- Kapitel 72 -

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Lukes Sicht

Der Zug kam mit den angekündigten 5 Minuten Verspätung in den Bahnhof eingefahren.

Bereits ein Blick in den Innenraum genügte, um festzustellen, dass die Chance auf einen Sitzplatz beinahe null betrug.

»Na dann. Auf in die unfreiwillige Kuschelstunde!«, kam es von Viola, die ebenso wenig erfreut klang, wie der Rest sich fühlte.

Wir stiegen ein und suchten und Punkte zum Festhalten. Ungern wollte ich bei einer stärkeren Bremsung unfreiwillig auf einer fremden Person landen, wenn ich fallen sollte.

Damit mein Rucksack niemandem im Gesicht hing, setzte ich diesen ab und stellte ihn zwischen meine Füße auf den Boden.
Leider waren ein paar andere nicht so nett wie Akira, Nick, Viola und ich.

»Obwohl ich normalerweise keine Probleme mit vielen Menschen habe, ist das hier jetzt wirklich nicht angenehm. Bitte lass die Fahrt schnellstmöglich vorbeigehen. Alternativ können die meisten auch gerne im Laufe der nächsten Stationen aussteigen, damit hier Mal Plätze frei werden!«

Von der linken Seite wurde ich angestupst. Ich hob meinen Blick und schaute zu der Person, von der das kam. Es war Akira, die mich mit ihrem Blick fragte, ob bei mir alles gut ist. Mit einem Nicken, gab ich ihr zu verstehen, dass bei mir so weit alles in Ordnung war. Darauf nickte auch sie.

Die Zeit verging. Entgegen meiner Hoffnung, dass die Fahrt schnell vorbei ging, zog sie sich wie Kaugummi in die Länge. Meine Beine waren nicht sonderlich erfreut über die lange Stehzeit ohne großartige Bewegung. Das war sogar unangenehmer als eine lange Strecke zu laufen.

Die Tatsache, dass wir bereits eine ungewöhnlich lange Zeit in einem Bahnhof standen, ließ ebenso nichts Gutes verheißen.
Der Bildschirm neben mir, der Informationen über die nächsten Halte, Ankunftszeit und Verspätung anzeigte, zeigte bereits eine Verspätung von zehn Minuten. Und wir standen immer noch.

»Sehr geehrte Fahrgäste. Aufgrund einer Überholung des Fernverkehrs wird sich unsere Weiterfahrt noch ein paar Minuten verzögern. Wir entschuldigen uns für die Umstände.«

Ja Klasse.

Von irgendwem kam ein genervtes Seufzen.

»Unseren geplanten Anschlussbus können wir uns wohl abschminken«, merkte Viola an.
»Immerhin fahren die halbstündig. Dann müssen wir nicht ewig lange warten«, meinte Nick.
»Zum Glück«, stimmte Viola zu.

Da war ich auch froh drum, dass wir eine gute Busverbindung nach Hause haben. Das ist nicht selbstverständlich.

Nachdem wir noch gefühlt eine halbe Stunde gestanden hatten, was real nur wenige Minuten waren, setzte sich das Schienengefährt wieder in Bewegung.

Sobald wir das Ruhrgebiet endgültig hinter uns gelassen haben, hatte sich auch der Zug ein wenig geleert und wir konnten uns sogar Sitzplätze ergattern. Meine Beine bedankten sich dafür.

Es war 18:43 Uhr, als wir den Hauptbahnhof Münster erreichten. Ursprünglich hätten wir um 18:22 Uhr ankommen sollen.

Leider war es damit noch nicht getan. Die letzte Etappe, der Bus stand noch auf dem Plan und um diesen noch rechtzeitig zu erwischen blieben uns noch sechs Minuten.
Das bedeutete zügig den Bahnhof verlassen und zu den Bussen gehen.
Nick nahm es mit dem beeilen etwas zu genau und rannte uns fast davon. Wir anderen versuchten mit ihm mitzuhalten. Nach rennen war mir echt nicht zumute, aber besser das als noch den nächsten Bus zu verpassen.

Als wir das Gebäude des Hauptbahnhofs verließen, sahen wir bereits den Bus mit unserer Nummer in der „Warteschlange“ von Bussen an der Haltestelle stehen.

»Okay. Wir können chillen. Erst muss der andere weg, damit unserer ranfahren kann«, brachte Nick keuchend hervor. Auch wir anderen mussten ein paar Mal durchatmen.

Zwei Minuten später saßen wir im Bus.

»Hast du Dad geschrieben, dass wir uns verspäten? Ich hab leider nicht dran gedacht«, fragte ich Akira, die neben mir saß. »Hab ich. Bereits im Zug, als wir da ewig gestanden haben. Er meinte, dass sie warten mit dem Abendessen«
Das waren doch Mal gute Nachrichten.

Der Bus fuhr los und ich lehnte meinen Kopf gegen Akiras Schulter. Meine Augen schloss ich.

Was ein Tag.
Wir hatten auf jeden Fall eine Menge Spaß, aber den Stress zum Ende hätte man sich echt sparen können. Doch was erwartet man, wenn man es auf sich nimmt mit der Bahn zu fahren? Da kann es nun mal zu Chaos kommen.

Während der Fahrt quatschen wir noch ein wenig, bis Viola und Nick sich verabschieden musste. Nicht viel später kam auch die Haltestelle von Akira und mir und wir stiegen aus.

Erleichtert atmete ich aus, als wir die Haustür erreicht hatten. Da ich den Schlüssel dabei hatte, musste ich aufschließen, wonach wir das Haus betraten.

»Sind wieder Zuhause!«, rief Akira ins Innere, während ich die Tür hinter uns schloss.

»Bin in der Küche!«, rief Dad aus besagten Raum.

Wir zogen unsere Schuhe aus, stellten unsere Rucksäcke auf die Treppe nach oben und gingen in die Küche. Dad saß bereits an dem gedeckten Tisch. Wir setzten uns dazu.

»Eure Mutter musste auch bald kommen. Die hat seit ein paar Minuten Feierabend«, informierte uns Dad über Moms Abwesenheit, was mich wunderte.
»Hatte sie Spätschicht?«, sprach Akira die Frage aus, die ich mir auch gestellt habe. »Nein. Sie hat seit heute Wachenblock und war heute aufm RTW unterwegs«, klärte er uns auf.

»Wachenblock? Heißt das, ich muss jetzt damit rechnen, dass sie auch anwesend sein kann, wenn ich samstags auf der Wache bin? Wenn ja, dann lass das bitte nicht so oft vorkommen ...«, ging es mir durch den Kopf.

»Wie war denn euer Ausflug abgesehen von der Thematik mit der Rückfahrt?«, erkundigte Dad sich.
»Hat echt Spaß gemacht! Wir waren in der Innenstadt. Haben Viola und Nick da ein paar Stellen gezeigt, wo wir öfter mal waren«, begann Akira zu erzählen.
»An unserer alten Schule waren wir auch und in unserem alten Wohngebiet. War echt komisch da zu sein«, fuhr ich mit dem Rest der Erzählung fort.
»Dass das komisch ist, glaube ich aufs Wort. Die Hauptsache ist, dass ihr Spaß hattet«, meinte Dad. »Den hatten wir auf jeden Fall!«, war es Akira die das sagte.

Unser Gespräch setzte sich noch ein paar Minuten fort, bis wir hörten, wie sich die Haustüre öffnete.

»Sind schon in der Küche!«, rief Dad ihr in den Flur. Mom kam keine zwei Minuten später dazu und setzte sich zu uns.
»Hey ihr beiden. Wie lange seit ihr schon wieder da?«, wollte sie wissen. »Noch nicht allzu lange«, gab ich ihr die Antwort, worauf sie nickte und wir anfingen zu Abend zu essen.

Trotz des Mittagessens, was wir uns in Essen besorgt hatten, hatte mein Magen die Nahrungsaufnahme bitter nötig.

WKM - Angst vor ihnen Where stories live. Discover now