Kapitel 6

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Sofort marschierten wir zu Mr. Addison, um ihm Prinzessin Milas Nachricht zu zeigen. Wir fanden ihn schließlich auf dem alten Sessel in seinem Zimmer, mit einem Roman auf dem Schoß. Erschrocken blickte er zu uns auf. „Hallo, Luna, Hallo Riley", sagte er monoton, legte das Buch zur Seite und stand vorsichtig auf. Er wirkte schwach. „Was gibt's?" er schaute uns erwartungsvoll an, sein Blick wirkte jedoch müde.

„Was ist mit Ihnen los?" fragte ich, ignorierte dabei seine Frage.

„Nach dem Angriff der Dämonen bemerkte ich, dass ich von etwas getroffen wurde. Etwas dämonischem. Es hat mich etwas vergiftet, sollte aber bald verheilt sein", erklärte er. So wie er da stand, machte ich mir irgendwie Sorgen um ihn. Was wenn er sich irrte? Wenn er doch nicht ganz gesund würde? Doch daran konnte ich jetzt nicht denken. Stattdessen tat ich das, weswegen wir hier waren. Ich zeigte ihm den Brief.

Er nahm ihn vorsichtig entgegen und las ihn. Als er ihn mir zurückgab, behandelte er ihn so, als sei es etwas unglaublich wertvolles, dem nichts Schlimmes geschehen durfte. „Ich habe dich also nicht überschätzt, Luna." Er schaute mir direkt in die Augen, wobei seine Augen seine Schwäche, ausgelöst von dem Gift wiederspiegelten. „Prinzessin Mila ist sehr weise und sie hat dir eine wichtige Aufgabe anvertraut. Das beweist mal wieder, dass ich Recht hatte. Du bist etwas Besonderes. Wenn die Prinzessin jemandem etwas anvertraut, dann muss dies heißen, dass diese Person sehr stark ist. Und jetzt los, ihr zwei, sucht sie auf. Ihr wisst ja, wo ihr die Karte von Enkantoris findet. Dort wird ihr aktueller Standort aufgezeichnet sein. Viel Glück." Mit diesen letzten Worten drehte er sich um und setzte sich wieder zurück in seinen Sessel.

Wie gut, dass wir die Karte bereits bei uns hatten, schließlich wussten wir, wir würden sie brauchen. Also klappten wir sie auf und erkundeten erst einmal unseren aktuellen Standort.

„Wir befinden uns gerade im Hauptsitz von Enkantoris. Und den finden wir hier." Riley zeigte dabei mit dem Finger auf die richtige Stelle auf der Karte. „Und wir müssen hier hin." Nun zeigte er auf eine Abbildung eines Schlosses, welches sich so ziemlich auf der anderen Seite der Karte befand. Ich rollte mit den Augen. Es war weiter weg, als ich vermutet hatte.

Doch wir machten uns auf den Weg. Vor der Abreise hatten wir für uns beide jeweils ausreichend Proviant, je ein Zelt und warme Decken eingepackt. Wir waren somit gewappnet für die ungewiss lange Reise. Unterwegs redeten wir viel, hauptsächlich, um die Nervosität abzuschütteln. Denn davon hatten wir genug, da wir nicht wussten, was uns auf dieser Reise erwarten würde. Wir unterhielten uns größtenteils über unsere Vergangenheit, ich über meine Zeit auf der Erde, er über seine vergangene Zeit hier in Enkantoris. Dabei erfuhr ich zusätzlich erstaunlich viel über ihn, also über sein Leben, was auch ein wenig seine Persönlichkeit wiederspiegelte. Doch durch seine Erzählungen erfuhr ich auch viel über dieses neue Land, in dem ich mich nun befand, mit völlig anderen Naturgesetzen, und konnte mir nun auch darüber mehr ein Bild machen. Zum Beispiel erfuhr ich, dass Riley hier auch zur Schule ging, in der jedoch nicht nur alltägliche Dinge wie Mathematik oder Sprachen unterrichtet wurde, wie auf meiner alten Schule, sondern es gab auch Kurse, in die man sich einwählen konnte. Diese wurden auf den jeweiligen Fähigkeitentyp angepasst, und somit wurden die übernatürlichen Kräfte, die man besaß, weiterentwickelt. Praktisch wie eine Art Zauberkunstunterricht. Damit war ich leider im Nachteil. Denn ich hatte bisher nie die Gelegenheit, meine Kräfte weiterzuentwickeln, ganz davon abgesehen, dass ich noch nicht einmal viel darüber wusste.

Der Tag neigte sich dem Ende zu, wir wurden müde und es wurde kalt draußen, also suchten wir uns eine geeignete Stelle, sicher vor ungebetenen Gästen, und bauten unser Lager auf. Als die Zelte fertig aufgebaut waren, legten wir uns in unsere Zelte schlafen. Als ich mich in meine Decke eingekuschelt hatte, dachte ich noch kurz darüber nach, wie schön und entspannend es war, mich mit Gesprächen von allem abzulenken und mehr über diesen Ort zu erfahren. Und über Riley. Ich lächelte kurz, dann schloss ich die Augen und da ich müde vom anstrengenden Tag war, schlief ich schnell ein.

„Hallo? Ist hier jemand?" rief ich, in der Hoffnung jemanden zu entdecken, der mir den Weg weisen konnte, während ich ganz allein durch die dunkle Höhle lief. Ich konnte kaum etwas erkennen, das einzige, was mir etwas Licht spendete, waren die wenigen Fackeln an den Wänden. Doch dann entdeckte ich das Licht, wortwörtlich das Licht am Ende des Tunnels. Ich lief darauf zu und erreichte schließlich eine helle Lichtung, dessen Licht mich vorerst blendete, doch dann sah ich die wunderschönen Blüten auf der Wiese. Ich hielt einen Moment inne und genoss den schönen Ort. Meine Ängste von vorhin in der Höhle waren verflogen. Doch dann hörte ich von hinten ein merkwürdiges Geräusch. Ich drehte mich erschrocken um. Doch was mich erwartete, war keinesfalls etwas Böses, das wusste ich, aus welchem Grund auch immer. Es handelte sich um eine leuchtende Gestalt, die langsam auf mich zukam, doch ich konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte, es war noch zu verschwommen, dort oben. Doch langsam schwebte sie nach unten und erreichte schließlich den Boden. Nun stand sie deutlich vor mir, doch ich kannte sie nicht. Vor mir stand eine Art Feenwesen. Sie hatte weiße Flügel und trug eine edle Uniform in sattem Violett. Auf dem Kopf trug sie eine Krone. Prinzessin Mila.

„Bist du Prinzessin Mila?" fragte ich vorsichtig.

Sie nickte. „Ja, aber ich habe nicht viel Zeit. Ich bin da, um dich zu warnen. Du und dein Freund Riley, ihr seid in Gefahr. Ihr müsst sofort eure Sachen packen und von hier verschwinden. Beeilt euch."

Im Wegfliegen fügte sie noch hinzu, „Ihr erreicht mein Schloss schneller, wenn ihr das Portal hinter den grünen Häusern mit den roten Dächern benutzt. Habt keine Angst, es zu benutzen, es wird euch in die Nähe meines Schlosses führen. Doch mehr kann ich dir nicht sagen, dazu fehlt uns die Zeit. Erst müsst ihr euch selbst retten. Und jetzt geh."

Und im nächsten Moment war sie verschwunden.

Ich öffnete die Augen und befand mich wieder in meinem Zelt. Sofort schlich ich in Rileys Zelt und rüttelte ihn, um ihn so schnell wie möglich aufzuwecken. „Riley! Wir sind in Gefahr! Wir müssen sofort hier weg!" flüsterte ich.

„Was ist los?" fragte er, während er langsam aufstand und sich die Augen rieb.

„Ich habe gerade von Prinzessin Mila geträumt. Sie kam, um mich zu warnen. Keine Ahnung, was passiert, aber wir müssen so schnell wie möglich hier weg."

Wir nahmen uns nicht die Zeit, die Zelte abzubauen, packten nur unsere Rucksäcke zusammen, und machten uns leise, aber zügig auf den Weg. Ich beschloss, Riley erst von Milas Tipp mit dem Portal zu berichten, wenn wir in Sicherheit waren. Doch wir mussten uns beeilen. Wir wussten zwar nicht, vor wem oder was wir davonliefen, jedoch wussten die Verfolger bestimmt, dass wir uns noch in der Nähe befanden.

Die Legende von EnkantorisWhere stories live. Discover now