Schneckenliebe

Schneckenliebe Part 6

„Wollten wir nicht das Telefonbuch auswendig lernen?"

Gretchen sah ihn mit geröteten Augen an und lächelte säuerlich.

„Warum musst du dich nur immer ohne mich besaufen?" fragte Bernhard. „Wenn meine Arbeit ein Problem für dich ist, mache ich damit Schluss. Musst es nur sagen – ich kann jederzeit wieder in der Werkstatt anfangen ... Mein Gott, bist du besoffen. Lebt die Schnecke noch?"

Gretchen rülpste, und kurz danach schickte sie eine Flatulenz hinterher. Bernhard nahm einen tiefen Schluck Bourbon und fragte:

„Hast du wieder mit Chris telefoniert?"

Nun reagierte Gretchen:

„Nein! Wieso sollte ich! Der Mann interessiert mich nicht!"

„Du hast nicht?"

„Nein, ich habe nicht! Ich lüge nicht! Hier, nimm mein Handy! Kannst ja nachgucken!"

„Wäre es nicht besser, wir beide machen Schluss und du machst dich an Chris ran? Seine Freundin kannst du doch locker ausstechen."

Gretchen dachte nun schlagartig an Kira in einem schwarzen Rollkragenpullover, wie sie ihn mit einer eleganten, sexy Armbewegung herunter reißt und einen hellen, schlanken Oberkörper mit makellosen Brüsten präsentiert. Ihr pechschwarzes Haar glänzt, und ihre Augen funkeln in souveräner Überlegenheit.

„Ich habe niemanden angerufen ..." sagte Gretchen heiser.

„Hast du wieder das ganze Haus zusammengesungen? Du kannst ja kaum noch sprechen."

„Nein, ich habe nicht ... Wie war's denn bei den Schlampen?"

„Ganz okay. Eine hat mir ihre Zunge in den Hals gesteckt."

Gretchens Gesicht verzerrte sich in tiefer Abscheu.

„Liebste, ich habe das sofort unterbunden. Aber du weißt ja, bei so was sind Frauen zehn Mal schlimmer als Männer. Und wenn ich mir dich jetzt so ansehe, Schwesterchen, dann trifft das auch auf dich zu. Heutzutage besaufen sich die Weiber doch viel schlimmer als die Kerle. Ihr seid ganz gut dabei, eure ganze über die Jahrzehnte hart erarbeitete Würde wieder zu verspielen. Es wird Zeit, dass ihr wieder an den Herd verbannt werdet."

„Du Hurenbock!"

„Mach dich nicht lächerlich."

„Inzestficker! Verbrecher!"

„Nicht so laut. Hat Chris wenigstens wieder erfolgreich den Verständnisvollen gespielt?"

„Ich habe ihn nicht angerufen, wie oft denn noch!"

„Ich glaube, du gehst jetzt besser schlafen."

Gretchen schwieg.

Bernhard stand auf.