BOSS of Passion

Chapter 13

Ich wusste nicht, wie lange ich gebraucht hatte, um alle Tränen weggewischt zu haben. Es lag ganz bestimmt am Mascara, der mir höllisch in den Augen gebrannt hatte. Ich hatte ewig mit Waschlappen auf den Augen im Bett gelegen.

Anstatt Enrico anzurufen, um endlich den Balayage durchzuziehen, war die Erschöpfung in mir durchgekommen und ich hatte mich beschwipst in meiner Badewanne wiedergefunden. Es war das aller erste Mal, dass ich einen Abend bei mir Zuhause verbrachte und Zeit für mich hatte. Was auch immer das war, so hatte ich noch nie meine Zeit eingeteilt.

Langsam rekelte ich mich an diesem Morgen aus dem Bett. Und tapste verschlafen über die Fliesen ins Bad. Seufzend ließ ich mich auf den Schminkstuhl fallen und zog mir die Schlafmaske ab. Ich erblickte mein Innerstes im Spiegel und mich lächelte eine völlig fertige Frau an, deren Augenschatten sehr gut hervorgehoben wurden. Ich hatte nicht nur gewaltige Augenringe, meine Augen sahen generell sehr verquollen aus. Wutschnaubend presste ich mir die Waschpads auf die Augen und döste für fünf Minuten auf dem Stuhl ein.

Ein lautes Miauen ließ mich hochfahren und ich wischte mir die Waschpads weg. Ich hatte die Make-up-Reste abgenommen und mich neu eingecremt. Ein Peeling durchgezogen, meine Augenbrauen gezupft und selbst bearbeitete ich jetzt mit dem Jaderoller meine Gesichtszüge. Meine jugendliche Haut wirkte heute gealtert, was mich wahnsinnig machte. Sogar meine blonden Haare fühlten sich so strohig an, dass ich daraufhin beschlossen hatte, sie mit Kokosöl einzumassieren und sie danach wieder zu waschen.

Keine Sekunde verstrich und ich sah wieder wie aus dem Ei gepellt aus. Mein Make-up hatte ich mir stärker auferlegt, meinen Concealer doppelt aufgetragen und meine Haare hatte ich zu einem Dutt geflochten. Ich war zufrieden mit meinem Ergebnis und hatte mich bewusst für ein Businesshaft-Outfit entschieden.

Ein gutes schwarzes Wolljackett, mitsamt schwarzer Stoffhose von Burberry und dazu kombiniert mit weinroten Jimmy Choo Boots. Gelassen setzte ich mir eine Sonnenbrille auf, deren Brillengläser dunkelbraun waren. Sie verdeckten meine Augen, was mich beruhigte. Erst dann nahm ich mir meine CHANEL Pattentasche, die aus rotem Leder bestand und deren Henkel mitsamt Kette goldfarben war. Es passte zu allem dazu. Zu den Schuhen, mit den Akzenten von meinen Ketten.

Lächelnd setzte ich mir einmal die Sonnenbrille ab, nur um mir selbst zuzuzwinkern, und verabschiedete mich aus meinem Ankleidezimmer. Kichernd gab ich Armani sein Futter, bereitete mir meinen Eiweißshake zu, den ich mir einpackte und ihn mit zur Arbeit nehmen würde. Sobald ich meinen Kalender eingepackt hatte, nahm ich nur noch meine Handtasche und verschwand aus meinem Penthouse.

Glückselig stieg ich in meinen Mustang ein und richtete mir das Kopftuch. Ich hatte mir einen Seidenschal genommen, um meine Haare zu verdecken, damit die Strähnen nicht aus dem Duttkissen fielen. Zu lange hatte ich im Badezimmer gestanden und den perfekten Dutt geflochten, dass ich es nicht riskieren wollte, diesen gleich auf dem Weg kaputt zu machen. Mit Musik und mit meinem Shake gewappnet, fuhr ich von meiner Auffahrt und machte mich auf den Weg zur Arbeit.

Ich hatte alle Emails schon abgearbeitet, Meetings abgesagt und Termine verschoben. Die ganze Zeit ging meine Freisprechanlage auf nonstop Modus und ich wollte nicht wissen, wie viele Telefonate ich jetzt geführt haben musste. Ich war gerade dabei, das Telefonat zu beenden, als ich nach vorn schaute und die rote Ampel bemerkte. Kaum kam ich zum Stehen, schnappte ich mir meinen Terminkalender, plante alle Termine ein, die ich hatte, und trug mir den Operationstermin von Armani ein, den ich noch kastrieren lassen musste.

Mir lagen die Nachbarn damit in den Ohren, meinen Kater zu kastrieren, damit er nicht wieder herum streunerte. Mir machte es nichts aus, denn Armani war schon kratzbürstig genug. Außerdem bemühte ich mich um einen Termin bei meiner Lieblingsboutique, die neue Sachen für mich dort hätten. Ein Treffen mit einem älteren Klienten und nicht zu vergessen meine Massagen. Tatsächlich war ich dazu geneigt, mich zum ersten Mal für einen Tanzkurs einzutragen.