Die Suche

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Calix

Gerade einmal eine Stunde nachdem ich so getan hatte, als würde ich das Mädchen suchen, verabschiede ich mich von meinem Freund Visha.

Er schaut mir noch blöd hinterher, weil ich so früh schlafen gehen will. Die Anderen aus meinem Jahrgang können ihre Freude kaum darüber verbergen, dass endlich etwas spannendes passiert ist. Sie wollen dieses Mädchen finden und die Ersten sein, die sie finden. Doch das werden sie nicht. Nicht im Wald, nicht bei Nacht. 

Außerdem gibt es noch andere Kreaturen bei Nacht, die sie finden könnten. Wenn sie die Nacht überlebt, dann werde ich nach ihr suchen. Wenn sie stirbt,... nun ja. Dann werde ich keinen Gedanken mehr an sie verschwenden und habe mich in ihr getäuscht. Dann hätte ich sie am Besten gleich selbst umgebracht. Es kurz und schmerzlos für sie gemacht.

Natürlich bin auch ich neugierig darüber, wie weit sie es schaffen wird und von wem sie geschnappt wird, keine Frage. So etwas lässt meine Fingerspitzen kribbeln. Aber man darf sich von diesem Gefühl nicht leiten lassen, das führt zu Überheblichkeit und Misserfolg. 

Ich durchstreife die Ortschaft und gehe ins nächstbeste Haus. Hier sieht sowieso alles gleich aus. Jegliche Haustüren stehen mittlerweile offen und noch immer sind Menschen auf den Straßen zusammengekauert. Ich würdige sie keines Blickes und gehe ins Haus. Eine Frau und ihr Mann starren mich mit großen Augen an. Sie stehen stocksteif da und man könnte meinen sie wären in Stein gemeißelt worden. "Ich nehme mir ihr Gemach für die Nacht", sage ich stocknüchtern. Der Mann zeigt nur mit dem Finger nach oben die Treppen hinauf. Sein Blick haftet fest auf mir. 

"Weichei", denke ich nur und bewege mich nach oben. Sie können froh sein, dass ich nur in ihrem Bett schlafe. Wo sie schlafen, ist mir herzlich egal.

Kurz bevor ich einschlafe, denke ich noch an dich, Zoraida. 

Somewhere between Hope and DeathWhere stories live. Discover now