7. Kapitel - Das Ende der Reise

95 10 2
                                    

Noch nie in seinem kurzen Leben war Vidar so überschwänglich begrüßt worden. Ein Schwarm aus Forschern umringte ihn und untersuchte ihn ausgiebig. Tausend Stimmen stellten ihm viele Fragen, doch dann schritt die Meisterin der Dritten Flotte ein. „Nun lasst den Jungen in Ruhe." Sofort wichen die Forscher beiseite und ein paar wuselten zurück zu ihren Arbeitsplätzen. Die Meisterin hatte schon immer eine so autoritäre Ausstrahlung gehabt, aber da sie zumeist an ihrem Platz saß und in ihre Arbeit vertieft war, merkte man es nicht sofort. Jetzt stand sie direkt vor Vidar und musterte ihn mit ihrem kühlen Blick. „Wir haben von deinem tragischen Unfall gehört, junger Jäger", sagte sie, „Erzähl mir, wie du zurückgekommen bist. Ich brenne darauf, es zu erfahren."

„Ma'am..., funkte Zeron dazwischen, "Ich denke, Vidar sollte zuerst versorgt werden, denkt Ihr nicht?". Die Meisterin senkte den Kopf.

„Natürlich." Ihr Blick richtete sich wieder auf Vidar. „Sobald du dich von deiner Reise erholt hast, wirst du mir darüber berichten."

Nicht viel später brachte man ihm einen Teller randvoll mit verschiedenem Gemüse und reichlich Wyvernfleisch. Dazu bekam er noch einen Krug Drachenbräu. Zeron begnügte sich mit einer kleinen Portion Korallengarnelen. Wahrscheinlich hatte er vor seiner Reise ins Korallenhochland gegessen. „Hast lang nicht mehr sowas Gutes gehabt, was?", fragte er, als er Vidar alles in sich hineinstopfen sah.

„Hatte nur das zur Auswahl, was man halt in der Wildnis findet, hauptsächlich Kräuter und Blaupilze.", erklärte er mit vollem Mund. Rhaach hätte ihn dafür bestimmt wieder angemeckert und bald würde er das auch wieder tun können.

„Wenn du aufgegessen hast, geh schlafen.", ordnete Zeron an, „Ich schicke nur schnell eine Nachricht an Rhaach, dann komme ich auch." Manchmal vergaß Vidar, warum Rhaach und Zeron so gut zusammenpassten. Aber immer dann gab es so einen Moment wie diesen, in welchem auch der sonst so aufgedrehte Zeron seine besorgte Seite zeigte. „Gute Nacht!", rief Vidar ihm hinterher. Sein Bett konnte er kaum erwarten.

Bereits früh am nächsten Morgen saßen Vidar, Zeron und die Meisterin der Dritten Flotte beisammen und hörten sich eine ausführliche Beschreibung von Vidars Abenteuer an. Als er zu seiner Begegnung mit Antara kam, erhielt er einen erstaunten Blick von der Meisterin. Auch Zeron schien davon erneut verblüfft zu sein, obwohl Vidar ihm schon von der Riderin und ihrem Odogaron erzählt hatte. Genau wie er selbst, hatten sie diese Art von Mensch als Legende abgetan.

„Ich danke dir für deine Zeit, Vidar. Ihr beide solltet jetzt nach Astera zurückkehren." Zeron war schon dabei aufzustehen, aber Vidar kramte noch in seinem Beutel herum. „Ich habe da noch etwas für Euch und Eure Forscher.", erklärte er und hielt der Wyverianerin die Schuppe hin, die er am Vorabend gefunden hatte. Im Licht der aufgehenden Sonne, konnte er endlich ihre Farbe erkennen, rosa wie Kirschblüten im Frühling. Die Wyverianerin musterte die Schuppe. In ihren sonst so kühlen Augen funkelte jetzt Faszination und Neugier. „Dein Bericht über das Tal der Verwesung und diese ungewöhnliche Schuppe werden unsere Forschungen sicherlich vorantreiben.", bedankte sie sich erneut, „Nun hinfort mit euch. Die Flugdrachen werden noch ungeduldig." Vidar verneigte sich ein letztes Mal vor ihr und folgte dann Zeron nach draußen. „Denkst du, die Flugdrachen werden es wirklich schaffen, die ganze Strecke ohne Pause zu fliegen?", fragte er.

„Natürlich werden sie das.", meinte Zeron, welcher bereits einen Mernos zum Abflug bereit machte, „Als du mit Rhaach und mir das letzte Mal von Astera aus hierher geflogen bist, haben sie es doch auch geschafft." Er zog einen zweiten Mernos für Vidar heran. „Bist du soweit?", fragte er. Vidar nickte und kaum hielt er sich vernünftig an seinem Flugdrachen fest, flatterte dieser drauf los. Das Hochland mit seinen riesigen Korallen und Schwärmen von Raphinos glitt unter ihnen hinweg und die große Schlucht tauchte unter ihnen auf. Zerklüftete Felsen wuchsen wie Zähne aus den steinigen Bergen und ragten zum Himmel empor. Den Grund der Schlucht konnte man von hier oben aus fast nicht mehr erkennen. Vidar fragte sich, wie lange ein Sturz aus dieser Höhe bis zum Boden dauern würde.

Monster Hunter - In den Tiefen des TalsWhere stories live. Discover now