich auf unsere Auffahrt gefahren bin."

"Lustiger?", schnappte ich auf. "Was ist denn daran bitte lustiger?"

Charons linker Mundwinkel hob sich nun auch. Er legte seine wahrlich trainierten Oberarme auf dem Tisch ab und lehnte sich dann ein Stück zu mir vor. Der Geruch nach Seife wurde intensiver, eine gelockte Haarsträhne fiel ihm über seine rechte Augenbraue. Er ließ sich genüsslich Zeit mit der Antwort, studierte ganz genau mein Mienenspiel und dabei war ihm völlig bewusst, dass die Aufmerksamkeit des ganzen Tisches auf ihn lag. Meine Wangen fühlten sich plötzlich warm an. "Dein Blick."

Mir blieb vor Empörung der Mund offen stehen. "Mein Blick also?"

Er nickte und trug weiter das provozierende Grinsen auf seinen Lippen zum besten. "Ganz genau. So wie jetzt auch."

Ich kniff meine Augen zusammen und war schon kurz davor, ihm das erstbeste ins Gesicht zu feuern, um dann mal einen lustigen Blick von ihm zu ergattern, da schritt jemand ein.

"Charon, nun sei doch nicht so unhöflich", fuhr Cassie ihn von der Seite an.

Charon setzte sich daraufhin wieder normal hin, tat auf ganz unschuldig und griff dann nach seiner Gabel, um den ersten Bissen seiner Lasagne aufstechen zu können. Als er das getan hat, hob er den Blick und richtete ihn direkt auf mich. Gerissenheit prägte diesen Blick. Durch seine dunklen Wimpern hindurch fühlte ich mich dadurch nur noch mehr verschaukelt.

Dark HeartWhere stories live. Discover now