Kapitel 61

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Am richtigen Ort angekommen kniete ich mich auf die Wiese und wieder überkamen mich meine Gefühle, die Tränen flossen nur so.
"Was hab ich falsch gemacht? Was hat sie, was ich nicht habe?"

Schluchzend saß ich da, Strich langsam über eine der vielen schönen Blumen.
"Dad, wenn du noch wenigstens hier wärst und mich einfach umarmen könntest, so wie früher..."

Er hatte mich immer getröstet, wenn irgendetwas nicht in Ordnung war. Und dann hatte er immer gesagt 'Spätzchen, alles hat seinen Sinn. Früher oder später wirst du ihn erkennen'.
Aber den Sinn, warum er gegangen war, hatte ich nie wirklich verstanden. Genauso wenig wie die Sache mit Shawn.

"Warum weinst du?" fragte plötzlich ein kleines Mädchen neben mir, sie musste so um die 5 Jahre alt sein.
"Weißt du, gerade hat mich ein Mensch, den ich sehr liebe, ziemlich verletzt." erklärte ich und versuchte, meine Tränen zu unterdrücken.

Das kleine Mädchen setzte sich neben mich und lehnte ihren Kopf an meinen Arm.
"Mum weint auch die ganze Zeit." brachte sie nun nachdenklich hervor.
"Wieso?" fragte ich und sah ihr in die Augen.
"Mein großer Bruder ist jetzt im Himmel und das findet sie nicht so toll. Aber ich finde es gut, dass er jetzt auf mich aufpassen kann!"
Ihre Stimme klang stolz und sie lächelte.
"Und wer passt auf Dich auf?"

Ich musste ebenfalls lächeln.
"Mein Dad."
"Meine Mum sagt immer 'die schönsten Blumen auf einer Wiese werden zuerst gepflückt'. Deswegen ist mein großer Bruder jetzt auch in Himmel, er war ein toller Mensch und jetzt hat er die Aufgabe, auf uns alle aufzupassen."

Ja, mein Dad war großartig. Und irgendwie hatte das Mädchen auch recht.
"Wie heißt du?" fragte ich sie lächelnd.
"Mathilda. Aber alle meine Freunde nennen mich Tilda."
"Das ist aber ein schöner Name, Tilda!"

Mittlerweile hatte ich mich wieder einigermaßen gefasst und Mathilda schien mich ein wenig aufzumumtern, ihre Leichtigkeit erstaunte mich.
"Und wie heißt du?" fragte sie mit ihrer zarten Stimme.
"Emma."
"So heißt meine Freundin im Kindergarten!"
Ihr Ausdruck war stolz und mein Lächeln schien gar nicht mehr gehen zu wollen.

"Mathilda, wo bist du schon wieder?!" rief nun eine Erwachsene Stimme hinter mir.
Eine Frau kam langsam auf uns zu und ich vermute, dass es ihre Mum sein musste, ihre Augen waren leicht aufgequollen.

"Da bist du ja. Hallo, ich bin ihre Mutter." stellte sie sich mir eher traurig und kurz gebunden vor.
"Hallo. Wir haben uns nur unterhalten und sie hat mich ein wenig aufgemuntert." sagte ich.

Sie gab ihrer Tochter einen Kuss auf den Scheitel und nahm sie an die Hand.
"Vielleicht sieht man sich ja mal wieder." beendete sie das kurze Gespräch und Tilda rief noch "tschüss." hinterher.



SHAWN'S Sicht:

Verdammt, wie konnte ich das nur zulassen?! Saskia brachte mich komplett aus dem Konzept, dem Leben, was ich mir gerade aufgebaut hatte.
Ich war nicht ganz ehrlich gewesen.
Saskia war nicht nur meine erste Liebe, sie hatte mich damals völlig um den Verstand gebracht. Ich hätte fast alles für sie gemacht, bis ich sie mit einem anderen erwischte.

Mein Leben war zerstört, meine Gefühle völlig durcheinander und ich hätte mich wieder auf sie eingelassen, aber ich konnte nicht. Ich konnte ihr nicht mehr vertrauen. Wie oft hatte sie mir erzählt, dass ihr der Kuss nichts bedeutet, aber jeder wusste, dass da mehr als nur dieser eine Kuss war. Und um ehrlich zu sein hatte ich wirklich daran gezweifelt, ob sie mich je geliebt hatte.

Und nachdem sie weg war, hatte ich allen klar gemacht, dass sie mich nicht mehr interessierte, dass ich sie vergessen wollte. Und damit hatte ich nicht nur die anderen, sondern auch mich selbst belogen. In dieses Mädchen hatte ich mich verdammt nochmal verliebt unzwar richtig.

Ja, der Schmerz wurde mit der Zeit weniger, aber erst nachdem ich Emma kennengelernt hatte, waren die Gefühle für Saskia vollkommen vergessen.
Und jetzt? Jetzt war ich einfach nur total durcheinander. Sie nach zwei Jahren wiederzusehen. Nach all dem, was passiert ist. Nachdem ich sie endlich vergessen hatte.

Ich liebte Emma. Wirklich. Sie war das erste Mädchen, was mich wieder so ein Gefühl spüren ließ, bei dem ich mich geborgen fühlte und bei der ich sicher war, dass es nicht um meinen Erfolg und meine Bekanntheit ging. Die letzten Jahre waren die meisten Mädchen nur daran interessiert und irgendwann hatte ich aufgehört, mich mit ihnen zu treffen. Aber bei Emma hatte ich direkt ab der ersten Sekunde gemerkt, dass sie nicht interessierte, WER ich bin, sondern WIE ich bin.

Und jetzt, wo ich mir doch so sicher war, traf ich wieder auf Saskia und damit verbunden auf meinen altes Leben, meine alten Gefühle.
Ich wusste, wie sehr ich Emma verletzt hatte, aber gerade in diesem Moment konnte ich nicht anders. Ich brauchte Zeit für mich, zum Nachdenken.
Um mir am Ende wirklich sicher sein zu können, dass ich mit Saskia abgeschlossen hatte.

Ich hoffe, dass ich sie dadurch nicht verlieren würde, mir selbst tat dieser Abstand genauso weh, aber ich brauchte Ordnung in meinem eh schon so chaotischen Leben.

"Hey Shawn, alles klar?" fragte Jason am anderen Ende der Leitung.
Ich hatte ihn angerufen, er war der einzige, der mich verstehen würde und mir wirklich helfen könnte.

"Ich hab Sassy wieder getroffen..." sagte ich trocken.
Jason war damals ihr bester Freund gewesen, aber nach der ganzen Sache hatte er sich von ihr distanziert, und sie hatte den Kontakt nach dem Umzug vollständig abgebrochen.

"Du hast was?!" Man hörte wie überrascht, aber zugleich entsetzt er darüber war.
"Verdammt Jason, sie hat alles durcheinander gebracht."
"Wo hast du sie getroffen?" fragt er vorsichtig.
"Sie ist auf ihrer Schule. Sie hat auch mit Emma's Ex die Aktion mit dem Bild gebracht und es online gestellt."
"Und was hat Emma dazu gesagt?"

Ich konnte ihm nicht antworten, es war zu schwer, es über meine Lippen zu bringen.
"Sag mir jetzt bitte nicht, dass du dich von Emma getrennt hast..." sagte er mehr als geschockt.
"Nicht direkt..."
Er ließ mich gar nicht erst ausreden.

"Nicht direkt?! Sie war das erste Mädchen nach einer Ewigkeit, die wieder an dich rankam, der egal war, was es für Probleme mit sich bringt, die dich glücklich gemacht hat. Und wie sie mit ihrer Aktion bewiesen hat, hat sich Sassy kein Stück verändert. Ich kann dich ja verstehen, sie wiederzusehen muss schwer sein, aber du liebst sie doch nicht mehr oder?"
"Ich weiß es nicht. Nein, eigentlich liebe ich Emma, aber dieses Aufeinandertreffen hat irgendwas verändert."
Ich war traurig. Ja, ich liebe Emma, daran gibt es keinen Zweifel, aber irgendwas ist mit mir passiert, als Saskia vor mir stand.

"Find es raus und rede mit Emma, das bist du ihr schuldig!"
Er hatte recht, aber ich konnte mir das nichteinmal selbst erklären, wie sollte ich da mit Emma reden?
"Danke Jason. Ich denke, ich werde mich erst mal mit Sassy treffen und herausfinden, ob da noch was ist."
"Kein Problem und halte mich auf dem Laufenden." fügte er noch hinzu, bevor das Tuten der Leitung zu hören war.

Ich hatte noch ihre alte Nummer und versuchte nun, sie zu erreichen, in der Hoffnung, dass sich diese nicht geändert hatte.
"Shawn?!" ihre Stimme klang überrascht, aber auch freudig.
"Hey. Ich denke, wir sollten nochmal reden." sagte ich und versuchte dabei kühl zu wirken, was mir jedoch nur mäßig gelang.
"Gerne! Wo wollen wir uns treffen?" entgegnete Sie freudig und ich war mir plötzlich ziemlich unsicher, ob es richtig war, mich mit ihr zu treffen.

"Kann ich morgen bei dir vorbeikommen? Oder kommst du zu mir ins Hotel?"
"Wir haben leider Gäste, vielleicht wäre es besser, wenn ich zu dir komme."
"Okay, ich warte dann vor der Tür auf dich. Um 16.00 Uhr?"
So sachlich wie möglich versuchte ich die ganze Sache zu klären, auch wenn Gefühle eigentlich nicht sachlich zu klären waren.
"Gerne. Ich freue mich!"
"Bis morgen." brachte ich noch heraus und legte auf.




Ist es richtig, dass Shawn sich mit Saskia treffen will? Im nächsten Kapitel kommt übrigens meine erste Wattpad-Empfehlung! 😊

Baby, There's Nothing Holding Me Back || Shawn Mendes Fanfiction Where stories live. Discover now