14. Das Sexleben deiner Eltern

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Vorsichtig warf sie Vincent einen Blick zu. Dieser zuckte mit den Achseln und lenkte sie in Richtung der seltsamen Leute.

"Schauen wir mal, was sie zu sagen haben.", murmelte er in ihr Ohr. Langsam traten sie näher, bis sie am Tisch der Fremden ankamen. Die Blondine lächelte breit und klopfte auf den Stuhl neben sich.

"Setz dich, Liebes. Dein Freund ebenfalls.", flötete sie freundlich. Dankbar ließ sich Eliza auf den Stuhl fallen. Ihr Blick wanderte zum Tischnachbar der blonden Fremden.

Es war ein Mann. Seine dunkle Haut und die längeren Haare erinnerten Eliza an die Ureinwohner Australiens. Er lächelte zurückhaltend, doch in seinen Augen sah sie unverhohlene Neugierde.

"Es ist so schön dich kennenzulernen.", hauchte die Blondine aufgeregt,

"wir haben schon von euch gehört." Vincent beugte sich interessiert vor und stütze die Ellenbogen auf den Tisch ab.

"Diese Neuigkeit dürfte sich schnell verbreiten."

"Oh du hast keine Ahnung wie sehr wir Unsterbliche Gerüchte lieben. Wir sind eine eingeschworene Gesellschaft und es ist immer interessant herauszufinden, was jeder so treibt."

"Ihr wisst also wer wir sind?" Die Fremde nickte eifrig.

"Du bist Eliza. Cataleya und Tristans jüngstes Kind. Ein kleines Wunder! Und du bist einer von Rupert Sangais Kindersoldaten. Keine Praxis die außer ihm jemand anwenden würde, aber Rupert war schon immer ein seltsamer Artgenosse. Mein Name ist Hortensia- Rose, aber die meisten nennen mich Rose. Und das hier ist mein allerliebster Dianan." Dianan nickte ihnen stoisch zu.

"Es ist eine Freude dich kennenzulernen, Eliza." Erstaunt erwiderte Eliza seine Begrüßung.

"Ihr seid also unsterblich wie meine Eltern...wie alt seid ihr?", fragte sie einem Impuls folgend. Nie zuvor hatte sie einen Unsterblichen diese Frage gestellt, aber vielleicht würde ihr das Alter der Fremden einen Hintergrund für ihre Eltern liefern. Rose lächelte breit während sie den Kopf schüttelte.

"Eine Dame so etwas fragen? Na gut. Ich habe etwa 1000 vor Christus das Licht der Welt erblickt. Das genaue Datum kann ich dir nicht mehr sagen. Das ist alles schon viel zu lange her." Elizas riss erstaunt die Augen auf. Diese Frau war knapp drei Jahrtausende alt. Ob ihre Eltern eine ähnliche Lebensspanne hinter sich hatten? Dianan sah Rose liebevoll an und strich zärtlich über ihre Wange.

"Sie ist mit Abstand die Älteste von uns. Viele Unsterbliche nennen sie die Älteste der Alten. Ihre Weisheit ist unumstritten." Roses Wangen wurden rot und abwinkend schlug sie die Augen nieder.

"Kann ich dich etwas fragen?", zögerlich suchte Eliza ihren Blick. Rose wandte sich ihr zu und wartete gespannt.

"Alles."

"Du hast so viele Jahre gelebt...weißt du noch wie es ist ein Mensch zu sein? Sterblich und jeden Moment wertschätzend?" Sie wusste das ihre Frage ihr Gegenüber potentielle ärgern konnte, doch sie musste eine Antwort haben. Sie musste wissen ob ihre Eltern überhaupt noch wie Menschen fühlen konnten, oder ob die Zeit ihre Herzen verrotten hat lassen. Rose verzog traurig das Gesicht.

"Ich weiß worauf deine Frage abzielt, aber wenn ich ehrlich sein soll, ist das bei jedem von uns anders. Einige bewahren sich die Fähigkeit zu lieben und Empathie zu zeigen über Jahrhunderte auf, andere schaffen kein Jahrzehnt ohne von dem Gefühl der Isolation in ein kaltes Wesen verwandelt zu werden. Und ich...nun ich habe im frühen Mittelalter eine Phase der Kaltblütigkeit durchgemacht und erst durch deine Mutter wieder wärme gefunden. Jeder geht anders mit der Situation um. Eine universelle gültige Antwort gibt es nicht." Bedrückt seufzte Eliza und wandte sich Dianan zu.

Die Suche nach Unsterblichkeit #Wattys20Where stories live. Discover now