Kapitel 8

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Julian Pov.

Entspannt saß ich auf dem Beifahrersitz meines Wagens und scrollte durch die sozialen Netzwerke, während Kai uns nach Dortmund kutschierte. Ich warf ihm einen Blick zu und beobachtete ihn von der Seite. Trotz allem konnte ich immer noch nicht glauben, dass er hier war und das er uns auch erstmal nicht wieder verlassen würde. Glücklich legte ich meine Hand auf den Bauch. In dem Moment drehte sich Kai kurz zu mir und lächelte, dann legte er seine Hand über meine. ,,Können wir bei McDonald's halten?" Überrascht wandte sich sein Blick wieder auf mich. ,,Was?" Ich zog eine Schnute. Lachend fuhr Kai mit seinem Zeigefinger über meine Lippen und ich hauchte einen Kuss darauf. ,,Alles was du willst." erwiederte er und lenkte den Wagen auf den nächsten Rastplatz. ,,Was möchtest du?" fragte er, als wir in der Warteschlange des McDrives standen. ,,Pommes mit Mayo und einen McChicken." Zustimmend nickte er. ,,Und ein Schoko Milchshake." ,,Okay." Er gab die Bestellung auf und bezahlte. Kurz darauf nahm er die Tüte entgegen und reichte sie mir weiter. ,,Danke Schatz!" Erstaunt sah er mich an und hielt in einer entlegenen Ecke des Parkplatzes. ,,Was ist?" fragte ich überrascht. ,,Du hast mich Schatz genannt. Das hast du bis eben nicht gemacht." ,,Du bist mein Schatz. Ich bin unglaublich froh, dass du da bist." ,,Womit hab ich dich nur verdient? Du bist unglaublich! Ich würde alles tun um dich glücklich zu machen." flüsterte er leise. ,,Ich liebe dich über alles, Juli!" Langsam beugte er sich zu mir rüber und küsste mich zärtlich. Ich legte meine Hand in seinen Nacken und zog ihn näher an mich. Zögerlich fuhr seine Zunge über meine Unterlippe und ich öffnete bereitwillig meinen Mund. Gefühlvoll und leidenschaftlich zugleich umspielten sich unsere Zungen, ich vergrub meine Hände in seinen dunklen Locken. Atemlos lösten wir uns und Kai legte seine Stirn an meine. Er strich liebevoll über meine Wange, bevor er sich zurück lehnte und den Motor startete. Während wir unsere Fahrt fortsetzten, aß ich zufrieden mein Essen und schlürfte mein Milchshake. Die Tatsache alles essen zu können was ich wollte, fand ich wirklich nicht zu verachten.

Eine gute halbe Stunde später kamen wir zu Hause an. Sofort hüpfte ich aus dem Auto und bereute meinem Übermut sofort, als sich wieder mal alles zu drehen begann. Ich fasste nach der Autotür und versuchte so Halt zu finden. Nur einen kurzen Moment später, spürte ich zwei Hände die sich an meine Hüfte legten. ,,Gehts wieder, mein Engel?" Ich nickte und er ließ mich wieder los, schließlich waren wir immer noch in der Öffentlichkeit. Sobald ich meinen Koffer greifen wollte, um ihn aus dem Kofferraum zu heben, schien Kai dieser Umstand jedoch völlig egal zu sein. Schneller als ich schauen konnte, nahm er mir den Koffer ab. ,,Du sollst nicht schwer heben!" Verwirrt sah ich ihm hinterher, als er unserer Gepäck zum Eingang trug. Dann schüttelte ich den Kopf und folgte ihm. Kaum das wir die Wohnung betreten hatten, schob er mich resolut ins Wohnzimmer. ,,Du ruhst dich noch ein bisschen aus und ich kümmere mich um unsere Sachen, ja." Ich konnte nur nicken. Die letzten Tage waren mir schließlich doch mehr an die Substanz gegangen als erwartet. Erschöpft legte ich mich auf das Sofa. Müde schloss ich meine Augen und fiel in einen ruhigen Schlaf.

Kai Pov.

Nachdem ich unsere Koffer ausgepackt und die dreckige Wäsche in die Waschmaschine geräumt hatte, ging ich ins Wohnzimmer. Jule lag friedlich schlafend auf dem Sofa. Lächelnd trat ich auf ihn zu und breitete eine dünne Decke über ihm aus. Vorsichtig um ihn nicht zu wecken, setzte ich mich neben ihn auf die Kante. ,,Es tut mir so leid, mein Sonnenschein. Ich werde alles wieder gut machen. Versprochen." Ich hauchte ihm noch einen Kuss auf die Stirn und stand dann langsam auf, um in der Küche etwas zum Essen vorzubereiten. Die fertige Mahlzeit füllte ich auf einen Teller und brachte es ins Wohnzimmer. Ich kniete mich neben die Choach und strich sanft durch Jules blonde Haare. Verschlafen öffnete er seine Augen. ,,Hey, hast du gut geschlafen?" Er kuschelte sich in die Decke ein, was mir ein kleines Lächeln entlockte und nickte. ,,Ich hab Mittagessen gemacht. Nudeln mit Pesto." Ich griff nach dem Teller, den ich zuvor auf dem Tisch abgestellt hatte. Langsam setzte sich Juli auf. ,,Was ein Service." Er nahm den Teller entgegen und strahlte mich freudig an. ,,Lecker!" meinte er und schob sich die nächste Portion in den Mund. Zufrieden beobachtete ich ihn noch einen Moment, ehe ich mich erhob und wieder in die Küche wollte. Doch weit kam ich nicht. Im nächsten Moment spürte ich eine Hand am Arm und wurde  zurück gezogen. Überrascht landete ich auf der Choach. Einen Moment saß ich konfus da, dann drehte ich mich zu Jule um, der grinsend neben mir hockte. ,,Was..." Weiter kam ich nicht, denn Juli schob mir die befüllte Gabel in den Mund und begann zu lachen. ,,Na, warte." Als ich geschluckt hatte, nahm ich ihm Teller und Gabel aus der Hand und genemigte mir nun selbst eine Portion. ,,Hey." Mit großen Augen und gespielt empörtem Gesichtsausdruck sah er mich an. ,,Wir haben Hunger!" Lächelnd hielt ich ihm die Gabel vor den Mund, den er sofort öffnete. Er legte seine Beine über meine und schmiegte sich näher an mich. Lachend fütterten wir uns gegenseitig. ,,Was ist den hier los?" Abrupt drehten wir uns um. In der Wohnzimmertür stand eine brünette junge Frau. ,,Ella!" entfuhr es Jule freudig. Fröhlich lächelte sie ihn an. ,,Willkommen zu Hause, Jule." Dann wandte sich die beste Freundin meines Freundes, mit einem deutlich dunkleren Gesichtsausdruck an mich. ,,Hallo, Kai." Dann besah sie sich das Bild dass sich ihr bot genauer. ,,Ich muss dir wohl doch keinen Arschtritt mehr geben." ,,Nein, ich hab ihm schon eine Ohrfeige verpasst." erwiederte Jule neben mir. Ella brach in schallendes Gelächter aus. ,,Das ist auch gut." Sie sah uns nochmal zufrieden an. ,,Ich lass euch dann wieder alleine. Braucht ihr noch was? Ich geh dann gleich einkaufen." ,,Saure Gurken und Nutella." erwiederte Jule augenblicklich, was mich grinsen ließ und auch Ella musste schmunzeln. ,,Tut mir leid." kam es leise von Juli, als Ella wieder verschwunden war. ,,Was meinst du?" ,,Die Ohrfeige. Ich weiß gar nicht, da sind wohl die Hormone ein bisschen mit mir durchgegangen." Er senkte beschämt den Kopf. Ich legte meine Finger unter sein Kinn und hob es vorsichtig an. ,,Du bist der letzte der sich für irgengendetwas entschuldigen muss. Wenn dann muss ich mich entschuldigen und die Ohrfeige hatte ich wirklich mehr als verdient. Ich würde noch so viel mehr für dich in Kauf nehmen." sprach ich ernst und fuhr mit meiner Hand zu seinem Bauch, streichelte liebevoll über die leichte Wölbung.

Eine knappe Woche später lagen wir eng aneinander gekuschelt in Jules Bett. Sein Kopf lag auf meiner Brust, während ich durch seine Haare strich. ,,Kai?" ,,Ja?" Er drehte sich etwas um, sodass er mir ins Gesicht schauen konnte. Beinahe etwas schüchtern sah er mich an. ,,Ich hab morgen einen Termin bei Doktor Weber. Würdest du mit kommen?" Überrascht erwiederte ich seinen Blick. ,,Du willst das ich mitkomme?" ,,Natürlich!" Fast schon beleidigt schlug er mir gegen die Brust. Ich lächelte ihn erfreut an. ,,Nichts würde ich lieber tun." Fröhlich beugte er sich zu mir runter und drückte seine Lippen auf meine.

Am nächsten Tag stand ich mit Jule vor der Praxis seines Arztes. Langsam aber sicher machte sich die Aufregung in mir breit. ,,Bereit?" fragte Juli und sah mich von unten herauf an. ,,Ja." Er lächelte mich beruhigend an, dann betraten wir die Praxis. ,,Guten Tag, Herr Brandt." begrüßte die Arzthelferin uns, dann fiel ihr Blick auf mich und ihre Augen weiteten sich kurz, bevor sie ihre Professionalität zurück gewann. Sie verlangte Krankenkarte und den Schwangerschaftspass und schickte uns dann in ein Nebenzimmer. ,,Komm." Jule griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Interessiert blickte ich mich um, konnte jedoch keinen Unterschied zu anderen Arztpraxen erkennen. Ich hörte ein leises Lachen. ,,Suchst du etwas bestimmtes?" Julian, der sich inzwischen auf einem Stuhl gesetzt hatte, sah mich belustigt an. Bevor ich antworten konnte, betrat die Arzthelferin den Raum, maß Jule den Blutdruck und nahm ihm Blut ab. ,,Sie können schon mal im Wartezimmer Platz nehmen." wandte sie sich an mich und gab Jule noch einen Becher. Während ich mich schon mal ins Wartezimmer begab, ging er zur Toilette und kam ein paar Minuten später nach. Er setzte sich neben mich und lehnte sich an mich an. Ich legte meinen Arm um seine Schultern und genoß seine Nähe. Wir saßen noch eine Weile so da, bis Jule aufgerufen wurde. Als wir das Behandlungszimmer betraten, lächelte uns ein älterer Mann freundlich entgegen. ,,Hallo, Herr Brandt, schön Sie zu sehen. Haben Sie sich Unterstüzung mitgebracht?" ,,Gegen Sie immer." erwiederte mein Freund spaßeshalber, was dem Arzt ein Lachen entlockte. ,,Na, so schlimm bin ich ja hoffentlich nicht." ging er darauf ein. ,,Wie geht es Ihnen?" ,,Ganz gut. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass der Schwindel in den letzten Wochen noch viel schlimmer geworden ist." ,,Nun, durch die Blutdruckveränderungen, die jetzt so langsam eingesetzt haben, kann es nicht selten zu Schwindel und Ohnmacht kommen." ,,Was Sie nicht sagen." meinte Jule trocken. Doktor Weber legte einen abschätzenden Gesichtsausdruck auf. ,,Was haben Sie denn wieder angestellt?" ,,Ähm...Nur ein kleiner Kreislaufzusammenbruch." ,,Klein?!" entfuhr es mir, schließlich hatte ich den kleinen Zusammenbruch noch sehr gut in Erinnerung. Im nächsten Moment stieß Jule seinen Ellenbogen in meine Seite. ,,Hast du was gesagt, Schatz?" fragte er scharf. ,,Nein?!" Der Arzt beäugte uns wissend. ,,Wie kam es denn zu diesem kleinen Kreislaufzusammenbruch?" ,,Beim Training." gab Juli leise zu. ,,Ich habe Ihnen bereits das Risiko erläutert, die Ihr Sport mit sich bringt." seufze Doktor Weber. ,,Ich denke der Zeitpunkt eines Berufsverbots ist damit erreicht. Man wird Ihnen am Empfang dann ein entsprechendes Attest ausstellen." Jule nickte langsam. ,,Was macht Ihre Übelkeit?" ,,Abgesehen von morgens und beim Geruch von gewissen Lebensmitteln geht es." Der Arzt nickte. ,,Sehr schön. Hatten Sie sonst noch irgendwelche Beschwerden?" ,,Nein." ,,In Ordnung. Ihre Laborwerte sind alle bestens, lediglich Ihr Blutdruck war ein wenig niedrig, aber das ist normal in diesem Stadium. Dann würde ich sagen wir machen noch einen Ultraschall." Sofort machte sich ein freudiges Lächeln auf Jules Gesicht breit. ,,Legen Sie sich doch schon mal hin und machen Sie den Bauch frei. Und Sie können sich hier hin setzen, Herr Havertz." meinte Doktor Weber zu mir und deutete auf einen kleinen Hocker, neben der Untersuchungsliege, auf die Jule sich gerade legte und seinen Pulli ein Stück hoch schob. ,,So, nicht erschrecken. Es wird kalt." Kurz zuckte Juli zusammen, als der Ultraschallkopf seine Haut berührte und er ergriff meine Hand, während der Arzt mit dem Gerät über seinen leicht gewölbten Bauch fuhr. ,,Da haben wir das Kleine ja." Er drehte den Bildschirm in unsere Richtung und Jule begann sofort über das ganze Gesicht zu strahlen. ,,Hier sehen Sie, das ist der Fötus und hier können Sie den Herzschlag sehen." erkärte mir der Mediziner. Überwältigt blickte ich auf den Moniter. Das Gefühl, welches mich überrollte, als ich es zum ersten mal sah, konnte ich nicht in Worte fassen. Das ist mein Kind! Jules und mein Baby! Unser kleines Wunder! ,,Es ist alles perfekt entwickelt für die 11. Schwangerschaftswoche. Das Kleine ist jetzt 3.1cm groß und wiegt ungefähr 7 Gramm. Und momentan ist es ziemlich aktiv." Immer noch sprachlos saß ich da, konnte noch gar nicht richtig fassen, was ich sehen konnte, dann wanderte mein Blick zu Jule, der mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen und geradezu leuchtenden Augen auf den Bildschirm blickte. Dann drehte er seinen Kopf zu mir, während Doktor Weber den Ultraschall beendete und etwas in den Schwangerschaftspass eintrug. ,,Das ist atemberaubend." flüsterte ich und legte meine Hand auf Julis Bauch. ,,Ich empfehle Ihnen viel zu trinken, um Kopfschmerzen und Schwindel vorzubeugen." ,,Den hab ich ja schon." warf Jule ein, was Doktor Weber kurz schmunzeln ließ. ,,Außerdem eine halbe Stunde Bewegung am Tag, am besten an der frischen Luft." Zustimmend nickte Julian. ,,Kennen Sie einen Kollegen, auf ihrem Gebiet, in London?" fragte er plötzlich. Überrascht sah ich ihn an. Zwar hatte ich bereits deutlich gemacht, dass ich Jule nicht wieder verlassen würde, aber genauer hatten wir noch nicht darüber gesprochen. ,,Ich werde Erkundigungen einziehen und Sie bei unserem nächsten Termin darüber unterrichten." versprach der Arzt. Nachdem Jule sich noch das Attest aushändigen ließ, verließen wir die Praxis. ,,Du willst mit mir nach London gehen?" ,,Ich will nicht mehr von dir getrennt sein. Gut, eine Weile wird es sich vermutlich nicht vermeiden lassen, aber danach will ich bei dir sein. Sei doch ehrlich, du hast deinen Vertrag, du kannst spielen, du musst spielen, du hast so ein riesiges Talent und ich darf doch eh nicht mehr spielen. Es ist das einzig logische." ,,Bist du dir sicher?" ,,Ich war mir noch nie so sicher!" meinte er überzeugt. ,,Bleibt nur noch eins und das wird nicht leicht werden." ,,Was denn?" ,,Unsere Familien."

Am Wochenende, bevor ich wieder nach London reisen würde, hatten wir unsere Familien zum Abendessen eingeladen. Dem Team vom BVB hatten wir bereits gestern während des Trainings einen Besuch abgestattet und die Situation erklärt. Alle hatten wirklich super reagiert und sich für uns gefreut. Marco war ganz aus dem Häuschen und auch ungemein erleichtert gewesen, schließlich war Jule so etwas wie sein Schützling gewesen, seit er beim BVB spielte. Emre hingegen konnte es kaum glauben, währenddessen Nico und Mo sich darüber kaputt lachten, wie oft der Verteidiger sich bei der Länderspielpause Jules Stimmungsschwankungen ausgesetzt hatte. Im Endeffekt nahm Emre gleich Kontakt zu Jonathan auf, um sich mit ihm kurz zu schließen. Wir mussten noch allen versprechen sie auf dem Laufenden zu halten ehe wir gingen. Und jetzt war der Tag der Wahrheit gekommen. Jannis und Ella waren noch nicht zu Hause, sie wollten nach Ellas Frühschicht noch etwas erledigen gehen. Dementsprechend hatten wir noch ein wenig Zeit für uns. Es war inzwischen kurz nach halb sechs und um sechs sollten unsere Familien da sein. Ich stand in der Küche und schob gerade die zweite Auflaufform in den Backofen, während Jule wie verrückt hin und her lief. So langsam machte mich das ganz wahnsinnig, also schnappte ich meinen Freund kurzerhand an der Hüfte und zog ihn zu mir heran. ,,Du läufst noch einen Graben in den Boden, mein Schatz." meinte ich. ,,Was ist wenn sie sich nicht freuen oder wenn sie wütend sind oder..." ,,Jetzt beruhig dich erstmal, mein Engel. Sie werden vielleicht am Anfang etwas verwirrt und überrascht sein, aber sie werden sich bestimmt freuen und erst recht nicht wütend werden." versuchte ich ihn zu beruhigen. ,,Aber..." ,,Kein aber, okay? Sie werden sich freuen." festigte ich meinen Standpunkt und legte meine Hand schützend auf Jules leicht gewölbten Bauch. ,,Ich liebe euch beide." Dann verband ich unsere Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss. ,,Mano man, was ist das denn für eine Begrüßung?! Da kommt man extra her, macht sich zurecht und dann wird man einfach ignoriert." erklang eine belustigte Stimme. Erschrocken fuhren wir auseinander und drehten uns um. Vor uns standen unsere Familien und sahen uns grinsend an. ,,Wie kommt ihr den hier rein?" fragte ich verwirrt. ,,Wir haben sie mit rein genommen." entgegnete Ella. ,,Meine Güte Juli, du bist ja schon wieder ganz blass. Soll ich dir einen Tee machen?" fuhr sie fort. ,,Um Himmels Willen, verschon mich mit deinem Tee, davon wirds mir schlecht." entfuhr es Jule. ,,Siehst du, Liebling, ich sags ja immer." ,,Du brauchst grad was sagen mit deinem Kaffee!" schnauzte Juli jetzt seinen Bruder an, während ich mir das Lachen verkneifen musste. Die Gesichter der Anderen waren einfach göttlich. ,,Und du bist ganz still! Dir hab ich das schließlich erst zu verdanken!" Oh Oh. ,,Können wir jetzt Essen?" fragte er plötzlich. Erleichtert atmete ich auf. Nochmal Glück gehabt. ,,Natürlich. Geht doch schon mal ins Esszimmer. Während sich jetzt erstmal alle einen Platz suchten und erzählten, bereitete ich in der Küche noch schnell den Salat zu. Amüsiert beobachtete ich Juli, der das Nutellaglas und einen Löffel aus dem Schrank holte. ,,Julian! Hab euch nicht beigebracht, dass man vor dem Essen nichts Süßes mehr isst." erklang die Stimme seiner Mutter, die zusammen mit Ella in der Tür stand. Letztere grinste nur wissend. ,,Ach Heike, es ist ja nicht so, als ob wir noch nie etwas genascht hätten." Dann führt sie sie zurück ins Wohnzimmer. Als wir schließlich alle versammelt am Tisch saßen und aßen, konnten wir dem ernsten Gespräch noch ganz gut aus dem Weg gehen. ,,Kai?" flüsterte Jule neben mir. ,,Holst du mir Senf?" Große bettelnde Augen blickten mich an, so dass ich gar nicht anders konnte als zuzustimmen. ,,Boar Jule, Kartoffelgratin mit Senf, dass ist ja noch ekelhafter wie saure Gurken mit Nutella." meinte Jannis. ,,Du hast doch noch gar nicht probiert." erwiederte Juli und schob sich eine Gabel in den Mund. ,,Du isst saure Gurken mit Nutella, Jule?" fragte mein Bruder. ,,Das schmeckt." verteidigte er sich. Damit war das Gespräch für den Moment wieder vom Tisch, auch wenn ich immer wieder beobachteten konnte, wie die anderen Jule verständnislos ansahen. ,,Wie viel willst du denn noch Essen?" wollte Jascha schließlich wissen, nachdem Jule sich zum vierten Mal Nachtisch genommen hatte. ,,Hallo, ich muss essen." gab mein Sonnenschein gereizt zurück. ,,Na wenn du meinst, dass es Massen sein müssen." ,,Aber ich esse doch für zwei." murmelte Jule so leise, dass nur ich es verstehen konnte. Automatisch legte sich Lächeln auf meine Lippen.,,Also, wieso sind wir hier?" brachte mein Vater schließlich das Gespräch auf das entscheidende Thema, als wir uns im Wohnzimmer niedergelassen hatten. Jule umklammerte fest meine Hand. Verwirrt wurden wir angesehen. ,,Wir...Also, wir..." begann Jule stotternd. ,,Na, jetzt macht euch nicht so verrückt. Wir beißen ja nicht." versuchte mein Bruder die Situation etwas zu entspannen. Doch das war leichter gesagt, als getan. ,,Ich gehe mit Kai nach London." brachte Jule schließlich hervor. ,,Was?! Aber wieso? Was redest du denn da für einen Unsinn? Ich kann mir ja vorstellen, dass das momentan nicht so leicht ist mit der Entfernung, aber trotzdem, du hast doch hier in Dortmund deinen Vertrag. Das kannst du doch nicht einfach so aufgeben, wegen irgendeiner fixen Idee." fuhr sein Vater auf. ,,Jürgen! Jetzt lass die Kinder doch erstmal ausreden!" mahnte seine Frau. Jule schluchzte auf und drückte sich an mich. Ich legte meine Arme um ihn. ,,Ist ja gut, mein Schatz, beruhige dich." Erschrocken sahen die anderen uns an. ,,Julian, Liebling, was ist denn los?" fragte seine Mutter alarmiert. ,,So hab ich das nicht gemeint, Julian." versuchte es jetzt auch sein Vater, doch Jule klammerte sich nur hilfesuchend an mir fest, während die ersten Tränen über seine Wangen liefen. ,,Es ist doch alles gut, mein Engel. Er hat das nicht so gemeint. Bitte Sonnenschein, du musst dich ein bisschen beruhigen." liebevoll streichelte ich über seinen Bauch. ,,Kai, was machst du denn da?!" fragte Jan erschüttert. Jetzt lagen alle Blicke auf meiner Hand und Jules Bauch. Auf dem Gesicht meiner Mutter bildete sich langsam ein verstehender Gesichtsausdruck und auch seine Mutter schien die Situation zu erfassen. Sie schlug sich überrascht die Hand vor den Mund. ,,Das ist keine fixe Idee. Wir haben wirklich lange darüber nachgedacht und überlegt, wie wir die Situation am besten handhaben können und das ist nunmal die logischste Lösung." fing ich schließlich an und atmete nochmal tief durch. ,,Jule ist schwanger! Wir werden Eltern!" Einen Moment herrschte Stille. ,,Ich wusste es!" rief Ella aus. ,,Das ist fantastisch." Schnell sprang sie auf, kam auf uns zu und umarmte uns. ,,Jetzt lächel doch mal wieder, Juli. Das ist toll! Jetzt sag doch auch mal was, Schatz." wandte sie sich an Jannis. ,,Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Heilige Scheiße, ich werde Onkel! Und ich habs nicht gemerkt." ,,Das ist wieder typisch du! Man könnte dir das Bett unterm Arsch weg klauen und du würdest es nicht bemerken." erwiederte Ella und entlockte Jule damit ein Kichern. ,,Ha! Ich habs geschafft!" meinte sie zufrieden. Erleichtert strich ich Juli durch die Haare. ,,Jürgen! Hast du das gehört?! Wir werden Großeltern!" Damit war das Eis gebrochen und die Glückwünsche regneten auf uns nieder.

Sweet Follow Of Separation Where stories live. Discover now