1. Kapitel - Herrscher über das Korallenland

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„Tzitzi-Ya-Ku. Was weißt du darüber?" Rhaachs strenger Blick war auf Vidar gerichtet.

"Ähm..." Vidar hätte wissen sollen, dass sein Mentor ihn danach fragen würde. „Nur, dass er seine Gegner mit einem speziellen Organ an seinem Kopf blendet", erwiderte er und biss von seinem Steak ab. Sobald sie mit ihrer Mahlzeit fertig waren, würden sie ins Korallenhochland aufbrechen, um einen wild gewordenen Tzitzi-Ya-Ku zu erledigen. Rhaach, welcher bereits mit seinem Teller fertig war, legte eine Hand an die Stirn.

„Vidar... Wie oft muss ich es dir noch sagen? Du musst dich über die Monster informieren!", tadelte er, "Du kannst nicht einfach versuchen, alles solange zu schlagen, bis es tot umfällt. So funktioniert das Jägerleben nicht!" Zwar war Rhaach schon immer ein Spielverderber gewesen, aber heute war er noch strenger als sonst. Dabei konnte man mit guter Rüstung und genug Entschlossenheit alles schaffen. Zumindest hatte Vidars Mutter das immer gesagt.

"Bisher hat das bei mir immer funktioniert", antwortete Vidar schließlich, "Meine Morph-Axt und ich sind eben ein super Team."

"Vidar." Ah, Rhaachs Stimme der Enttäuschung. Keine Jagd war ohne sie vollkommen. "Ich will dich doch nur beschützen. Die Narbe auf mein-"

„Jetzt lass den Jungen in Ruhe. Der schläft uns sonst noch ein." Das war Zeron, Rhaachs Ehemann und definitiv der Coolere von den beiden älteren Jägern. Bisher hatte er die Konversation nur still beobachtet. „Und die Geschichte mit dem Diablos hast du auch schon tausend Mal erzählt", fügte er hinzu, "Es ist fast so, als hättest du nichts anderes in deinem Leben vollbracht." Rhaach grummelte erneut, bevor er mit Zeron ein anderes Gespräch anfing, was in ihren üblichen Neckereien endete.

"Seid ihr dann fertig mit eurer Ehekrise?", frage Vidar. Der letzte Bissen hing noch halb in seinem Hals, doch er konnte nicht länger warten. Jede Zelle in seinem Körper schrie nach Abenteuer.

„Wir warten eigentlich nur auf dich, Vidar", erwiderte Rhaach in seinem üblichen strengen Tonfall.

„Und wir sind ein sehr glückliches Paar", fügte Zeron hinzu. Seine Hand lag auf Rhaachs Arm. Mit einem lauten Pfiff rief er drei Flugdrachen heran, die nur wenige Meter von der Kantine entfernt auf einem Holzbalken saßen. Zwar mochten diese Kreaturen nicht die bequemste Reiseart sein, doch für eine einfache Reise waren sie genug.


Die erste Zeit nach ihrer Ankunft verbrachten die drei Jäger damit, den Tzitzi zu suchen. Er war nicht sonderlich schwer zu finden, denn zum streifte er durch sein natürliches Habitat - dem schattigen Korallenwald im Herzen des Hochlandes - und zum anderen hatte Vidars Flugdrache ihn direkt neben einem frischen Fußabdruck abgesetzt.

Der violette Vogelwyvern hatte einem Shamos-Rudel ihre Beute abluchsen können und war viel zu sehr damit beschäftigt, als dass er die Jäger in den Schatten bemerkte. Die Situation war perfekt, aber weder Rhaach noch Zeron griffen an oder machten irgendwelche Anstalten dies in nächster Zeit zu tun. Also nahm Vidar die Sache selbst in die Hand und stürmte mit Kampfgebrüll und Axt auf das Monster zu. Wild schwingend traf er den Monsterrücken, woraufhin der Tzitzi einen ohrenbetäubenden Schrei ausstieß. Vidar hielt sich reflexartig die Ohren zu. Im nächsten Moment riss das Monster ihn zu Boden und fixiert ihn dort mit seinem Fuß.

Verdammt! An seine Axt kam Vidar jetzt nicht ran. Er hatte sie fallen gelassen, aber ein echter Jäger konnte ein Monster auch ohne Waffe bezwingen. Speichel troff vom Maul des Untiers auf Vidars Gesicht. Mit einer Hand holte er zum Schlag aus, aber das Monster duckte sich einfach. Der Vorgang wiederholte sich mehrmals.

Gerade als der Tzitzi-Ya-Ku die finale Attacke vorbereitete, hörte Vidar jemanden brüllen. Der Tzitzi sprang zur Seite, Augen auf sein neues Ziel gerichtet: Rhaach war aus seinem Versteck gesprungen und schwang sein Dämonjho-Großschwert in Richtung des Monsters.

Monster Hunter - In den Tiefen des TalsWhere stories live. Discover now