Part 51. Die Wahrheit kommt ans Licht

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Riders P.O.V.

Ich musste sie einfach noch mal sehen, bevor ich das hier tat. Es gab kein zurück mehr. Keinen Rückzug. Nach der Stunde schlich ich mich dann also davon. Jetzt war es so weit.

Bei der Fabrikhalle, unserem Hauptlager, hielt ich mit meiner Maschine an. Jetzt musste ich Carlos gegenüber treten. Am Eingang begrüßten mich die zwei von Carlos Wachhunden. Normalerweise legte ich mich gerne mal mit ihnen an, nur heute nicht. Ich ging zwischen den beiden hindurch und in Richtung Büro. Wenn es hier einen Raum gab, den man am besten vermied, dann war es Carlos Büro. Leider auch mein Ziel. Ich trat durch die offene Tür und ließ sie hinter mir zufallen.  >>Rider, was kann ich für dich tun?<< Fragte er mit diesem falschen lächeln, das bei ihm normal war. >>Ich werde aussteigen.<< Warum um den heißen Brei herum reden, wenn es auch gerade heraus geht. Carlos lachte einfach nur. Als er merkte, das ich nicht mit lachte, verstummte er. >>Aber du bist doch gerade erst wieder eingestiegen und dieses mal wird das nicht so leicht sein.<< Nichts ließ ich mir anmerken. Ich hatte mir das gut überlegt. >>Wegen einem Mädchen? Das ist doch bei Rodriguez immer der Grund gewesen. Keine Ahnung, warum ihr dann auch noch so oft überlebt.<< Er spielte auf Sergio an, das war mir klar. Den Grund für meinen Ausstieg musste er nicht erfahren. Doch was er dann sagte, ließ mich für einen Augenblick erstarren. >>Ich habe dich beobachten lassen, Rider. Du warst ziemlich oft mit unserer Saphira zusammen und es war interessant, was ich alles herausgefunden habe.<< Carlos grinsen wurde immer breiter. >>Saphira scheint dir sehr wichtig zu sein.<< Ich hasse dieses Mann. >>Das geht dich nichts an, Carlos.<< Gespielt traurig schüttelte er den Kopf. >>Schade, Rider. Du hattest wirklich Potenzial.<< Dann wurden seine Wachhunde gerufen, die mich weg bringen sollten. Bevor wir durch die Tür waren, rief er mir noch etwas hinterher. >>Ich habe dir doch gesagt, das Ramos Männer deinen Vater umgebracht haben.<< Ich ahnte, das mir die nächsten Worte nicht gefallen würden. >>Das stimmt so nicht. Ich habe ihn eigenhändig erschossen und bis zur letzten Minute hat er noch gebettelt.<< Ich wurde in einen dunklen Raum geführt. Jetzt hieß es abwarten.

Mir war klar, das meine Entscheidung richtig war, dennoch wurde mir mulmig, als nichts passierte. Ich saß jetzt bestimmt einige Stunden in diesem Raum. Vorher wurde mir natürlich noch alles abgenommen. Sergio meinte, das sie es vermutlich etwas dauert, bis sie alle zusammen haben und es los geht. Los geht, mit meinem Austritt. Ich schwor mir, zu Saphira zurück zu kommen. Wenn sie mich dann noch wollte.

Rider war bereits in der Pause nicht aufzufinden und jetzt nach Schulschluss machte ich mir langsam sorgen. >>Josie, wo ist Rider? Ich finde ihn nirgendwo.<< Langsam bekam ich ein komisches Gefühl. Nennt es Vorahnung, wenn ihr wollt. >>Der hatte bestimmt nur noch was zu erledigen.<< Josies Gesichtsausdruck konnte mich auch nicht gerade beruhigen. Sie verheimlichte mir etwas. >>Mein Vater holt uns ab.<< Meinte sie viel zu fröhlich. Das gefiel mir überhaupt nicht. Doch was blieb mir anderes übrig, als ihr zu folgen.

Sergio wartete bereits auf uns und fuhr sofort los, als wir eingestiegen waren. Jedoch nicht in die Richtung, in der seine Familie wohnte, sondern in die Richtung zu mir nach Hause. >>Was ist hier los, Sergio?!<< Fragte ich und konnte einfach nicht ruhig bleiben. Er warf mir durch den Rückspiegel einen Blick zu, der nicht zu deuten war und schwieg. Josie machte sich neben mir immer kleiner. Wahrscheinlich spürte sie meine Anspannung.

Wir kamen wirklich bei mir zu Hause an. Sergio stieg mit Josie und mir aus und ging auf unser Haus zu. Das war alles so seltsam. Bevor ich aufschließen konnte, öffnete mein Vater die Tür. Er sah nicht überrascht aus, uns zu sehen. Nicht mal, als er Sergio anblickte. Okay, was wurde hier gespielt? >>Kann mir mal jemand sagen, was hier los ist?!<< Mittlerweile war ich wirklich verzweifelt. >>Kommt mit. Klären wir das drinnen.<< Mein Vater ging vor und wir folgten ihm. Unser Wohnzimmer war schon belegt. Alle meine Brüder waren da und Mat war über Skype verbunden. Josie setzte sich neben Andrew und ich mich zu Mason. Papa stand zusammen mit Sergio vor uns. Immerhin schien es, als würde ich bald wissen, was hier los war.

>>Kinder, ich muss euch langsam mal die Wahrheit sagen.<< Er wirkte nervös, wie er so da stand. Das war total untypisch für meinen Vater. >>Ich bitte euch, mir bis zum Ende zu zuhören. Eure Mutter, hat damals als Polizistin gearbeitet. Sie liebte ihren Beruf, doch er war auch gefährlich. Als sie mit Saphira schwanger war, gab sie ihren Beruf auf. Sie wollte mehr für euch da sein.<< Mat unterbrach unseren Vater kurz. Er schien in Gedanken. >>Ich kann mich daran erinnern, sie manchmal in Uniform gesehen zu haben.<< Papa nickte und sprach dann weiter. >>Sie versuchte euch möglichst von ihrem Beruf fern zu halten. Und nun ja, sie fing nach Saphiras Geburt in einem Büro an. Mir war bewusst, das es nicht ihr Traumberuf war, doch sie sagte, es wäre in Ordnung. Nach einem Jahr wurde sie plötzlich gefragt, ob sie Undercover arbeiten möchte. Sie sagte nach einiger Überlegung zu. Ich unterstützte sie. Ich hatte aber auch angst. Viel durfte sie mir nicht erzählen. Ich wusste nur, das es etwas mit illegalen Drogen zu tun hatte. Es wurde ruhiger und ich dachte, sie hätten die Bande geschnappt. Erst später erfuhr ich, das sie nach und nach in eine Gang eingeschleust wurde...<< Ich schluckte hart. Das war ziemlich viel auf ein mal. Und diese Gang, das war doch nicht die gleiche, in der Rider ist?! >>... Ich hatte kaum etwas mit bekommen. Wusste nicht, welcher Gefahr sie sich stellte.<< Papas Stimme zitterte und ich dachte das erste mal, das er gleich weinen würde. Er hatte Mama sehr geliebt. >>Als der Autounfall war, versuchte ich mehr heraus zu finden. Dabei lernte ich Sergio, Josies Vater, kennen. Er war ein Aussteiger und hatte mir ein wenig das Gangleben erklärt. Viel konnte er mir auch nicht sagen und nach einer Zeit, ließ ich es gut sein. Ich wusste nicht mal genau, warum ich das alles wissen wollte.<< Es schien als wäre er fertig und meine Brüder und ich waren einfach schockiert. Warum kann nicht ein einziges mal etwas in meinem Leben normal sein? Weil es dann langweilig wäre. Aber diese Art von Ereignissen gefällt mir nicht gerade. Der große, ein wenig furchteinflößende Mann neben meinem Vater begann zu sprechen. >>Ich bin Sergio, Josies Vater.<< Alle hörten ihm aufmerksam zu. Was hätten wir auch sagen sollen? >>Saphira, Rider hat mich gebeten, dir das hier zu geben.<< Er hielt mir tasächlich Riders Lederjacke hin. Sie war mir vorher gar nicht aufgefallen. >>Was hat das zu bedeuten?<< Ängstlich nahm ich sie entgegen und drückte das mir so bekannte Kleidungsstück an die Brust. >>Du bist meinem Neffen sehr wichtig. Du weißt, das er den les Garcias angehört. Der Gang, in die eure Mutter damals geschleust wurde. Er hat einiges herausgefunden und sah keine andere Möglichkeit, als aus zusteigen.<< Eine Träne lief mir über die Wange. Ich nahm niemanden in meiner Umgebung war. >>Ist er tot?<< Ich erkannte meine Stimme selbst kaum wieder. >>Ich weiß es noch nicht.<< Gab Sergio ehrlich zurück und man sah ihm an, welche Sorgen er sich um Rider machte. >>Er tut das für dich, Saphira. Das solltest du wissen. Ich habe eurem Vater ein paar neue Informationen geben können und wir waren uns einig, das ihr alle langsam mal die komplette Wahrheit wissen solltet. Rider hat herausgefunden, das Carlos und die Gang damals hinter die falsche Identität eurer Mutter kam. In einer Gang ist dann klar, was passiert. Die Person wird beseitigt. Verrat wird mit dem Tod bestraft. Das ist die oberste Regel. Der Unfall war kein Zufall. Es war aber auch sicher nicht geplant, das so viele Menschen ums Leben kommen. Immerhin hatte Cathrine dafür gesorgt, das euch nichts passiert.<< Meine Brüder stützten mich, als ich zusammen sackte. Warum jetzt, wo ich langsam damit abschloss? ABer vielleicht musste ich das wissen, um richtig abschließen zu können. >>Wir sollten die Polizei verständigen.<< Sagte Ethan, ganz der logische Denker. >>Die ist geschmiert. Sie wird uns nicht helfen.<< Mason sprach mir mal wieder aus der Seele. >>Na großartig. Und was sollen wir jetzt tun?<< Ich räusperte mich. >>Wir können nichts tun.<< Meinte ich und wischte meine Tränen weg. >>Unsere Mutter ist tot und ich denke, ich kann jetzt damit abschließen. Das heißt ja nicht, das ich sie vergessen werde.<< Papa kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. >>Ich bin stolz auf dich. Das war ich schon immer.<< Es endete in einer großen Familienumarmung. Jeder musste für sich die neuen Informationen verarbeiten. Meine Mutter war nicht der Grund, warum ich weinte. Es war Rider. >>Sergio, was werden sie mit ihm machen?<< Fragte ich nach einer Weile. Er wusste sofort, wen ich meinte. >>Ich weiß es nicht.<<

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