19. Ein Anrecht

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Osmann nickte.

"Meine Adoptivtochter. Eleanora. Kaum siebzehn Jahre alt als Sangai sie geraubt, vergewaltigt und geschwängert hat. Tristan und Cataleya haben mir geholfen sie zu befreien und erst danach haben wir herausgefunden, dass...du da warst." Osmann schenkte ihm einen abwertenden Blick.

"Ich habe sie gebeten, die Schwangerschaft abzubrechen und dem Samen dieses Monsters kein Wachstum zu gestatten, doch Eleanora...sie wollte dich.", Kopfschüttelnd lächelte er, "sie konnte so stur sein."

Vincent blickte in das Gesicht des Mädchens und beinahe konnte er die Entschlossenheit in ihren Zügen sehen.

"Ich habe ihr alles gegeben, auch meine Akzeptanz dir gegenüber. Sie war glücklich..du hast sie glücklich gemacht und mehr wollte ich nicht.", hauchte Osmann zerknirscht. Mit neu entfachter Wut wandte er sich an Vincent.

"Zwei Jahre nach deiner Geburt hat Sangai meine Tochter töten lassen. Dieser Feigling war wegen irgendeiner geschäftlichen Angelegenheit wütend und hatte beschlossen mir mit dem Verlust meiner Tochter eine Lektion zu erteilen. Von dir hatte er immer noch keine Ahnung."

"Wer sind die Leute an die ich mich erinnern kann. Die Menschen, die ich meine Eltern nannte?", fragte Vincent energisch. Osmann blickte ihn mit gleichgültiger Miene an.

"Pflegeeltern. Ich kann mich an ihre Namen nicht erinnern, aber ich habe dich ihnen übergeben nachdem Eleanora...Ich konnte dich nicht länger in meinem Haus ertragen! Alles an dir erinnerte mich daran was dein Vater mir genommen hat." Pflegeeltern also. Vincent versuchte sich an ihre Gesichter, ihre Wärme zu erinnern, doch einen Unterschied zu richtigen Eltern hätte er nicht bemerkt. Er war trotz allem geliebt worden.

"Was ist dann passiert?", forderte er mehr Informationen. Osmann mied seinen Blick.

"Sangai fand heraus, dass du sein Blut bist und dass er begonnen hatte zu altern. Er ließ deine Pflegeeltern töten und raubte dich wie zuvor deine Mutter."

"Und du hast das zugelassen?", empört verschränkte Vincent die Arme. Osmann zuckte übertrieben gleichgültig mit den Schultern.

"Du bist sein Sohn. Er hat ein Anrecht auf dich."

"Nein, das hat er nicht. Außer einer gewaltsamen Samenspende hatte er nie etwas mit meinem Leben zu tun und du hättest das wissen müssen. Du hättest mich beschützen müssen, wie zuvor Eleanora es getan hat. Du hättest uns beide beschützen müssen. Stattdessen vergräbst du dich in dummen Genetikfragen. Ich war dein Enkelkind und du hast mich kampflos deinem schlimmsten Feind überlassen, obwohl du wusstest wie er mich behandeln würde."

Wütend atmete er tief ein und aus. Sein Herz brach für seine junge Mutter und das unschuldige Kind das er einst gewesen war. Sein Gegenüber sah in stumm an, ließ ihn den Schmerz fühlen ohne den Versuch zu unternehmen seine Qualen zu lindern.

"Warum?..Warum hat er mich nicht geliebt? Ich habe alles getan was er wollte, ich habe mein bestes gegeben!"

"Selbst dein Bestes wäre nie genug. Du bist eine ständige Erinnerung an seine Sterblichkeit. Ein Symbol für seinen kommenden Tod. Nur der Wunsch eines jeden sterblichen Menschen etwas von sich auf diesem Planten zu hinterlassen hat dich vor einem schnellen Tod bewahrt. Liebe konnte dieser Mann dir nicht geben, aber er konnte dich formen und sicherstellen dass sein Name unsterblich bleibt."

Vincents Kopf pochte schmerzhaft. Er hatte von Sangai nur Grausamkeit, Ungeduld und Zorn erfahren und würde sich hüten diese Charaktereigenschaften seinen Kindern weiterzugeben. Er würde auch diesen Namen niemals wieder erwähnen. Sangai würde sterben und wenn es nach Vincent ginge, nichts hinterlassen.

Die Suche nach Unsterblichkeit #Wattys20Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt