Kapitel 9

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Julian Pov.

Vier Wochen später stand ich zusammen mit Ella und Jannis am Dortmunder Flughafen. ,,Pass gut auf dich auf, ja. Und sag Kai, er soll sich benehmen, sonst zieh ich ihm die Ohren lang." meinte Ella und umarmte mich fest. ,,Ich werd dich vermissen." erwiederte ich. ,,Ich dich auch." ,,Machs gut, Bruderherz." Auch Jannis schloss mich nochmal in die Arme. ,,Heulst du etwa, Schatz?" ,,Natürlich nicht." ,,Ja sicher, das würd ich jetzt auch sagen." ,,Ich hab was im Auge." ,,Natürlich." Belustigt beobachtete ich den Schlagabtausch. Die beiden würden mir wirklich unheimlich fehlen. Ein letztes Mal verabschiedeten wir uns, dann nahm ich meine Reisetasche und meine beiden Koffer und lief zum Gade. Ein letztes Mal drehte ich mich noch um, dann ging ich durch den Sicherheitscheck. Kurze Zeit später ließ ich mich, mit gemischten Gefühlen, auf meinen Sitz fallen. Einerseits würde ich Deutschland, meine Freunde und Familie vermissen, andererseits freute ich mich riesig auf Kai. Wir hatten uns seit vier Wochen nicht mehr gesehen, nur über Whatsapp und FaceTime miteinander kommunizieren können. Zufrieden legte ich meine Hand auf meinen kleinen Babybauch, den man inzwischen sehen konnte.

Als der Flieger in London gelandet war, seufzte ich erleichtert. Es war zwar ein vergleichsweise kurzer Flug, der mich trotzdem bereits ziemlich schlauchte, wie ich jetzt feststellte. Schnell stieg ich aus dem Flugzeug und wartete auf mein Gepäck, dann verließ ich das Flughafengebäude und suchte mir ein Taxi. ,,Hello, I want to go to the Cobham Training Centre." Überrascht sah mich der Fahrer an, fuhr dann aber los. Am Trainingsgelände angekommen bezahlte ich und ging auf den Eingang zu. ,,Dann mal auf in den Kampf!" murmelte ich und trat auf den Sicherheitsbeamten zu. Und ein Kampf wurde es. Fast eine halbe Stunde diskutierte ich mit ihm, bis er mich ziemlich verzweifelt rein ließ. Waren wohl ein bisschen zu viele Stimmungsschwankungen für ihn. Nochmal würde ich das nicht mitmachen, aber ich wollte Kai ja ein bisschen überraschen. Der dachte nähmlich ich würde erst heute Abend ankommen und war momentan noch beim Training und da ich weder eine Ahnung hatte, wo sich seine Wohnung befand, noch einen Schlüssel für diese hatte, musste jetzt halt der arme Security dran glauben. Erleichtert stellte ich mein Gepäck ab und beobachtete die Spieler. Einige blickten verwirrt zu mir rüber. Als ich Kai schließlich bei Timo und Ben entdeckte, konnte ich ein freudiges Lächeln nicht mehr unterdrücken. Langsam ging ich von hinten auf ihn zu und legte meinen Zeigefinger auf den Mund um den beiden zu signalisieren sich nichts anmerken zu lassen. Gelang ihnen nicht so ganz. Ben stand die Verwirrung regelrecht ins Gesicht geschrieben, während Timos Gesichtsausdruck deutlich zeigte, dass er keine Ahnung hatte was er von der Situation halten sollte, aber trotzdem leicht grinste. ,,Was ist denn mit euch los?!" fragte Kai verwirrt. Im nächsten Moment hielt ich ihm die Augen zu. Er drehte sich erschrocken um und blickte mich mit großen Augen an. ,,Jule!" Augenblicklich schlang er die Arme um mich und zog mich an sich heran. ,,Was machst du denn schon hier? Ich dachte du kommst erst heute Abend?" wollte er freudig wissen. ,,Das solltest du ja auch denken." entgegnete ich und löste mich widerwillig aus seiner Umarmung. ,,Hello, I' m Ben. You must be Julian." Ich nickte dem Engländer zu, konnte ihn immer noch nicht so wirklich leiden. ,,Mensch Julian, schön dich zu sehen. Wie bist du denn hier rein gekommen? Jason ist doch normalerweise so konsequent." ,,Wer ist Jason?" ,,Der Securitymann." ,,Achso. Ja, weißt du, wir hatten da so eine kleine Diskussion miteinander." ,,Er hat dich doch nicht aufgeregt oder?" unterbrach mich Kai sorgenvoll. Timo schaute daraufhin ziemlich verwirrt. ,,Nur ein bisschen, aber ich fürchte er war am Ende doch ein wenig durch den Wind." Wissend und deutlich amüsiert strich Kai unauffällig über meine Wange. ,,Das kann ich mir vorstellen, Sonnenschein." ,,Das muss ich nicht verstehen oder?" Belustigt schüttelten Kai und ich den Kopf. ,,Willst du warten?" ,,Hatte ich schon vor ja." Mein Freund nickte kurz. ,,Ruh dich ein bisschen aus, mein Engel." Er drückte nochmal kurz meine Hand, dann schloss er sich dem Training wieder an. Ich ging zur Tribüne zurück und zog mein Handy hervor. Erleichtert lehnte ich mich zurück, obwohl mein Bauch noch gut unter meinem Pulli versteckt werden konnte, fühlte ich mich immer schneller erschöpft. Als das Training zu Ende war kam Kai sofort zu mir, während seine Teamkollegen schwatzend in der Umkleide verschwanden. ,,Wie gehts dir, mein Schatz?"  ,,Gut. Jetzt noch besser!" ,,Kann ich dich nochmal kurz alleine lassen? Ich bin so schnell es geht wieder da." Zustimmend nickte ich, während er in die Kabine eilte. Kopfschüttelnd sah ich ihn nach und widmete mich wieder meinem Handy. Einige Zeit später hörte ich Schritte, die auf mich zu kamen. ,,Hey." Timo ließ sich neben mir nieder. ,,Wie gehts dir?" fragte er. ,,Gut und dir?" ,,Auch gut. Du hast wohl vor länger zu bleiben, als nur für ein Wochenende?" meinte er mit Blick auf mein Gepäck. ,,Kann man so sagen." ,,Es freut mich, dass ihr das wieder hinbekommen habt, wirklich. Ich kann verstehen, dass du wütend auf mich bist. Du musst denken, ich hätte Kai dazugebracht, hierher zu wechseln. Aber ich habe wirklich alles versucht, um ihn von der Trennung abzuhalten." ,,Ich bin nicht sauer auf dich. Zumindest nicht mehr." erwiederte ich. ,,Also lauf ich keine Gefahr, wieder einen Anschiss zu kassieren?" ,,Da würd ich mich nicht drauf verlassen." antwortete ich amüsiert. ,,Ärgerst du Timo, mein Engel?" ,,Das würde ich niemals tun." Zufrieden schmiegte ich mich in Kais Arme und legte meinen Kopf ausgelaugt auf seine Schulter. ,,Bist du müde, Sonnenschein?" Sanft strich er mir durch die Haare. ,,Komm, wir gehen nach Hause." Ich löste mich langsam von ihm und griff nach meiner Tasche. ,,Ich nehm das!" Augenblicklich hatte Kai mir die Tasche wieder abgenommen und nahm meine Koffer. Irritiert beobachtete Timo das. ,,Ich kann auch was nehmen." ,,Auf gar keinen Fall! Das ist viel zu schwer. Du musst dich schonen." Genervt verdrehte ich die Augen, folgte ihm dann aber zu seinem Wagen. ,,Tschüss, Timo." rief ich ihn noch schnell zu. ,,Tschüss." entgegnete er reichlich verwirrt.

Kurze Zeit später hielt Kai vor einem modernen Haus. Vor seiner Wohnungstür blieb er stehen. ,,Warte hier!" wandte er sich an mich und brachte mein Gepäck hinein. Was sollte dass den jetzt werden? Als er zurückkam, hob er mich hoch und trug mich in die Wohnung. Lachend schlang ich meine Arme um seinen Hals. Im Wohnzimmer ließ er mich wieder runter. Begeistert sah mich um. ,,Wow!" Zwei Arme schlossen sich von hinten um mich und drehten mich im nächsten Moment um. Kai blickte mich mit großen Augen an, dann ging er auf die Knie und schob meinen Pulli hoch. Fasziniert legte er seine Hände auf meinen kleinen Babybauch. ,,Hallo, mein Kleines. Hier ist dein Papa." Liebevoll streichelte er darüber und hauchte einen Kuss darauf. Glücklich betrachtete ich das Bild und fuhr mit meiner Hand leicht durch Kais braune Locken. Begeistert schaute er zu mir auf, beide Hände auf meinem Bauch liegend.

Die Zeit verging wie im Flug. Inzwischen war ich in der 21. Woche. Das Treppen laufen viel mir inzwischen ziemlich schwer und mein Rücken schmerzte langsam immer mehr. Mein Bauch war ziemlich gewachsen, was vorallem Kai unheimlich stolz machte. Genervt ließ ich mich auf die Choach fallen und löffelte ein Glas Glas Nutella. In zwei Stunden würde das neue Jahr beginnen und mein Freund hatte nichts besseres zu tun, als mit Timo und Ben irgendwas angeblich total wichtiges zu erledigen. Das fiel denen natürlich ausgerechnet heute ein, wo Kai mir eigentlich versprochen hatte, dass wir uns mal wieder einen gemütlichen Abend zu zweit machen würden. All das war in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen. Wenn Kai nicht beim Training oder bei Spielen war, war er in der letzten Zeit immer öfter mit den beiden unterwegs gewesen. Ich wollte mich nicht beschweren, er sollte ja Zeit mit seinem Freunden verbringen, davon wollte ich ihn keinesfalls abhalten und ich mochte die beiden irgendwo ja auch, aber langsam fühlte ich mich doch etwas vernachlässigt. ,,Dein Papa ist manchmal ein ziemlicher Idiot, meine Süße. Da geschieht es ihm recht, dass wir ihn noch ein bisschen im Ungewissen lassen, nicht wahr?" sprach ich und streichelte über meinen Babybauch. Leise musste ich lachen. Die kleine Prinzessin hatte unsere Geduld die letzten Wochen ziemlich auf die Probe gestellt. Bei den Ultraschalluntersuchungen bei denen Kai dabei war, hatte sich die Kleine immer so gedreht, dass man nichts erkennen konnte. Erst beim letzten Ultraschall am Montag, zu dem ich alleine gegangen war, weil Kai mit der Manschaft unterwegs war, hatte sie uns ihr Geschlecht offenbart. Nur das Kai noch nichts davon wusste. Erschrocken wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Schwerfällig rappelte ich mich auf und ging an die Sprechanlage. ,,Hey Jule. Ich bins, Timo. Lässt du mich rein? Es wird langsam frisch." Verwirrt betätigte ich den Türöffner. ,,Was machst du denn hier? Ich dachte..." ,,Ja, das war ich auch, aber jetzt musst du dich mal fertig machen." ,,Was? Wieso soll ich mich umziehen?" ,,Vertrau mir." Ich stöhnte genervt auf. ,,Von mir aus. Willst du was trinken?" ,,Nein, danke." Timo setzte sich auf im Wohnzimmer auf die Choach, während ich ins Schlafzimmer ging und meinen gemütlichen Chilldress, gegen eine blaue Jeans und einen roten Pulli tauschte. ,,Gut." meinte Timo zufrieden, nachdem er mich einen Moment gemustert hatte. ,,Wo fahren wir hin?" fragte ich, als wir schon eine Weile durch die Straßen von London gefahren waren. ,,Überraschung." bekam ich nur zurück. Einige Zeit später hielt Timo an und bedeutete mir auszusteigen. Verblüfft erkannte ich wo wir uns befanden. Direkt vor dem London Eye. ,,Was machen wir hier?" ,,Lass dich überraschen." erklang auf einmal eine andere Stimme hinter mir. ,,Kai?!" ,,Nicht erschrecken." Im nächsten Moment wurden mir die Augen verbunden. Dann spürten ich seine Hände an meinen Oberarmen und er führte mich langsam vorwärts. Kurze Zeit später veränderte sich der Boden unter meinen Füßen und ich hörte wie eine Tür geschlossen wurde. Auf einmal ruckelte es. Erschrocken zuckte ich zusammen. ,,Alles gut." Kurz darauf ruckelte es erneut. ,,Lass die Augen noch zu, ja." Vorsichtig nickte ich, dann wurde das Tuch gelöst und seine Schritte entfernten sich. ,,Jetzt kannst du die Augen aufmachen." Ich öffnete die Augen und erstarrte. Fassungslos sah ich mich um. Wir befanden uns in einer Kabine des London Eye. Auf dem höchsten Punkt. Die Gondel wurde nur durch unzählige Kerzen erhellt und überall waren Rosenblätter verstreut. ,,Juli?" Schlagartig drehte ich mich um. Kai stand in eine schwarze Jeans und ein weißes Hemd gekleidet, ein paar Meter von mir entfernt, in einem Herz aus Kerzen und ging auf die Knie. Ich schlug mir die Hand vor den Mund. Mein Herz begann zu rassen. Er würde doch nicht?! ,,Julian. Vor ein paar Monaten habe ich den größten Fehler meines Lebens gemacht und dadurch beinahe den wichtigsten Menschen auf der Welt verloren. Mir wurde dadurch erst klar, was ich wirklich will. Ich will dich glücklich machen. Ich will mit dir an meiner Seite durchs Leben gehen und nie wieder von dir getrennt sein. Denn du bist mein Leben. Mein Glück. Der wunderbarste, großartigste und liebevollste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe. Als wir uns das erste Mal getroffen haben, wusste ich sofort das du etwas ganz besonderes bist. Wir wurden Freunde, beste Freunde. Doch du hast mich immer mehr verzaubert. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an dich und wenn du bei mir warst, konnte ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren, als auf deine Gegenwart. Du hast mein Herz im Sturm erobert und es nicht wieder her gegeben. Du bist meine Sonne, ohne dich ist alles trist und dunkel. Ich würde alles tun, um dich lächeln zu sehen, das Strahlen in deinen Augen zu sehen. Ich werde dir die Welt zu Füßen legen und die Sterne vom Himmel holen und ich will dir bis in alle Ewigkeit beweisen wie sehr ich dich liebe. Du bist Alles für mich. Meine ganz große Liebe und ich will dich nie wieder verlieren. Du machst mich zum glücklichsten Menschen auf dieser Welt und in ein paar Monaten machst du unser Leben so perfekt, wie nichts auf der Welt es sonst könnte. Ich liebe dich über alles und möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Julian Brandt, willst du mich heiraten?" Sprachlos konnte ich nur nicken, Tränen liefen mir über die Wangen. ,,Ja, ja natürlich will ich das!" Langsam trat ich auf Kai zu, der mich erleichtert und glücklich ansah. Dann stand er auf und ergriff meine Hand. Zitternd steckte er mir den Verlobungsring an den Finger. ,,Ich liebe dich! Ich liebe dich, so sehr!" schluchzte ich. ,,Ich liebe dich auch." Zärtlich strich er mir die Tränen von den Wangen, bevor er unsere Lippen miteinander verband. Im nächsten Moment stiegen die ersten Feuerwerkskörper in den Himmel. Langsam lösten wir uns. ,,Happy New Year, mein Engel." ,,Happy New Year." Glücklich beobachteten wir das bunte Feuerwerk über London. ,,Ahh." entfuhr es mir, als ich plötzlich einen Tritt spürte. Meine Hand wanderte automatisch auf meinen Bauch. Ein strahlendes Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit, als ich ohne Umschweife den nächsten Tritt verspürte. ,,Was ist?" fragte Kai alarmiert. ,,Gib mir deine Hand." Ohne auf eine Antwort zu warten, griff ich danach und legte sie auf meinen Babybauch. ,,Spürst du das?" Gleich darauf kam der nächste Tritt und Kais Augen weiteten sich. ,,Das ist unglaublich." flüsterte er. ,,Scheint als würde sich unsere Prinzessin auch freuen!" Abrupt ruckte sein Blick zu mir. ,,Es wird ein Mädchen?" Freudig nickte ich. Auf Kais Gesicht breitete sich ein Strahlen aus, dann beugte er sich erneut zu mir runter und küsste mich.



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