Teil 1 - Todestöße

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"Richtet ihn hin!", brülle ich boshaft und ein intrigantes Lächeln schmückt meine Lippen. Die Menschen sind dumm. Jeder einzelne von ihnen. Niemand kann mehr einen vernünftigen Gedanken fassen, wenn ich ihr einfaches denken beeinflusse, meine Krieger zum Angriff schicke und die anschließend übrig und still gebliebenen in meinem Lager hinrichten lasse.

Ich lasse meinen Mantel über meine Schultern hinunter zu meinen Füßen gleiten, ziehe das Gummi, welches meine braunen Locken fein säuberlich in einem Pferdeschwanz gehalten hat aus meinen Haaren und schäle mich aus den fast schon zu Königlichen Klamotten, die im Wald eigentlich eher unüblich sind. 

Wenn ich meine Methode des selbständigen Angreifens ausüben möchte, wird sich mein weinrotes Kleid leider nicht auszahlen.  Ich sollte zu Katell gehen und sie darum bitten mir ein neues Gewand zu entwerfen, damit die Jagd für mich noch spaßiger wird. 

"Katell?" Ich tapse mit nackten Füßen über das Dicht schimmernde Grün meines Lagers. "Ich bin hier, Claire!" Ich betrete das Zimmer und erblicke meine kleine Schwester schneidernd und skizzierend an ihrem Schreibtisch. "Ich habe einen Auftrag für dich, Kat. Du musst mir ein neues Kleid zaubern, bei dem jeder Mensch beim Anblick anspringt und.." - "Menschen zu töten in dem du sie mit deiner Schönheit auf den falschen Weg, der in ihr verderben führt, steuerst? Tut mir leid, Claire, aber das werde ich nicht machen. Ich will und kann dich bei sowas nicht unterstützen und das weißt du. Trotzdem lässt du mich das immer und immer wieder sagen.", merkt sie an und widmet sich wieder ihren Zeichnungen. 

"Du verstehst das nicht. Ich schütze uns vor den Gestalten, die nur darauf aus sind uns umzubringen. Ich schütze dich und mein Volk. Ich tue das für uns und für unsere Eltern.", kontere ich und lege meine Hand sanft auf ihre Schulter. 

"Dein ganzes Leben lang Rache ausüben, nur weil Menschen die die Erde besiedeln damals unsere Eltern hingerichtet haben? Du weißt doch gar nicht wie sie Heute sind. Vielleicht sind sie Nett? Wir könnten uns mit ihnen verbünden, wenn wir uns nur anstrengen und versuchen sie kennen zu lernen.", versucht sie mir ins Gewissen zu reden, doch das Blut in mir fängt bereits an zu brodeln  und das ist überhaupt nicht gut. 

"Katell, diese Leute sind wütend und sie sind böse - jede einzelne Sekunde darauf aus dich und mich und alle anderen hier im Lager aus der Welt zu schaffen. Ich kann nicht zu lassen, dass dir etwas passiert. Ich habe es Mams und Paps versprochen. Wieso zur Hölle bist du nur so verdammt stur und verstehst das nicht?"

"Weil es keinen Grund für mich gibt zu verstehen, dass du täglich hunderte von Menschen unter die Erde bringst! Und nicht einmal das tust du! Du schmeißt sie auf deinen Haufen von Leichen und lachst dabei, als wäre es nur ein simples Spiel was keinerlei Beziehung zur Realität hat! Weißt du was dein Problem ist? Dein verdammtest Problem ist, dass du dich an die Vorstellung klammerst alle Menschen seien schlecht und wollen dir nur böses, weil sie unsere Eltern getötet haben. Mum war genau wie du eine Göttin und sie hat sich dazu entschieden zu sterben, weil ihre Liebe zu Dad viel zu stark war. Es ist verboten sich in einen Menschen zu verlieben, deshalb ist Mum verbrannt worden! Wieso bekommst du das nicht in deinen Kopf, Claire? Wieso klammerst du dich daran, dass Mams ungewollt hingerichtet worden ist? Wir wissen beide, dass das nicht stimmt und du dir das nur in den Kopf gesetzt hast, weil du nicht wahrhaben wolltest dass es unsere Eltern nicht mehr länger auf dieser Erde gibt!", schreit sie beinahe und meine Wutader pocht so sehr, dass ich denke zwei gewaltige Adlerflügel reißen sich jeden Moment aus meinem Brustkorb.

"Halt den Mund, Katell, halt deinen Mund! Ich weiß was richtig und was falsch ist, hörst du? Wenn du es nicht schätzt was ich für dich tue, dann ist es nicht weiter mein Problem sondern deins. Vielleicht solltest du gleich zu diesen Leuten laufen und dich ihnen hingeben. Vielleicht solltest du das tun. Du findest sie sind nett? Ich finde sie sind grausam und herzlos. Danke, das mit dem Gewand hat sich dann auch erledigt!", gebe ich bissig zurück, greife mir Pfeil und Bogen und lege sie um meine Schulter.

"Ich habe nicht gesagt das sie nett sind, ich meinte lediglich das sie-" - "Nein, schon in Ordnung! Wirklich! Mach weiter wo du aufgehört hast und komm am besten nicht mehr zu mir, wenn du dich bedroht fühlst. Schließlich sind ja alle Fehlerlos und keiner will jemandem etwas böses!"

Ich reiße den Vorhang, der Natur und Zimmer trennt zur Seite und stürme hinaus in das Dunkle. Meine Füße schneiden sich an den spitzen Steinen auf, doch das ist zu diesem Zeitpunkt meine kleinste Sorge. Ich befehle mir das Tor zu öffnen und haste in den Wald um das nächste Menschenlager aufzusuchen. 

Die Wut in mir drin hat sich zu sehr aufgestaut und ich muss etwas dagegen unternehmen, denn ich weiß nicht wie ich sie sonst unter Kontrolle halten soll. 

In der Mitte der dicht beeinander stehenden Bäume angekommen, klettere ich auf den höchsten und suche mir meine Opfer.  Ein gut besiedeltes Lager sticht mir ins Auge und die erste Person die ich zur Strecke bringen möchte ist ein stark gebauter Mann mit blonden Haaren und blauen Augen. Ich ziele, spanne den Pfeil und schieße ab, treffe ihn genau ins Herz und bewirke ohrendbetäubendes Geschrei, was mich Grinsen lässt ehe ich immer mehr und mehr Leute den Todesstoß setzte. 

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909 Wörter


VerdammtWhere stories live. Discover now