Kapitel 5

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„Luna?" sagte Mr. Addison, der jetzt direkt neben mir stand, kreidebleich im Gesicht. „Normalerweise schlagen keine Meteoriten auf Enkantoris ein. Wir befinden uns hier nämlich nicht inmitten des Weltalls, sondern in einer sogenannten Nebendimension. Das dürfte eigentlich gar nicht sein. Um ehrlich zu sein, das ist noch nie passiert."

Aber was hatte das zu bedeuten? Und warum sind noch keine Dämonen erschienen, um uns anzugreifen? Das ergab keinen Sinn. Mein Blick fiel auf Riley, dieser, ebenfalls kreidebleich im Gesicht starrte fassungslos aufs Geschehen. Wie vermutlich alle, einschließlich mir, konnte er nicht fassen, was sich dort abspielte, so als sei es nur irgendein unwirkliches verschwommenes Abbild, von etwas, das nie geschehen würde. Doch es geschah. Jetzt im Moment. Und ich realisierte langsam, dass es soweit war. Der Krieg hatte begonnen. Oder was immer es auch war.

Was als ich als nächstes tat, tat ich instinktiv. Es war fast so, als hätte ich keine Kontrolle darüber. Ich tat nämlich etwas, das ich nicht vorher nicht von mir erwartet hätte.

Ich wendete mich vom Fenster ab, lief in Richtung Treppe und auf direktem Weg nach draußen, ohne einmal zurückzublicken. Ich stand auf dem Platz vorm Hauptgebäude, auf den ich gerade eben noch mit Furcht entgegenblickte. Doch in diesem Moment hatte ich keine Angst. Ein Blitz schlug etwa fünf Meter neben mir ein, kurz zuckte ich zusammen, doch es hielt mich nicht davon ab, dort zu bleiben. Ich eilte zum Meteoriten, der eingeschlagen war. Ich weiß nicht woher, aber ich wusste, dass ich noch Zeit hatte, bevor ich in Gefahr geriet, bevor ich achtsam sein musste. Als ich ihn erreichte, entdeckte ich merkwürde Spuren darauf. Und dann wurde es mir klar: es handelte sich nicht um einen echten Meteoriten, dieser hier bestand nicht aus Stein, es war etwas anderes, etwas das ich nicht deuten konnte. Dann spürte ich ein fremdes kribbeln in mir, ich wusste, ich hatte keine Zeit mehr, hier zu verweilen. Ich drehte mich um, und da sah ich es. Und dies war kein Traum. Im selben Moment, in dem ich mich umgedreht hatte, sah ich eine Gestalt auf mich zufliegen. Es musste sich um einen Dämon handeln, er war in eine schwarze Kapuze gehüllt, anstelle eines Gesicht, was man jedoch aufgrund der Kapuze nur schwer erkennen konnte, war eine Art Skelett. Um ihn herum schien grauer Nebel. Ich sah ihn direkt an. In der nächsten Sekunde sprang ich einen Schritt zurück, schloss die Augen, streckte meine Arme aus und konzentrierte mich. Als ich die Augen öffnete, blickte ich in einen lilafarbenen Lichtstrahl, der direkt aus meinen Händen kam. Der Dämon verschwand. Doch als ich nach oben schaute, entdeckte ich, dass am Himmel ein Portal war, aus dem anscheinend alles entsprang. Es folgten weitere Dämonen, doch diese sahen alle verschieden aus. Es wurden mehr. Konnte ich gegen so viele ankämpfen? Ich musste es versuchen. Ich tat dasselbe wie vorher, doch dann bemerkte ich, dass sie von allen Seiten kamen. Ich verlor den Überblick. Ich versuchte, den magischen Lichtstrahl zu verstärken, doch es reichte nicht. Ich verlor das Gleichgewicht, taumelte zurück, fiel fast zu Boden. In diesem Moment war mein rettender Lichtstrahl unterbrochen. Ich setzte erneut an, um weitere Dämonen fernzuhalten. Doch statt einem einfachen Strahl, der aus meinen Händen kam, erschien überall um mich herum Licht. Ich befand mich in einer Lichtsäule. Ich war nun geschützt, kein Dämon kam mehr an mich heran. Doch so konnte ich die anderen nicht retten, und es war keine dauerhafte Lösung. Doch aus dieser Lichtsäule entsprangen kleine Lichtblitze, die die Dämonen verschwinden ließen. Plötzlich hob ich vom Boden ab, ich schwebte, immer höher und bemerkte, dass die restlichen Dämonen zurück zum Portal flohen. Ich versuchte, wieder zu Boden zu kommen und bemerkte, dass ich dies beeinflussen konnte. Da wurde mir klar, dass ich fliegen konnte. Ich ließ die Lichtsäule verschwinden und sackte auf dem Boden ein. Ich schnaufte vor Erschöpfung. In diesem Moment war ich nun wieder bei klarem Verstand. Der Himmel war wieder strahlend blau und einige, die das Schauspiel vom Fenster aus beobachtet hatten, waren zu mir gelaufen, darunter Mr. Addison und Riley. Ich sah zu ihnen hinauf, sie sahen mich erstaunt an. „Was du da getan hast, war... unglaublich. Du hast uns damit alle gerettet", sagte Riley.

Die Legende von EnkantorisWhere stories live. Discover now