Kapitel 52

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Julis POV

„Ich bin so stolz.", ich gab Jamal einen Kuss auf den Mund und schlang meine Arme um seinen Hals.
„Ich raff auch nicht ganz, wie wir sieben Tore in einer Halbzeit gepackt haben, aber ich beschwere mich nicht.", er grinste.
„Hast du eigentlich die zig Nachrichten gelesen? Die Tratschmagazine sind voll mit Meldungen über unser Comeback, nach deinem Interview."
„War das eigentlich in Ordnung?", er sah mich aufmerksam an.
„Natürlich.", ich lächelte sachte, „Außerdem werde ich nur als emotional abhängig beleidigt, du als toxischer Fremdgeher."
Jamal und ich fingen beide an zu lachen.
„Fair enough."
„Was du gesagt hast, war übrigens sehr süß."
„War bloß die Wahrheit, du hast mir extrem gefehlt."

„Jamal? Wieso nehmen wir Lilli, Neo und Carolin nicht mit in den Urlaub."
„Weil es anstrengend ist mit denen? Ich habe meinen Kinderwunsch echt nochmal überdacht letztes Wochenende."
„Wow, dafür ist es jetzt etwas spät."
Er sah mich gespielt erschrocken an: „Scheiße...", ich zog belustigt meine Augenbraue hoch.
„Nein aber jetzt ernsthaft."
„Ja doch, wegen mir. Aber du weißt, dass dann auch Charly mitkommen muss?"
„Der Grund, weshalb ich sie eigentlich dabei haben will.", meinte ich grinsend.
„Pf, ich verstehe immer noch nicht, was sich Mama dabei dachte, sich damals plötzlich einen Golden Retriever anzuschaffen."
„Vermutlich hat sie dich seit dem Wechsel zu sehr vermisst."
Jamal boxte mir in den Arm, ich lachte.
„Nein aber ein Haus zu finden, in dem auch ein Hund mitkommen darf, dürfte ja jetzt nicht allzu kompliziert werden. Und wir fliegen ja eh privat, wegen meines ... Übelkeitproblems, also..."
„Wegen mir. Dann sollten wir die drei aber fragen, ob das überhaupt so kurzfristig möglich ist. Und dann sollten wir uns schleunigst ans Buchen machen. Wohin wollen wir überhaupt?"
Ich überlegte: „Ich wünschte, wir könnten unsere Bucket List abarbeiten, indem wir es wirklich mal auf die Turks- and Caicosinseln schaffen, aber das ist viel zu weit weg. Den Flug traue ich mir ehrlich nicht zu."
„Wie wäre es denn dann mit etwas in Europa? Wir waren doch schon letztes Jahr in Punta Cana, dann bleiben wir dieses einfach etwas näher.
Wir könnten nach Sardinien, Saint-Tropez, Krk oder wieder mal nach Ibiza. Oder Griechenland. Das hat uns doch bisher jedes Mal super gefallen."
„Klingt alles toll. Aber ich glaube, Griechenland würde mich gerade am meisten reizen."
„Na also.", er drückte mir einen Kuss auf meinen Kopf, ich zog mein Handy hervor, um Carolin und Lilli anzurufen.

„Gott ich freue mich so darauf. Juli, du bist die beste, dafür dass du uns mitschleppen wolltest.", Lil quietschte auf.
„Dass du mitkommst und deine Zeit nicht mit jemand gewissen anderem verbringst, finde ich toll.", meinte ich und zog eine Augenbraue hoch.
„Was-?"
„Ich hab deine Kommentare unter deinem Insta-Post gesehen, Lil. Wer ist er und wann lernen wir ihn kennen?"
„Pssscht.", Lilli sah sich erschrocken um, ob uns jemand zuhörte. Doch bis auf Charly, der uns hechelnd ansah, war niemand da. Jamal und Carolin standen einige Meter entfernt und redeten, Neo tippte gestresst auf seinem Handy herum.
„Er heißt Victor."
Ich unterbrach sie ungeduldig: „Ja das habe ich durch seinen Username auch schon gemerkt."
Sie sprach unbeeindruckt weiter: „Und ihr werdet ihn sicher noch nicht jetzt kennenlernen."
Ich verzog mein Gesicht zu einer traurigen Schnute.
„Nah ah. Versuchs erst gar nicht. Das soll erstmal etwas laufen, bis ich euch den vorstelle. Darf ich dich an meinen letzten Freund erinnern?!"
Ich presste meine Lippen aufeinander: „Ist ein gutes Argument."
Ihr letzter Freund war wirklich katastrophal gewesen. Ein richtiges, richtiges Arschloch.
„Dann sag mir aber wenigstens, wie glücklich du auf einer Skala von 1-10 bist."
Sie fing an zu strahlen: „11."
„Naw.", ich begann glücklich zu lächeln, „Dann ist das erstmal alles, was ich wissen muss. Ach Lil.", seufzte ich und umarmte sie glücklich.

„Gottseidank ist dieser Flug vorbei und Gottseidank haben wir kein Ziel gewählt, das noch weiter weg ist.", meinte ich und fasste mir an meinen Bauch. Mir war immer noch speiübel von dem Flug in Kombination mit der Morgenübelkeit.
Jamal strich mir behutsam über den Rücken.
Wir waren auf Mykonos angekommen und auch wenn ich mich gerade für zweieinhalb Stunden gefühlt durchgehend übergeben hatte, war es das absolut wert gewesen. Die Sonne in meinem Gesicht beim Aussteigen aus dem Flugzeug war der Wahnsinn.
„Sommer, Sonne, Sonnenschein, mehr als das muss fast nicht sein.", witzelte Neo und schlug mir auf die Schulter, „Du hast dich tapfer geschlagen."
„Und du verbringst zu viel Zeit mit deinem Trainer. Der Spruch hätte 1 zu 1 von Müller kommen können."
„War er auch.", antwortete Jamals kleiner Bruder trocken.
Ich schüttelte den Kopf und schnipste ihm gegen den Kopf, er lachte bloß.
Dann legte er seinen Arm um mich und atmete mit geschlossenen Augen und Gesicht zur Sonne gereckt tief durch.
„Nein ernsthaft, danke fürs Mitnehmen."

Das Haus war der absolute Wahnsinn. Es war wirklich traumhaft. Wir hatten nicht nur einen Pool mit direktem Ausblick auf das Meer, sondern auch einen direkten Zugang zu einem wunderschönen Sandstrand. Das Haus war modern, aber trotzdem südländisch-ferienhaft eingerichtet, beinhaltete meterlange Fensterfronten und generell alles, was das Herz begehrte. Von gigantischen Zimmern über eine ausfahrbaren Kino-Leinwand draußen neben dem Tisch, bis hin zum Fitnessraum. Langweilig würde uns hier sicher nicht werden.
„Es ist wirklich wunderschön...", murmelte ich, Jamal nickte neben mir stumm, während wir auf das Meer sahen.
Es war einer der Momente, in dem uns beiden wieder bewusst wurde, wie unfassbar privilegiert wir eigentlich waren. So etwas hätten sich unsere beiden Familien niemals leisten können.
Ein Plätschern riss uns aus unseren Gedanken. Charly war in den Pool gesprungen und wir beide fingen zu lachen an. Der Hund schwamm eine Runde, ehe er den Pool hechelnd wieder verließ, sich trocken schüttelte und in das Haus spazierte.
Jamal legte derweil seine Arme um meinen Nacken und umschloss mich so von hinten. Seinen Kopf legte er auf meiner Schulter ab.
„Ich liebe dich", murmelte er leise, ich lächelte glücklich und legte eine Hand auf seine.

„Neo, Jamal, Lilli und ich wollen ein wenig in die Stadt, möchtest du mit?", hörte ich Carolin von drinnen fragen. Ich selbst lag mitsamt Schlüssel unter einem Schirm am Pool.
„Was ist mit Juli?"
„Der armen ist immer noch übel, sie bleibt lieber hier."
„Hm nee... dann geht ihr mal, ich bleibe bei ihr."
„Neo, du kannst gerne mitgehen, du musst wirklich nicht wegen mir hierbleiben.", rief ich nach drinnen.
„Willst du mich loswerden?", er trat einen Schritt nach draußen.
„Ha ha. Ne aber fühl dich bitte nicht verpflichtet, hier Babysitter zu spielen. Viel machen kannst du für mich eh nicht. Genieß lieber den Urlaub."
Er winkte ab: „Ich bleibe echt lieber da."
Ich warf ihm ein mattes Lächeln zu. Jamals Bruder war wirklich ein Schatz, seit wir hier waren. Zumindest mir gegenüber, denn Lilli und er stritten ununterbrochen.
„Gut, wie du meinst.", meine Carolin.
„Juli und du bist dir sicher, dass der Rest gehen kann?"
„Ganz sicher. Mir ist nur übel, ich sterbe nicht gleich weg.", ich versuchte mir ein überzeugendes Gesicht aufzusetzen.
Die Tabletten gegen Übelkeit halfen bei mir nur bedingt und um ehrlich zu sein ging es mir fürchterlich. Aber ich wollte nicht noch einen dritten Tag drinnen im Bett verbringen, daher hatte ich mich rausgezwungen, um zumindest frische Luft zu bekommen.
„Okay.", sie sah mich kurz mitleidig an, „Wir sehen uns später."

Belustigt sah ich auf Neo, der neben mir Sport trieb. Dann setzte ich meine Sonnebrille auf meinen Kopf „Wie läufts eigentlich bei Bayern?"
Er nahm eine Hantel hoch und machte derweil eine Beinübung.
„Ganz gut.", er schnaufte, „War letzte Woche wieder einmal bei den Profis dabei. Aber-", plötzlich brach er ab und arbeitete stattdessen still weiter.
„Aber?", meinte ich mit hochgezogener Augenbraue.
„Nichts", murmelte Jamals kleiner Bruder.
„Neo, spucks aus!"
„Okay, aber ich hab da noch nicht mit Mum und so drüber geredet, also..."
„Meine Lippen sind versiegelt.", versprach ich ihm, er nickte.
„Thomas will mich mit zu AC Mailand nehmen."
Mir klappte fast die Kinnlade runter: „Was?"
Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass Müller den Teenager mit nach Italien nehmen wollte.
Er zuckte mit den Schultern: „Der übernimmt ja ab nächster Saison AC. Und er hat scheinbar so viel Vertrauen in mich, dass er mich mitnehmen will. Sie sind auf den Innenverteidigerposten etwas dünn besetzt, ich habe also gute Chancen auf Spielpraxis und das in der Serie A bei einem starken Team."
Ich war sprachlos, daher brach nur ein Wow aus mir heraus.
Neo machte stumm seine Übung fertig, bis er sich zu mir umdrehte: „Was hälst du denn davon?"
„Ich meine... AC Mailand ist ein großartiger Club und wenn dich der Trainer extra mitschleppen will, ist das wirklich was wert. Klingt also an sich nach einer super Chance. Aber-"
„Aber?"
„Aber das ist ein riesiger Schritt, Neo. Ein anderes Land, eine andere Sprache, ein anderes Team, ein anderes Niveau. Das ist kein Bayern Campus mehr, sondern die Serie A. Das ist nicht so einfach. Und Neo, du bist minderjährig. Das würde bedeuten, dass Carolin mit dir kommen würde."
„Ich weiß...", murmelte er, „Ich will Mum echt nicht aus ihrem Leben ziehen. Sie ist damals schon für Jamal umgezogen. Und ich weiß, das würde sie auch für mich tun, aber will ich, dass sie das tun muss?"
Ich verzog überlegend mein Gesicht.
„Hast du denn schon mit wem anders darüber gesprochen? Jemand vom Bayern Team meine ich."
„Ja, Aleks."
„Und?"
Er zuckte mit den Schultern: „Er meinte, er habe nie bereut bei Bayern die gesamte Jugend durchzuspielen und dann darauf zu warten, in die Profi Mannschaft hoch zu dürfen. Und guck ihn dir an, er ist eine absolute Vereinslegende geworden. Aber- keine Ahnung.", murmelte er.
„Wann kannst du denn dein Debüt in Italien geben?"
„Noch mit 15."
„Und in der Bundesliga?"
„Mit 16."
„Also in beiden Fällen ist ein Debüt in der nächsten Saison möglich."
„Mhm, aber keine Ahnung, ob das bei Bayern zustande kommt."
Ich atmete laut aus: „Klingt nach einem großen Dilemma..."

Endless love ? - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now