Kapitel 28

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"Also hat er jetzt endlich gesagt, dass er mich für den Tod unseres Kindes verantwortlich macht.", ich versuchte mir ein klägliches Lächeln abzuringen und sah Pablo an.
Wir saßen auf der riesigen Couch in dem gigantischen Wohnzimmer, das durch eine große Fensterwand Blick auf den Pool freigab.
Ich mochte das Haus. Es war schlicht gehalten, groß und modern. Aber ohne Ophelia wirkte es weniger lebensfroh, weniger strahlend.
Sie gehörte hier her und es brach mir zum zweiten Mal heute das Herz, allein bei dem Gedanken daran, dass sie nicht mehr hier war.
"Es... es tut mir so leid, Juli. Er hat nicht das Recht dazu, sowas zu denken oder zu sagen. Ich... Ich will gar nicht wissen, wie sich das anfühlen muss.", damit riss mich Pablo aus meinen Gedanken. Er sah mich mitleidig an und strich mir über die Schulter.
Ich stieß ein Schnauben aus, wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und sah ihn an, "Pablo, wie um alles in der Welt konnte unser Leben so bergab gehen, dass wir jetzt hier so zu zweit sitzen?", wir beide sahen uns zuerst verzweifelt an, bis wir anfingen zu lachen.
"Dios mío...", er hob seine Hände und vergrub sein Gesicht darin, "Wie kann an einem Tag nur so viel schieflaufen?"
"Ich hab keine Ahnung, aber siehs so; wirklich schlimmer kann kein Tag mehr werden..."
Er schüttelte den Kopf und ließ seinen Kopf auf das Kissen hinter ihm fallen.
Nach etwa 30 Sekunden sah er mich fragend an: "Ablenkung?"
"Ich bitte darum."
"Okay.", er zog sein Handy hervor und nach ein paar Clicks rief er eine Nummer an.
Nach einem kurzen Telefonat, ließ er das Handy wieder sinken. "Pizza kommt in einer halben Stunde. Bis dahin", er sah mich verschwörungsvoll an und sprang vom Sofa auf, "spielen wir Mario Kart, Just Dance oder was auch immer.", er hob grinsend die Switch-Controller in die Höhe, die er aus der Ablage unter dem Fernseher zog. Ich fing an zu grinsen und fing den zugeworfenen roten Controller auf.
"Na dann mal los."

Ich ließ mich lachend auf den Boden fallen und sah mich erschöpft nach Pablo um, der es mir gleichtat.
Die Pizza Kartons standen halb leer neben zwei Gläsern Wein auf dem  Couchtisch, den wir zur Seite geschoben hatten, um Just Dance spielen zu können.
"Du bist wirklich grausam in dem Spiel.", ich sah ihn grinsend an und wir beide fingen herzhaft zu lachen an.
"Das ist nicht fair. Was soll man denn da sonst machen außer rumzuhampeln?"
Ich sah ihn spöttisch an, er nahm ein Kissen von dem Sofa und warf es auf mich.
"Hey!", empört fing ich es mit beiden Händen auf und schleuderte es im hohen Bogen zurück. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass Pablo das Kissen abprallen ließ und es dadurch weiterhin durch die Gegend flog. Es landete schließlich auf einem der beiden Weingläser, welches sofort umkippte und den roten Inhalt einmal quer über den beigen Teppich verteilte.
Ich schlug mir entsetzt die Hände vor mein Gesicht und sah Pablo an, der mit offenem Mund auf das Geschehnis blickte. Dann erwiderte er meinen Blick und brach nach ein paar Sekunden in schallendes Gelächter aus. Ich stimmte nach einem kurzen Schreckmoment schließlich mit ein und ließ meinen Kopf verzweifelt auf den Boden sinken.
"Gott, was ist heute bloß los..."
"Also ich glaube, wir brauchen einen neuem Teppich..."
Ich sah ihn entsetzt an: "Nein nein nein. Wir fragen jetzt erstmal unseren Freund und Helfer Google. Neuen Teppich... pf. Bevor wir nicht alle Tipps versucht haben, wird hier sicher kein neuer Teppich besorgt.", ich zog kopfschüttelnd mein Handy hervor und blickte auf das Display.
Auf meinem Startbildschirm tummelten sich unzählige Nachrichten.
Alle von Jamal.

Es tut mir leid. [14:31]
Bitte komm zurück [14:32]
Juli? [15:02]
Hallo? [15:43]
Juli bitte [16:01]
Es war nicht so gemeint, ehrlich; ich wollte das nicht sagen [16:01]
Juli wo bist du? [16:39]
Ich mache mir langsam Sorgen [16:40]
Hör doch bitte auf, mich zu ignorieren [16:51]
Ernsthaft? [17:22]

Mit einem entsetzten Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es mittlerweile fast 19 Uhr war. Seit der letzten Nachricht waren also beinahe eineinhalb Stunden vergangen. Zuerst sah ich sie mir nochmals zögerlich an, in der Überlegung zu antworten, ehe ich entschieden den Kopf schüttelte und die Nachrichten wegwischte.
Sollte er sich doch ruhig Sorgen machen...
Ich verbannte die Nachrichten aus meinem Gehirn und ging auf Google.
"Aaalso... wir brauchen dringend Papiertücher, Glasreiniger und Zitronensaft. Na los", ich sah Gavi auffordernd an.
"Äh ja gut.", er lief in die Küche.

"Sieht doch aus wie neu.", ich legte meinen Kopf schief und sah aus dem Augenwinkel, wie Pablo es mir gleichtat.
"Jaaaa", langgezogen sprach er es aus und sah mich dann mit einer hochgezogener Augenbraue an.
"Ich glaube, ich brauche einen neuen Teppich..."
Ich blickte weiterhin auf den sich nach wie vor abzeichnenden Fleck.
"Ich glaube auch", mein Blick richtete sich verzweifelt auf ihn und ich ließ mich lachend auf den Teppich fallen.
"Scheißtag."

Endless love ? - Jamal MusialaWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu