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Yaz parkte auf dem Parkplatz des Stadtparks und strich sich erschöpft über ihr Gesicht.

Ihr Herz raste noch immer so schnell, dass sie ihren eigenen Herzschlag hören konnte und das Blut schoss ihr in die Ohren, als sie realisierte, was in den letzten dreißig Minuten passiert war.

Noch vor einer Stunde saß sie vor ihrem Piano und hatte ihre letzte Probe vor ihrem Auftritt nächste Woche, und jetzt war sie alleine mit einem bewusstlosen Fremden auf dem Parkplatz eines Stadtparks, den sie zum ersten Mal sah und wusste nicht, was sie jetzt tun sollte.

Seufzend schaute sie zögernd zur Seite und kniff die Augen zusammen, als sie erneut den Jungen vollkommen bewusstlos sah. Vor knappen 15 Minuten hatte er sie noch angeschrien, dass sie fahren soll, und jetzt lehnte er mit leicht offenem Mund am Fenster und atmete schwer.

Er hatte zum Glück keine offenen Wunden im Gesicht, das war schon einmal ein sehr gutes Zeichen, und auch seine Nase blutete nicht mehr.

Stattdessen klebte das getrocknete Blut an seinem Oberlippenbart. Yaz seufzte zum dutzenden Mal an diesem Abend und wandte ihren Blick wieder ab, während sie überlegte, was sie nun machen sollte.

Die einzige Option, an die jeder vernünftige Bürger in so einem Moment denken sollte, war es natürlich, die Polizei zu rufen, damit sie den Sachverhalt schildern und ihn anzeigen konnte, doch den Gedanken verdrängte sie im selben Moment auch wieder, denn sie wusste nicht, was sie überhaupt erzählen sollte.

Außerdem hatte sie Angst, dass sie möglicherweise mit in Schwierigkeiten getaden könnte, weil sie zuvor noch nie auch nur ansatzweise Probleme mit der Polizei hatte. Nicht mal einen Parkzettel hatte das junge Mädchen bis heute verschrieben bekommen.

Eine andere Option wäre es, ihn einfach hier abzusetzen und weiterzufahren. Es war beinahe stockdunkel draußen, also würde sie niemand bemerken, und die Wahrscheinlichkeit, dass er sie je wieder finden würde, war eher niedrig, beinahe nicht existierend.

Früher oder später würde sowieso jemand hier lang laufen und ihn finden, also könnte sie die Sache ohne irgendwelche Probleme vergessen.

Aber ihr Gewissen nagte unfassbar sehr an ihr, denn eigentlich war sie nicht die Art von Mensch, die jemanden mit ihrer Handtasche angreift, ganz geschweige denn, bewusstlos schlägt, aber sie wusste absolut nicht, wer dieser Junge neben ihr war und wieso er total außer Atem in ihr Auto gesprungen war.

Welcher normale Mensch macht so etwas?

Vielleicht hatte er ja ihr Kennzeichen erkannt, schoss es ihr dann durch den Kopf. Vielleicht waren die beiden auf der selben Schule und er hatte sie erkannt? Aber das erklärte noch immer nicht, wieso er einfach in ihr Auto gestiegen war.

Yaz drehte sich erneut zum ihm und musterte sein Gesicht, um sicher zu gehen, dass er nicht jemand aus ihrer Vergangenheit war, den sie eventuelle vergessen hatte, aber nichts an seinem Gesicht kam ihr bekannt war.

Er hatte ein schmales Gesicht und dunkle, kurze Haare, die er aus seinem Gesicht gekämmt hatte, er es hatte sich eine dünne Strähne aus seiner gestylten Frisur gelöst und lag auf seiner Stirn. Seine Augenbrauen waren dünn, sauber gezupft, und an einer Augenbraue hatte er einen sauberen Schnitt und sein markantes Kiefer wurde durch seinen Ziegenbart betont.

Yaz kniff die Augen etwas fester zusammen,als würde das ihr das auch nur ansatzweise helfen, aber sie konnte sein Gesicht einfach niemanden zuordnen. Sie kannte diesen Jungen nicht, und umso mehr Zeit verging, in der er sich nicht bewegte, desto mehr Angst bekam sie.

Nachdem sie alle Optionen abgewägt hatte, die ihr ihr zu Wahl standen, entschied sie sich, hatte sie plötzlich die wunderbare Idee, die einzige person anzurufen, dir ihr in so einer Situation helfen könnte: ihre beste Freundin Arjeta.

dior sauvage | kenanWhere stories live. Discover now