Dreißig

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"Also unten passt alles, nur oben will ich es etwas enger", erklärte ich der Schneiderin, die mir zustimmte und das Kleid so hin modellierte bis es passte.
"Okay zieh das Kleid vorsichtig aus, ich fang dann gleich an", forderte sie mich freundlich auf.
Ich gehorchte und zog mir meine eigenen Sachen an.
"Du und Kelsey werdet sowas von heiß aussehen", komplimentierte Mel mich aufgeregt, was mich zu lächeln brachte.
Bis jetzt lief mit der Hochzeitsplanung alles wie geschmiert und obwohl Mel schon in zwei Monaten heiraten würde, sah man kein Anzeichen von Stress.
Amüsiert lief ich runter in die Küche während Melodie noch mit der Schneiderin redete. Sie hatte extra einen Raum für die Hochzeitsplanung in der Villa angelegt, damit sie das Haus nicht verlassen musste und alles vor Ort machen konnte.

Ich stoppte vor der Küchentür. Lorena und Caleb saßen nämlich am Tisch und schienen eine ernste Unterhaltung zu führen. Sie hatten mich noch nicht bemerkt.
"Du weißt wie es bei uns war. Zieh es nicht so lange heraus", sprach Lorena.
Caleb hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben und nickte.
"Ich weiß, aber es ist nicht so leicht", gab er gestresst von sich und fuhr sich durch seine Haare.
Was zur Hölle war los? Sorge machte sich in mir auf und ich entschied mich dazu, dass ich genug gelauscht hatte.
Ich wollte es schließlich direkt von Caleb hören, falls er es angebracht sah mit mir über seine Probleme zu reden.
"Bin fertig", teilte ich den beiden mit und tat so als wäre ich gerade erst dazu gekommen.
Caleb lächelte leicht aber es war kein glückliches Lächeln. Was ihm auch immer zu schaffen machte, musste etwas Schlimmes sein.
Cool...nun fühlte sich mein Magen so an als würde es ein Stein beinhalten.
"Okay cool, wollen wir gleich gehen? Ich habe noch eine Überraschung für dich", kam es von ihm und dieses Mal nahm sein Lächeln eine glücklichere Note an.
"Klar... bis dann Lorena", antwortete ich immer noch mit einem unguten Gefühl.

In meinem Kopf kreisten tausend Gedanken und ich bekam gar nicht mit wohin wir fuhren.
"Alles okay?", schnitt Calebs Stimme in meine Gedanken.
Er hatte seine Hand auf mein Bein gelegt, mit dem ich unbewusst auf und ab tappte.
"Ja, bin nur aufgeregt wegen der Überraschung", log ich, wobei ich ein Lächeln auf meine Lippen zwang.
Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich ihn und Lorena belauscht hatte und mitbekommen hatte, dass ihn etwas plagte.
Er fing an zu lächeln und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße.
Irgendwann waren nur noch Bauernhöfe zu sehen, weshalb ich skeptisch meine Augenbrauen zusammenzog.
"Bitte sag mir nicht, dass wir auf irgendeinem Hof Kühe melken gehen", äußerte ich meine Befürchtung.
"Nein keine Sorge. Wir sind gleich da und es hat nichts mit Kühen zu tun", versicherte er mir und ich atmete erleichtert aus.

Wir hielten an einem großen Hof und stiegen aus. Eine ältere Frau begrüßte uns mit einem warmen Lächeln.
"Da ist ja das Paar. Ich bin Margaret aber du kannst mich gerne Mag nennen", sprach sie an mich gewandt und schloss uns beide in eine unerwartete Umarmung.
"Ich bin so froh, dass ihr hier seid", redete sie begeistert weiter.
"Caleb du weißt ja wo du lang musst?", fragte sie rhetorisch.
Er nickte mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.
"Okay also ich bin dann drinnen, ich habe noch was im Ofen. Sagt dann Bescheid falls ihr etwas braucht", informierte sie uns.
Als Margaret weg war, stellte sich Caleb hinter mich.
"Ich muss leider deine Augen verbinden", teilte er mir kurz mit ehe er mir eine Krawatte um die Augen band.
So führte er mich dann durch die Gegend.
Ich musste nicht mal sehen was gerade vor uns war, denn ich hörte es bereits. Meine Hand wanderte zu meinem Mund und ich musste mich beherrschen nicht jetzt schon los zu kreischen. Caleb löste die Augenbinde und meine Vermutung wurde bestätigt. Vor mir waren sechs kleine Labradorwelpen.
"Oh mein Gott", quiekte ich entzückt und der Gedanke an Calebs und Lorenas Unterredung löste sich für den Moment wie in Luft auf.
Ich kniete mich sofort hin und streichelte die Welpen.
So stellte ich mir das Paradies vor.
Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte, am liebsten wollte ich alle knuddeln inklusive Caleb.
Er setzte sich auf den Boden und spielte ebenfalls mit den Hunden. Als ich mir sicher war, dass ich jeden Hund mindestens zwei Mal geknuddelt hatte, war Caleb an der Reihe. Ich setzte mich auf seinen Schoß und zog ihn in eine feste Umarmung.
"Danke, Danke, danke!", bedankte ich mir ekstatisch und verteilte dabei Küsse über sein ganzes Gesicht, was ihn zum Lachen brachte.
"Du bist der aller beste Freund den man sich nur wünschen kann!", gab ich von mir und umarmte ihn nochmal.
Er schenkte mir ein warmes Lächeln bevor er mich küsste.
"Sag mir etwas, was ich noch nicht weiß", kam es arrogant von ihm, weshalb ich ihn mit meinem 'Dein Ernst?'-Blick musterte.
Er hätte nicht mit 'Und du bist die beste Freundin, die man sich wünschen kann' antworten können oder?
Langsam löste ich mich von ihm und wandte mich ganz den Welpen zu. Sie hatten meine Liebe mehr verdient als mein eingebildeter Freund.

Nach ungefähr zwei Stunden musste mich Caleb förmlich von den Hunden wegzerren, um mir seine andere Überraschung zu zeigen. Und nein, ich meine damit nicht seinen Penis.
Wir hatten den Stall voller Labradorwelpen gegen eine Picknick Decke auf einer Wiese getauscht.
Immer noch mit einem 10 Kilo-Watt Grinsen aß ich etwas von den vorbereiteten Sandwiches, bis Caleb eine kleine Box aus seiner Hosentasche zog. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich zuerst die Box und dann Caleb an. Seine Wangen erröteten leicht und ich musste mich zusammenreißen ihm nicht in eine reinzukneifen.
Er überreichte mir die kleine Box und als ich sie aufmachte, klappte mir förmlich die Kinnlade runter. Eine goldene Kette mit zwei Herzanhängern, die ineinander verhakt waren, lag in der Box. Vorsichtig nahm ich sie raus und unwillkürlich füllten Freudentränen meine Augen.
Gott, zuerst die Welpen und jetzt noch teurer Schmuck? Ein Mädchen konnte doch nur emotional werden.
"Gefällt sie dir?", fragte Caleb unsicher und kratzte sich dabei leicht am Nacken.
"Nein ich heule, weil sie hässlich ist", antwortete ich sarkastisch als mir die ersten Tränen runter kullerten.
Lächelnd rollte er seine Augen.
"Komm her, ich mach sie dir dran."
Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm und er legte mir die Kette sanft um. Nachdem er die Kette zugemacht hatte, drückte er einen zarten Kuss auf mein Schulterblatt. Ich wandte mich wieder zu ihm, um mich bedanken zu können.
"Danke."
"Danke, dass du mich so unbeschreiblich glücklich machst", sprach ich ehrlich mit einem kleinen Lächeln und glasigen Augen bevor ich meine Lippen auf seine legte.

Arrogance. | ✔Where stories live. Discover now