Teil 2 - Um euch zu Töten, Claire Evans

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Das Lager das ich soeben angegriffen habe, hat einen Trup losgeschickt um mich zu suchen. Ich sitze nach wie vor auf dem Baum, beobachte die Krieger, die geduckt ausschau nach dem Eindringling halten und überlege mir eine Taktik alle zu überraschen. 

Wie amüsant das doch ist.

Alle laufen herum als wären sie ausgebrochene Hühner und kreischen wie verrückt um ihr leben. Betrachten wir einmal, das ich komplett alleine diesen Aufruhr provoziert habe. 

Plötzlich vernehme ich ein knacksen hinter mir, drehe mich abrupt um und schaue in leuchtend graue Augen. Vor Schreck des Gewitters was die Iris ausstrahlt falle ich beinahe nach hinten, halte mich aber doch noch an einem Ast fest und klatsche mir die Hand vor den Mund. 

"Wag es ja nicht dich noch einmal so anzuschleichen, Christopher!", sage ich und erhole mich vor der Bestürzung. 

"Wieso hast du Katell schon wieder so angeschrien? Du weißt ganz genau das es sie fertig macht wenn ihr im Streit seid!", sagt er mit zusammengebissenen Zähnen und ich schaue ihn Augenverdrehend an. 

"Hör' auf dich immer in unsere Angelegenheiten einzumischen!", zische ich und drehe mich wieder um, ziele und feuere ab. 

Mensch 26

"Findest du nicht du übertreibst manchmal? Still endlich deine Jagdlust und folge mir gefälligst. Ich denke, du solltest sehen was passiert ist und dich um dein Volk kümmern, statt dich Rachesüchtig auf einem Baum vor Menschenseelen zu verstecken, die dir sowieso nichts anhaben können."

Mit diesen Worten springt er vom Baum und um ihn zu ärgern erschieße ich einen weiteren Menschen vor seiner Nase - Mensch 27 - ernte einen Todesblick seinerseits und folge ihm dann ebenfalls auf leisen Solen.

Aus weiter Ferne vernehme ich starken Rauch und runzle die Stirn weil es viel zu unüblich ist, dass in meinem Lager ein Feuer gezündet wird, aber genau weil das ebenso unüblich ist erweckt sich mein Beschützerinstinkt und ich renne so schnell ich nur kann Richtung Tor, nur um zu entdecken das alles brennt und mein ganzes Volk in unglaublicher Unruhe ist. 

"Katell!", schreie ich und male mir sofort das schlimmste aus.

Bilder, wie meine Mutter gefesselt über einem Feuer hängt, lassen mich erschaudern und ich springe über das Tor, nur um von Branlam, einem sehr weisen in Empfang genommen zu werden. 

"Sie haben uns angegriffen. Sie haben uns angegriffen. Sie haben uns angefriffen. Sie haben und-" - "Wer hat uns angegriffen?", stoppe ich ihn und lege beide Hände auf seine Schultern um ihn still zu halten. 

"Die Menschen. Naja, eher nur einer. Er hatte braune Locken, smaragdgrüne Augen.. Er wollte Rache. Ich habe es gespürt.", fängt er an zu brabbeln und ich drehe mich einmal im Kreis.

"Löscht das Feuer! Das ist ein Befehl!"

Während mein Volk tut was ich ihm befohlen habe, suche ich Katell auf. Wo zur Hölle kann sie nur sein?

"Hey, du!", rufe ich zu einem Mädchen, von der ich weiß das sie ziemliche gut mit meiner kleinen Schwester befreundet ist. "Hast du Kat gesehen? Ich finde sie nicht.", sage ich und schaue mich noch einmal um. Vielleicht ist sie im Wald? Aber wieso sollte sie rein laufen, wenn sie weiß das dort die Menschen lauern?

"Nein, habe ich nicht. Aber ich würde an ihrer Stelle auch weglaufen, wenn ich eine Schwester wie dich hätte."

Wegen mir?

Ich spüre wie meine Augen sich verdunkeln, gebe die letzte Anweisung das Lager unter keinen Umständen zu verlassen und Eile mit einem schnell zusammengestellten Trup Richtung  Wald. 

"Sollte ich mich von euch trennen, bleibt bitte immer zusammen. Ich kann es mir nicht leisten meine besten Schützen zu verlieren, in Ordnung?"

Somit laufen wir los, sichern alles ab und lernen den Wald Stück für Stück besser kennen, obwohl ich dachte dass dies nicht mehr möglich sei. 

Nach einer Weile trenne ich mich tatsächlich von meinen Leuten und laufe zu Katells' Lieblingsplatz, in der Hoffnung sie dort endlich an zu treffen. Es ist ein wunderschöner, kleiner Fleck im Wald mit einem klitzekleinen See und ein paar Steinen drum herum, die die Sonnenstrahlen in das Wasser reflektieren zu scheinen. Der Platz, an dem alles begann.

Mein Herz rutscht mir beinahe in die Hose als ich sie mit einem Jungen sehe, nimmt seinen normalen Puls aber wieder an als ich ihr lachen höre. Trotzdem soll sie sich nicht heimlich mit Menschen treffen. Das bringt meine Wutader enorm zum pochen und das weiß sie auch. 

"Hey du!", rufe ich und klettere parallel dazu auf einen großen Stein, springe dann runter und laufe auf die beiden zu. Der Junge mit den braunen Locken dreht sich um und schaut mich verwundert an, während Kat garnichts sagt und ihr Gesicht nur in ihren Händen vergräbt. 

"Hau ab!", zische ich und richte Pfeil und Bogen bedrohlich auf ihn.  Er schaut zuerst das kleine Mädchen mit den Feuerroten Haaren an, erhebt sich dann und geht langsam auf mich zu. Weil meine Augen eine Gabe der Göttlichkeit sind, kann ich lesen, was hinter seinen grünen Augen in seinem Gehirn vorgeht, und ganz plötzlich trifft mich da ganze wie ein schlag.

"Du hast mein Volk angegriffen..", flüstere ich kaum hörbar, keuche auf, lasse Pfeil und Bogen sinken und senke meinen Blick. 

Wenn er wirklich die Person ist die das Feuer gelegt hat, was hat er dann mit Katell gemacht? Wieso verdammt hat er Kontakt mit meiner kleinen Schwester aufgenommen? 

"Um euch zu töten, Claire Evans."

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882 Wörter 


VerdammtNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ