Kapitel 2

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Julian Pov.

Ich konnte nicht mehr genau sagen, wie ich die letzten Tage überstanden hatte. Während der Freizeit hatte ich mich in meinem Zimmer verbarrikadiert und bei den Einheiten hatte ich mich ins Training gestürzt. Den anderen ging ich so gut es ging aus dem Weg und war mehr als froh als wir am Morgen nach dem Spiel gegen die Schweiz abreisen konnten. Zuhause verkroch ich mich erstmal in meiner Wohnung und war froh, dass Jannis und Ella momentan bei meinen Eltern zu Besuch waren, so konnte ich mich endlich ungestört meiner Verzweiflung hingeben. Kaum zu glauben, dass auch nach 3 Tagen immer noch Tränen kamen, es kam mir vor als hätte ich bereits literweise vergossen. Doch heute war wieder Training beim BVB und ich konnte es mir, so wenig Antrieb ich auch hatte, nicht erlauben zu fehlen. Die Verlockung war im ersten Moment groß, doch der Gedanke an die Fragen der Anderen, die unweigerlich folgen würden, vorallem da Emre in den letzten Tagen immer wieder versuchte an mich ran zukommen, ließ mich recht schnell davon Abschied nehmen. Nur ein Wahnsinniger hatte freiwillig einen verdammt hartnäckigen, nach Antworten suchenden Marco Reus im Nacken sitzen. Also quälte ich mich schwerfällig aus dem Bett und stand auf. Nur um im nächsten Moment wieder darauf zurück zu sinken. Es begann sich alles zu drehen. Aufstöhnend schloss ich die Augen und wartete bis der Schwindel sich legte, ehe ich erneut, diesmal langsamer, aufstand und mein Bad ansteuerte.

Eine gute Stunde später verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg zum Trainingsgelände. Als ich mein Auto abstellte und ausstieg, kam mir gleich eine Person entgegen, der ich nun wirklich nicht gleich begegnen wollte. Marco. ,,Hey Jule." Er trat neben mich und schlug mir kurz auf die Schulter. ,,Aller klar bei dir?" meinte er gut gelaunt. ,,Klar, alles super." erwiederte ich und versuchte mein bestes um ihm ein Grinsen zu schenken. Mit eher mäßigem Erfolg. ,,Sicher, du siehst irgendwie ein bisschen blass aus." stellte er fest, nachdem er mich genauer gemustert hatte. ,,Alles gut." Ohne weiter auf ihn einzugehen, strebte ich die Umkleide an, Marco folgte mir schweigend. ,,Guten Morgen, Jungs." rief er schon wieder bestens gelaunt in den Raum. ,,Morgen" schalte es zurück. Schweigend ließ ich mich neben Erling auf die Bank fallen. ,,Morning, Jule. You've sleeping good?" sprach er mich an. ,,Morning, yes quit good. And you?" Bevor er antworten konnte, tönte eine andere Stimme durch die Umkleide. ,,Es spricht!" Emre war soeben durch die Tür getreten und sah mich schon beinahe schockiert an. ,,Tatsächlich, lieber Emre, bin ich des sprechens mächtig." gab ich zurück. ,,Wow, dass war mehr als du die letzten drei Tage insgesamt gesprochen hast." entfuhr es Emre. Die Anderen beobachteten unsere Konversation verwirrt. Marco zog die Augenbrauen zusammen. Entnervt wandte ich mich ab und zog mich um, um kurz darauf als einer der ersten den Platz zu betreten. Dort traf mich sogleich der nächste überraschte Blick vom Trainer höchstpersönlich. ,,Julian, du schon hier? Muss man sich Sorgen machen?!" Marcel und Mats, die eben zu uns stießen, brachen in Gelächter aus. ,,Muss man aufpassen, Trainer. Nicht das unser Jule noch zum Überpünktlichen mutiert." meinte Mats. Nachdem sich langsam alle eingefunden hatten, fing Favre sofort mit seiner täglichen Rede an. Das Training war anstrengend, erschöpft fiel ich danach auf die Bank und schloss die Augen. ,,Jule, bist du ok?" Marco war vor mir in die Hocke gegangen und sah mich besorgt an. Müde öffnete ich die Augen und nickte kurz. Ich stand auf und ging noch schnell duschen, ehe ich machte dass ich nach Hause kam.

Eine Woche später fühlte ich mich immer merkwürdiger. Ich war generell irgendwie die ganze Zeit müde und beim Training immer unglaublich schnell erschöpft. Mich verwirrte diese Situation mit jedem Tag mehr. Langsam setzte ich mich im Bett auf, morgens machte mir seit neuem mein Kreislauf Probleme. Ich setzte gerade meine Füße auf dem Boden auf, als sich plötzlich ein anderes Gefühl in mir ausbreitete. Ich presste mir die Hand vor den Mund und sprang ruckartig auf. Schnell rannte ich ins Badezimmer, wo ich mich über die Toilette beugte und mich übergab. Keuchend sank ich auf den Boden, bevor ich erneut würgen und mich ein weiteres mal übergeben musste. Schlapp sackte ich neben der Toilette zusammen. Was war das denn? Habe ich gestern irgendwas falsches gegessen? Langsam rappelte ich mich auf und spülte mir den Mund aus, um diesem eckligen Geschmack los zu werden. Dann schleppte ich mich in die Küche, wo ich auf Jannis und Ella traf, die bereits mehr oder weniger gut gelaunt am Tisch saßen und frühstückten. ,,Morgen." murmelte ich leise. ,,Morgen. Mein Gott Jule, was ist los? Du bist weiß wie eine Wand." Erschrocken sprang meine beste Freundin auf und eilte auf mich zu. ,,Mir ist ein bisschen übel." ,,Komm setzt dich erstmal. Ich mache dir einen Tee." Eilig wuselte sie um mich herum und dirigierte mich zu meinem Platz, bevor sie Wasser aus dem Wasserkocher in eine Tasse füllte, einen Teebeutel rein hängte und die Tasse vor mir abstellte. ,,Fehlt dir sonst noch was?" Ich schüttelte den Kopf, während sie mir eine Hand auf die Stirn legte. Ella von den Kreislaufproblemen zu erzählen könnte sich eher kontraproduktiv auswirken. Wir saßen noch eine kurze Zeit zusammen, ehe ich aufstand. ,,Ich mach mich dann fertig. Wir sehen uns später." ,,Du willst ins Training gehen?" ,,Ja, klar." ,,In deiner Verfassung?! Du siehst wirklich nicht gut aus, Juli. Jannis, sag doch auch mal was." wandte sie sich schließlich an ihren Freund. Mein Bruder hob nur abwehrend die Hände, bedachte mich jedoch selbst mit einem besorgten Blick. ,,Es geht mir schon wieder viel besser." erwiederte ich und merkwürdigerweise war das auch wirklich der Fall. Die Übelkeit schien inzwischen vollkommen verschwunden zu sein. Komisch. ,,Bist du sicher? Wenn irgendwas sein sollte, gehst du aber sofort wieder nach Hause und rufst mich an." Ich verdrehte die Augen, manchmal war es halt wirklich nervig eine Krankenschwester als beste Freundin zu haben. ,,Jule." ,,Ja, mach ich" Schnell verließ ich die Küche, bevor ihr noch was anderes einfallen konnte. ,,Jetzt lass es doch gut sein, Liebling. Er wird schon wissen was er tut." hörte ich Jannis Stimme noch. Eilig zog ich mich um und schnappte mir meine Trainingstasche. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich bereits ziemlich knapp dran war und mich jetzt etwas beeilen musste, um noch pünktlich zu kommen.

Sweet Follow Of Separation Where stories live. Discover now