Schneckenliebe Part 5

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Nachdem sie die Teigtasche gegessen hatte, machte sie den Abwasch und schaute, während sie ein zweites Bier trank, die Quizshow. Einer der Kandidaten war tatsächlich ein Stripper. Er sah sogar ein wenig besser aus als Bernhard, aber er gewann nichts.

Als die Show zu Ende war, hatte sie bereits vier Bier getrunken und überlegte ernsthaft, mit Wodka weiter zu machen. Hartnäckig schob sie die Vorstellung von sich, wie Bernhard fast nackt inmitten von blondierten Enddreißigerinnen mit bunten Fingernägeln herumhampelte und sich falsche Dollarscheine in den Slip stecken ließ. Sie wischte in wilder Abscheu das Bild weg von Fingern mit bunten Fingernägeln, die wie zufällig über seine Mannespracht glitten und in sein Gesäß kniffen. Sie radierte mühsam das Bild von schwitzenden, stümperhaft geschminkten und im Sektrausch kieksenden Ehefrauen mit bunten Fingernägeln, die ihren Bernie umzingelten, aus ihrem angeschlagenen Bewusstsein.

Sie dachte lieber daran, dass Bernhard mit dem Essen vorsichtig sein musste, wollte er diesen Job noch ein oder zwei Jahre machen. Er war schon 35 und anfällig für kleine Speckpolster. Blitzartig fragte sie sich, wie Chris wohl nackt aussah. Vielleicht so schlank und asketisch wie Jesus. Jesus Christus und Chris. Irgendwie, wenn man an Zeichen glaubte, konnte man die seltsame Quasi-Freundschaft zwischen Gretchen und Chris weiterspinnen. Doch er war nicht frei, und Gretchen auch nicht. Doch es war ihr Bruder, mit dem sie zusammen war. Eine Liebe voller Einschränkungen. Aber eine Liebe ohne Kompromisse. Liebe kannte keine Gnade.

Als Bernhard um halb zwölf erschöpft mit einer Tüte Getränke nach Hause kam, war Gretchen sturzbetrunken und hörte Cora Emerald in voller Lautstärke. Bernhard wollte sich nur ins Sofa schmeißen, ausruhen und ebenfalls trinken. Ohne mit Gretchen ein Wort gewechselt zu haben, ging Bernhard unter die Dusche. Mit Afghanistan-T-Shirt und weißen Shorts kam er ins Wohnzimmer, und nach einem seiner strengen Blicke stellte Gretchen die Musik ein wenig leiser. Sie blinzelte und scheiterte daran, eine Zigarette ordnungsgemäß auszudrücken. Sie saß auf dem Boden. Bernhard griff in seine Tüte und holte eine Flasche Jack Daniels heraus. Nur pro forma fragte er:


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