Schneckenliebe

Schneckenliebe Part 7

„Soll ich dir mal zeigen, was ich von deinem Chris und deinem miesen Symbolismus halte?"

Bernhard nahm Jesus am Kreuz von der Wand und legte ihn auf den Boden.

„Halt dich lieber an die Schnecke. Die ist – im Gegensatz zu deinen Illusionen – etwas Echtes."

Bernhard holte seinen Penis aus der Shorts und urinierte auf den liegenden Jesus. Der Urin spritzte wild umher und beschmutzte Wand und Teppich. Gretchen begann zu weinen.

„So, mein Bester" sagte Bernhard, als er seine Intimität wieder einpackte. „Posthume Geißelung Bernie-Style. Hoffst du eigentlich jedes Mal, wenn du ihn putzt, dass der Heiland dabei einen hochkriegt?"

Gretchen krümmte sich auf dem Boden zusammen. Auch sie hatte ein paar Spritzer abbekommen, aber das machte ihr nichts aus. Bernhard sprach ruhig und besonnen:

„Was haben wir hier eigentlich? Ist das was Echtes? Kann es überhaupt in dieser Gegenströmung der Welt bestehen? Bist du echt? Echt ist unsere Blutsverwandtschaft. Unsere Probleme sind echt. Aber unsere Liebe? Ich bin tagsüber ein ignoranter Macho und du eine devote Popelfischerin. Wenn uns ein höheres Wesen fragen würde, wie wir unser Leben gestalten wollen, würden wir ihm antworten, dass wir mit dem hier zufrieden sind?"

„Bernie ... Hör bitte auf."

Bernhard atmete durch. Eine bleierne Müdigkeit setzte sich auf seine Schultern.

„Ich muss noch was trinken" sagte er und setzte sich wieder. Er trank direkt aus der Flasche. Gretchen setzte sich auf und machte die Musik endgültig aus.

„Bernie, meine Liebe ist echt."

„Okay. Wo ist das Telefonbuch? Kannst du es schon auswendig? Hast du heimlich geübt?"

„Bernie, Bruder, ich möchte mich morgen nicht beschissen fühlen. Bitte sei nett zu mir."

Bernhard zündete sich eine Zigarette an und sagte:

„Gib mir noch zehn Minuten. Dann bin ich wieder freundlich."

Gretchen lächelte in kleiner Hoffnung, stand mit einiger Mühe auf und schlurfte flaturierend in die Küche. Es ging ihr nicht gut. Sie steckte sich zwei Finger in den Hals und erbrach sich in die Spüle, auf das frisch abgewaschene Geschirr.

Bernhard spürte langsam die Wirkung des Alkohols. Heute hatte er keine Lust mehr auf Sex. Morgen war Sonntag.

Er griff nach seiner Gitarre und improvisierte ein wenig herum, verlor aber nach ein paar Minuten die Lust.