- Kapitel 57 -

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Lukes Sicht

Mein Blick war aus dem Seitenfenster des Autos gerichtet. Die Wohnlandschaft zog an uns vorbei.
Nervös wippte ich mit einem Bein auf und ab.
Meine Hände hatte ich in den Ärmeln meiner Jacke versteckt, wo sie sich in den Stoff krallten.

»Damien wird nicht dabei sein. Wie soll ich ohne seine Anwesenheit das erste Mal da rein gehen ohne Panik zu bekommen? Sogar mit seiner Hilfe bin ich Panik verfallen.
Was, wenn Maik da ist und Probleme macht?«

Tief atmete ich ein und wieder aus. Versuchte so ein erneutes Ausbrechen der Panik zu vermeiden.

Die Fahrt zum WKM dauerte von Marius Zuhause keine fünf Minuten.

Chris parkte das Auto auf dem Parkplatz.

Unangenehm zog sich mein Magen zusammen und mir wurde schlecht.

Marius nahm eine Hand von mir. Das riss mich aus meinem Gedanken mit Katastrophen Szenarien und ich schaute zu ihm.

»Denk dran, wir sind bei dir. Falls was sein sollte bist du nicht alleine«, erinnerte er mich, worauf ich nickte.

Wir stiegen aus und liefen auf das Gebäude der Rettungswache zu.

Der Stoff meiner Jacke musste ordentlich leiden, so fest krallten sich meine Finger der freien Hand daran fest.

Mein Herz schlug mir spürbar bis in den Hals und ich war mir sicher jeden Moment ein weiteres Mal die Kontrolle über die Panik zu verlieren.

»Vergiss die Atemübung nicht«, kam mir Damiens Ratschlag wieder in den Sinn und ich begann damit mich aufs regelmäßige ein uns ausatmen zu konzentrieren.

Damit ich nicht draußen stehen blieb, animiert Marius mich dazu ihm und Chris nach drinnen zu folgen.

Vor uns erstreckte sich die Treppe, auf der das letzte Mal, als ich hier war, Maik aufgetaucht war.

Chris lief hinter uns. Wohl um sicherzugehen, dass keiner von uns einen ungewollten Abgang machte.

Vor der Tür, zu der mich Marius das eine Mal unfreiwillig hin gezogen hatte, blieben wir stehen.

Chris klopfte an, öffnete die Tür und schob uns rein.

Das wäre der Moment gewesen, an dem ich liebend gerne in Panik verfallen wäre, stattdessen versteifte sich mein Körper und ich starrte in den Raum.

Vier Personen waren anwesend. Allesamt in Rettungsdienstuniform.
Einer unter ihnen war Jules.

Sein überraschter Blick traff auf meinen. Er hatte nicht damit gerechnet, mich hier zu sehen.

Das letzte Mal, als ich ihn in Dienstkleidung gesehen hatte war, als er während des Dienstes zu mir nach Hause kommen musste, um einen Pflasterwechsel vorzunehmen. Das war nicht ohne Panikattacke geendet.
Auch war das der Tag, an dem ich Chris das erste Mal für ein paar Sekunden gesehen hatte.

»Luke? Mit dir habe ich nicht gerechnet«, fasste er seine Überraschung in Worte. Ich war nicht in der Lage, darauf zu antworten.

»War auch nicht geplant. Marius hat sich beim Gemüse schneiden in den Finger geschnitten.
Da Luke da ist und ihn nicht mit ins Hauptgebäude schleppen wollte, hab ich mir gedacht, dass du dich schnell darum kümmern könntest«, übernahm Chris das reden und klärte meinen Onkel darüber auf, wieso wir da waren.

»Kein Problem. Ich helfe euch gerne« meinte Jules und stand auf.
Er deutete in Richtung Tür und wollte wohl, dass wir den Aufenthaltsraum verlassen.

Marius hatte mich nach wie vor an der Hand und animierte mich mit leichtem Zug dazu, mich in Bewegung zu setzen.

Keine Sekunde ließ ich Jules aus den Augen, während wir zu einem anderen Raum gingen, er diesen auf Schloss und hineinging.
Als ich sah, was für ein Raum das war, löste ich mich aus Marius Griff, taumelte an die Wand zurück und ließ mich an dieser nieder.

»Nein. Ich hab es bisher geschafft ohne Panikattacke hier drin zu sein. Jetzt auch noch in den Raum zu gehen, wo es nur so von medizinischem Kram wimmelt, wäre zu viel.«

»Geht nicht?«, fragte Jules, worauf ich bestätigend nickte.
»Ich lasse dich ungern alleine auf dem Flur sitzen in dem Zustand. Allerdings möchte ich dich nicht dazu zwingen, dass du mit reinkommst.«

Mir war auch nicht wohl dabei, alleine auf dem Flur zu bleiben. Schließlich wusste ich nicht, ob Maik da war oder nicht. Ungern wollte ich alleine auf ihn treffen.

»Kann Papa nicht bei ihm bleiben?«, machte Marius den Vorschlag.

Bitte was? Er war die Person die genäht werden musste und er macht den Vorschlag, dass sein Vater, seine mentale Unterstützung bei mir bleibt, um auf mich aufzupassen?

Auch Chris schaute Marius fragend an.

»Es ist nur Nähen. Keine OP oder eine unangenehme Untersuchung. Außerdem kenne ich Jules sehr gut. Damit komme ich klar. Wenn Luke die Unterstützung mehr benötigt, damit nichts passiert, dann soll er sie bekommen«, verfestigte er seinen Standpunkt noch einmal.

»Bist du dir sicher?«, wollte Chris auf Nummer sicher gehen.
»Ich bin mir sicher«, stimmte der Jüngste zu.
Damit musste Chris nachgeben und nickte.
»Dann ist das geklärt und wir kümmern uns um deine Verletzung. Okay?«, kam es von Jules, was Marius mit einem Nicken bejahte, woraufhin die beiden ins Innere des Behandlungszimmers verschwanden und die Tür hinter sich schlossen.

Chris lehnte sich neben mir an die Wand, während ich mit meinem Blick die Tür fixierte.

Schweigend saßen und standen wir da. Warteten darauf, dass Jules und Marius wieder rauskamen.

Die Wartezeit fühlte sich wie Stunden an und die Paniksymptome zerrten an meinen Nerven.

Mit jeder Minute, die verging, wurde das Verlangen größer einfach aufzustehen und rauszurennen.
Allerdings wollte ich nicht zum zweiten Mal in Chris Anwesenheit die Kontrolle verlieren und klammerte mich an jeden Fetzen Selbstbeherrschung, der mir noch blieb.

Inmitten unserer Wartezeit, waren Schritte zu hören. Da Chris nach wie vor neben mir stand, konnten es nicht seine sein.

Skeptisch darüber, wer es war, wandte ich meinen Blick von der Tür ab und schaute in die Richtung, aus der die Schritte kamen.
Ein unangenehmer Schauer zog sich durch meinen Körper, als ich erkannte, wer da auf uns zukam und mir stellten sich die Nackenhaare auf.

»Chris und Damiens Sorgenkind. Was macht ihr denn hier?«

Am liebsten wäre ich gerannt, aber mein Körper hatte sich wieder in eine Schockstarre begeben, wodurch ich ihn einfach anstarrte.

Ihn.

Maik.

WKM - Angst vor ihnen Where stories live. Discover now