Schneckenliebe Part 2

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Plötzlich sagte Bernhard:

„Ich heirate meine Gitarre."

Hannover verlor gegen angeschlagene Hamburger. Schalke verlor Zuhause gegen Dortmund.

„Und ich heirate Jesus" sagte Gretchen und wienerte ihn sorgfältig.

„Mit dem sind doch schon die ganzen Nonnen verheiratet." sagte Bernhard und drehte sich einen Joint.

Gretchen seufzte.

„Ich bin jetzt 32 Jahre alt und weiß jetzt schon, dass ich nie Kinder bekommen darf. Ist das fair, nur weil ich meinen Bruder liebe? Wir haben uns erst vor zwei Jahren kennen gelernt. Das ist doch was anderes als wenn man zusammen aufgewachsen ist. Du müsstest das wissen, du bist ja mit unseren zwei Schwestern groß geworden. Und mit denen hattest du ja keine Liebesbeziehung."

Bernhard räusperte sich. Gretchen räumte ein:

„Na gut, mit Vera hast du rumgemacht. Aber mit Paula?"

Bernhard musste grinsen.

„Mit der also auch? Gab es auch Frauen in deinem Liebesleben, mit denen du nicht verwandt bist?"

Bernhard schüttelte den Kopf. Er hatte noch vier Cousinen.

„Aber das mit uns" sprach Gretchen beinah stolz, „das ist was Ernstes. Ist dir klar, dass du eigentlich ins Gefängnis gehörst?"

Bernhard leckte das Blättchen an. Gretchen hängte den Jesus wieder an die Wand. Die Bayern spielten erst am Abend. Bernhard stellte den Ton ein wenig leiser.

„Hey Bernie, hast du noch ein wenig Zeit?"

Bernhard klebte den Joint zusammen und zündete ihn an. Es war mehr ein Sticki als eine Tüte.

„Bernie, Schatz, darf ich noch ein bisschen bei dir popeln?"

Bernhard grinste. Gretchen lief ins Bad und holte Pinzette und Stablämpchen. Sie setzte sich breitbeinig über Bernhard und drückte seinen Kopf zurück auf die Lehne. Mit der kleinen Taschenlampe leuchtete sie in seine Nüstern.

„Links scheint nichts zu sein. Ganz leer. Und rechts? Huh, da sehe ich doch etwas. Komm, zieh erst mal."

Gretchen ließ Bernhard am Sticki ziehen und führte dann die Pinzette so behutsam wie möglich in Bernhards rechtes Nasenloch ein.

„Fühlt sich hart an. Warst ja auch schon unterwegs heute, da sammeln sich immer die felsigen Brocken an. Wenn man nur daheim ist, bekommt man diese schleimigen, wurmigen Dinger, besonders vom Kochen. Ich habe ihn gleich. Ganz stillhalten!"

Gretchen war geübt darin und schaffte es, das Objekt mit der Pinzette aus Bernhards Nasenloch zu ziehen.

„Da, guck mal. Der ist doch wunderbar."

„Ja, der kann sich sehen lassen."

„Ab ins Archiv mit ihm."

Gretchen stand mit gespreizten Beinen auf und ging zum Wohnzimmerschrank, dessen kleine Schublade sie öffnete und ein versiegeltes Kästchen herausholte. Der Aufkleber mit der Datierung „1. Halbjahr 2012" zeugte von seiner Aktualität. Es gab noch mehr Kästchen in der Schublade.


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