Kapitel 2

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Ich wachte in dem weichen Gästebett auf, in dem ich schon seit meiner Kindheit schon öfters übernachtet hatte. „Luna? Alles okay mit dir?" erkundigte sich Großmutter.

„Nicht wirklich. Das war ein ganz schöner Schock", antwortete ich.

„Willst du dich erst ausruhen?" fragte sie besorgt.

„Nein, schon gut. Es geht wieder." Ich stand auf, schlenderte in die Küche und schüttete mir ein Glas Wasser ein. Dann trat Großmutter in den Raum, sie war mir gefolgt. „Wenn du dich erholt hast, habe ich etwas vor mit dir. Wir werden gemeinsam nach Enkantoris reisen. Noch heute."

„Grandma? Ich denke, ich muss mich nicht erholen. Ich werde dorthin reisen. Jetzt. Zeig mir, wie ich dorthin komme", sagte ich entschlossen, denn ich wollte dieses geheimnisvolle Land jenseits meiner Vorstellungskraft kennen lernen.

Meine Großmutter lächelte. „Gut. Wie du willst. Du bist ein mutiges Mädchen mit deinen siebzehn Jahren, das muss man dir lassen. Als erstes musst du einiges über dieses Land erfahren. Dann werde ich dir zeigen, wie du das Portal erschaffst, das dich dorthin bringt. Ich werde dich begleiten. Zwar kann ich das Portal auch selbst erschaffen, jedoch sollst du üben, es jederzeit wieder zu erschaffen. Du willst schließlich auch mal ohne Hilfe in den Welten hin und her springen, hab ich Recht?"

Am liebsten würde ich diese Sache nicht machen, sondern weiterhin ein ganz normales Leben führen, dachte ich mir, sprach es aber nicht aus.

„Als erstes bekommst du von mir dieses Buch. Ein paar Kobolde haben es mir einmal geschenkt, als ich so alt war wie du. Es soll dir helfen, dich zurecht zu finden. Du kannst es haben, ich brauche es nicht mehr, da ich inzwischen alles über Enkantoris weiß. Du hingegen brauchst es mehr, da du noch so etwas wie ein Neuling bist", erklärte sie und drückte mir ein altes, staubiges Buch in die Hand mit der Aufschrift: Die Geschichte und die Mythen von Enkantoris. Ich schlug es auf und fand auf der ersten Seite eine Karte vor. Das musste es sein. Dies musste der Ort sein, den ich nun bald kennen lernen werde. Ich habe mich entschlossen, die normale Welt zu verlassen und eine Welt zu betreten, die mehr Geheimnisse verbirgt, als ich mir vorstellen kann. Ich klappte das Buch erstmal zu und lauschte weiter gespannt meiner Großmutter. „Du musst wissen, in der Welt, die ich dir gleich zeigen werde, gibt es sowohl gute Wesen als auch böse. Ebenfalls Wesen, die du in deinen Alpträumen gesehen hast. Doch dort existieren auch wunderschöne Wesen wie Feen und in den Seen leben Meerjungfrauen. Es ist von großer Bedeutung, dass du dich dort orientierst und vor allem deine Fähigkeiten kennen lernst, denn alle mystischen Wesen haben unterschiedliche Fähigkeiten. Finde deine Bestimmung. Finde heraus, wer du wirklich bist. Dir muss im Klaren sein, dass du nicht das Mädchen bist, das du noch vor kurzem geglaubt hast zu sein, dass du dieses Mädchen in Wirklichkeit nie warst. Ich werde dir dabei helfen, das Land zu verstehen, und vor allem dich zu verstehen. Vollständig wirst du Enkantoris erst verstehen, wenn du eine Weile dort verbracht hast. Und jetzt, mein Kind, werde ich dir zeigen, wie man ein Portal erschafft."

„Konzentriere dich. Schließe deine Augen stelle dir direkt vor deinen Augen ein weißes Portal vor. Es leuchtet. Halte diesen Gedanken fest und fixiere dich auf diese eine Vorstellung, versuche an nichts anderes zu denken. Bei den ersten paar Malen erscheint es immer etwas schwierig, aber es wird leichter werden. Dann, wenn du dir sicher bist, rufe deutlich: Enkantoris! Dann öffne die Augen und wenn alles funktioniert hat, erscheint das Portal vor dir."

Ich schloss die Augen und konzentrierte mich, stellte mir, wie vorgegeben, ein weißes, leuchtendes Portal vor. Versuchte, an nichts anderes zu denken, nur an diesen einen Gedanken, dieses eine Bild. Als ich mir sicher dabei war, sagte ich deutlich: Enkantoris! Ich machte die Augen auf und vor mir erschien ein weißes Portal, wie in meiner Vorstellung.

„Gut gemacht, Luna. Jetzt können wir eintreten."

Das Erste, was ich sah, als ich durch das Portal trat, war eine blühende Wiese. Als ich meinen Blick in die Ferne richtete, konnte ich nicht anders, als zu staunen. Großmutter zeigte auf eine kleine Stadt in der Ferne. „Das ist der Hauptsitz von Enkantoris. Dort leben hauptsächlich die mystischen Wesen, Leute wie du, Luna."

„Mystische Wesen? Aber... was genau sind diese myst... was bin ich?"

„Das wirst du schon noch herausfinden. Hab Vertrauen."

Ich verstand gar nichts mehr. „Hab Vertrauen?! Meine ganze Welt wurde gerade auf den Kopf gestellt und du sagst mir, ich soll einfach so darauf vertrauen dass mir irgendwann mal irgendjemand erklärt, was hier los ist? Warum ich hier bin? Und was diese Alpträume zu bedeuten haben?"

„Jetzt beruhig dich wieder. Ich weiß, dass ist nicht leicht für dich, aber du musst mir jetzt einfach mal vertrauen. Bitte Luna."

Also versuchte ich es. Versuchte, diese ganze Sache zu verarbeiten, setzte mich auf das weiche Gras und vergrub mein Gesicht in die Hände.

Großmutter setzte sich neben mich und legte tröstend eine Hand auf meine Schulter. „Hey, du schaffst das schon. Du bist ein starkes Mädchen, das weiß ich. Und du wirst es auch eines Tages wissen. Und jetzt komm, wir müssen los. Du willst doch schließlich Antworten."

Die Legende von Enkantorisحيث تعيش القصص. اكتشف الآن